Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
nehmen.
Nacheinander lege ich die vier Speckseiten in die Bütte. Ich salze die Stücke gleichmäßig, drehe sie um und reibe die raue Mischung in das straffe Fleisch ein, bis meine Hände wund sind und meine Arme bis zu den Ellbogen nass von der rosafarbenen salzigen Brühe, die aus dem Fleisch austritt.
Mein Vater, der endlich aus dem Dorf zurückgekehrt ist und nach Alkohol riecht, den er aufgrund von Versprechungen erkauft hat, tritt an die Bütte und hebt ein Stück Fleisch am Knochen hoch. »Nun schaut euch diesen Fettstreifen am Rücken und am Nacken an!«, ruft er. »So dick wie mein Daumen und mein Zeigefinger zusammen. Das ist gutes Essen! Das Füttern hat sich gelohnt. Hab ich es nicht gleich gesagt!« Er sieht meine Mutter an. Sie hebt Hester vom Boden auf und hört ihn anscheinend nicht einmal. Ihr Bauch ist riesig.
»Haben wir genug Pfeffer und Zwiebeln?«, keift meine Tante aus dem Hinterzimmer. Sie nimmt dieses und jenes in die Hand und dreht es hin und her. Sie spricht von der Wurst, den Kleinteilen, den Resten, den Krusten, den Kräutern. Es wird nichts weggeworfen. Lil ist mit den stinkenden Eingeweiden in einem Eimer zum Fluss hinausgegangen. Sie wäscht sie immer wieder, bis sie sauber sind und bis ihre Finger so eiskalt sind, dass sie es kaum noch schafft, die Därme zu wenden.
Wie immer kümmert sich meine Mutter nicht um das Genörgel und die Schnüffelei meiner Tante. Sie hat es zu oft erlebt, um sich noch etwas daraus zu machen. Sie bringt Hester zum Rollbett, legt sie zum Schlafen hinein und deckt sie zu. Dann kommt sie zurück in die Küche und fängt an, auf einem Brett das Herz und die Nieren in dunkelrote Streifen zu schneiden.
»Ach, immer gibt es Zwiebeln«, ruft Lil verzweifelt, als sie zurückkommt und ihre nassen roten Hände vor das Feuer hält. Sie hasst den Geschmack von Zwiebeln, es sei denn, sie sind nur ein winziger Teil von etwas Gutem. »Wenn wir mal richtig hungern müssten, sodass unsere Beine knochig unter unseren zerlumpten Kleidern herausragen würden, dann gäb’s immer noch Zwiebeln.« Lil ist die größte Naschkatze unter uns. Sie leidet am meisten unter der Eintönigkeit unseres Speisezettels, ist blass und abgehärmt geworden und schläft sofort ein, wenn sie frisches Wasser den weiten Weg vom Brunnen geholt hat. »Tagelang Zwiebelsuppe, davon bekommt man Bauchschmerzen«, jammert sie immer, als würde meine Mutter das absichtlich machen, um sie zu ärgern.
Meine Tante kommt mit einem Eimer in der Hand herein. »Du solltest deine Butter abdecken, Mary«, sagt sie vorwurfsvoll und hält den Eimer schräg, sodass der triefnasse Butterklumpen im Wasser gegen den Rand rutscht und beinahe herausfällt. »Die Mäuse gehen sonst dran und hinterlassen ihre Spuren überall. Besorg dir einen guten Deckel und beschwere ihn. Ein schwerer Gegenstand reicht, ein Ziegel oder ein Stein. Mach weiter, Elizabeth!« Sie hat uns immer schon angetrieben. Meine Mutter sagt, zumindest sei es gut, dass sie unseren Onkel geheiratet habe, weil er von Natur aus so geduldig ist, dass es an Trägheit grenzt. Zum Glück hat sie nicht unseren Vater geheiratet, habe ich gedacht, als sie das sagte, denn mit seinem Temperament hätte er das beständige Nörgeln nicht ausgehalten.
Lil verdreht die Augen und geht zur Tür.
Meine Tante hat natürlich recht: Mäuse fressen alles. Ich habe schon Talgkerzen gefunden, die bis auf den Docht angeknabbert waren, und auch grüne Scheuerseife, die mit Bissspuren übersät war. Mäusekot ist überall zu finden, wie große Staubflocken. Im Sommer schneiden wir Bachminze und Gartenraute und streuen sie auf die Bretter in der Schlafkammer im Obergeschoss, in der Hoffnung, dass die Mäuse nicht hinaufklettern und nachts unsere Haare auffressen oder Nester im Stroh unserer Schlafstellen bauen.
»Wenn ich wählen könnte«, sagte William, als er uns dabei von der Tür aus zusah, »dann würde ich mein ganzes Nest aus Kräutern und Federn bauen.«
»Du meinst, wenn du eine Maus wärst«, antwortete ich.
»Wenn ich eine wäre.« Und ich habe über seine ernste Miene gelacht, ihn hochgehoben und mein Gesicht voller Vergnügen in seinen Haaren vergraben. Wie sich die Dinge verändert haben.
Ich klopfe mir an der Hintertür den Dreck von den Stiefeln und setze mich hin, um sie zu säubern. Im Raum herrscht Stille, abgesehen von dem Geplauder und dem Geräusch der schneidenden Messer. Die Katze miaut einmal vor der geschlossenen Hintertür und läuft
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