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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Weile ließ der Husten nach. Cerryl stand nur da, wartete und blickte zum Fenster, dessen Läden verschlossen waren, um den kalten Wind auszusperren. Nach einer Weile räusperte Myral sich und trank einen kleinen Schluck Apfelwein.
    »Ich habe mich verschluckt. So was kommt eben vor, wenn man älter wird. Nun … was wollt Ihr von mir?«
    »Ich dachte, Ihr könntet mir vielleicht helfen.«
    »Ich kann auf meine alten Tage nur noch mit Informationen helfen, aber das wisst Ihr ja.« Myral lächelte. »Welche Hinweise soll ich betagter Magier Euch nun geben?« Er deutete zum Stuhl, der auf der anderen Seite des Tisches stand, und hob wieder seinen Becher Apfelwein.
    Cerryl setzte sich. »Ich muss mehr über die Gebühren und den Handel wissen.«
    »Für die Stadtwache?« Myral hob die Augenbrauen. »Damit Ihr für Ruhe und Ordnung sorgen könnt?«
    »Damit ich für Ruhe und Ordnung sorgen kann. Vor mehr als einem Achttag haben wir einen verlassenen Karren gefunden. Er war bemalt und gut in Schuss. Auf dem Sitz war Blut und unter dem Kutschbock fand ich ein Stückchen Druidenseide und Spuren von Chaos.« Cerryl erklärte dem älteren Magier, dass bisher nichts herausgekommen war, verschwieg aber Fydels versteckte Andeutung, er solle sich mit solchen Nachforschungen besser zurückhalten. »Ich mache mir Gedanken, aber ich weiß nicht genau, warum es mich so sehr beschäftigt. Deshalb dachte ich, ich sollte vielleicht mit Euch darüber reden.«
    Myral ließ den Becher mit heißem Apfelwein sinken und kicherte. »Ich fühle mich geschmeichelt. Viele Magier vergessen uns Fossile, sobald sie als Vollmitglieder in die Gilde aufgenommen worden sind.«
    »Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss.«
    »Ihr seid einer der Wenigen, die das begreifen.« Nach kurzem Schweigen fragte Myral: »Warum glaubt Ihr, dass die Steuern und Zölle etwas mit diesem seltsamen Karren zu tun haben?«
    »Die Druidenseide brachte mich wohl darauf.«
    Myral runzelte die Stirn. »Habt Ihr das Stück dabei?«
    Cerryl sah sich nervös um, nickte. »Niemand sonst schien sich darum zu kümmern.«
    »Seht es Euch genau an.«
    Der junge Magier holte das Stück aus seiner weißen Lederbörse, die am Gürtel hing, und betrachtete es eine Weile. »Es wurde abgeschnitten.«
    »Genau. Druidenseide wirkt so zart, aber man kann sie nicht zerreißen. Man braucht eine scharfe, eine sehr scharfe Klinge, um sie zu schneiden.« Myral trank einen Schluck und ließ sich den Dampf ins Gesicht wehen.
    Dies bedeutete, dass das Stück absichtlich unter den Sitz gelegt worden war. Aber warum? Nach einem letzten Blick auf den Stoff schob Cerryl ihn in die Börse zurück.
    »Wir benutzen Druidenseide als Stoff für Kleidung, weil sie weich und schön ist und lange hält«, erklärte Myral leise. »Aber ich verstehe, warum die Druiden den Stoff für Seile und Geschirre benutzen, denn er ist auch stark.«
    »Obwohl ein kleines Tuch mehr als ein Goldstück kostet?«
    »Was ist ein Seil wert, das nicht reißt? Oder ein Tuch, das seinen Träger überlebt?«
    »Ist das Material so wertvoll, dass jemand dafür morden würde?«
    »Das bleibt Eurer Einschätzung überlassen. Ich würde für ein Stück Stoff, wie schön und stark es auch sei, jedenfalls keinen Mord begehen.«
    »Manch einer könnte dazu bereit sein.«
    »Jeder Mann hat seinen Preis. Besonders diejenigen, die alles nur nach seinem Wert in Münzen messen.« Myral schlürfte einen Schluck Apfelwein. »Nun wisst Ihr alles, was ich über Druidenseide sagen kann.«
    Cerryl wartete und überlegte, ehe er weitersprach. »Jetzt die Zölle … ich weiß, wie das Gold wieder ausgegeben wird – für Bewaffnete, Gehälter für die Magier … aber ich habe keine Vorstellungen, wie viele Goldstücke die Gilde tatsächlich braucht.«
    Myral schüttelte den Kopf. »Ratet.«
    »Fünfzehntausend im Jahr?«
    Der alte Magier riss die Augen auf. »Ihr liegt um ein Drittel oder mehr zu niedrig, vielleicht sogar um die Hälfte, aber die meisten könnten sich nicht einmal vorstellen, dass es auch nur ein Fünftel dieser Summe ist.«
    Cerryl lächelte leicht und staunte, dass seine hoch angesetzte Schätzung immer noch viel zu niedrig war. »Die Plaketten … sie bringen nur ein paar tausend Goldstücke im Jahr ein. Höchstens zweitausend, ganz sicher nicht zwanzigtausend oder mehr. Wo wird das Gold aufbewahrt?«
    »Es wird nicht aufbewahrt. Es verschwindet so schnell wieder, wie es hereinkommt. Ihr bekommt jeden Achttag Eure Goldstücke, nicht

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