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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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zweiten Frost gefroren war, hat ein Fuchs den Rest geholt. Er hat sich vom Waldrand herangeschlichen wie der leibhaftige Schrecken. Die Hennen, die dem Massaker entkommen waren, saßen zwei Tage lang in den unteren Ästen der Esche, bis der Hunger sie heruntertrieb und sie wieder auf dem Boden herumscharrten, als wäre nichts geschehen.
    Ich rieb die Handflächen gegeneinander, um den Weizenstaub und das Gefühl von Mrs. Mellins toter Haut loszuwerden, und holte tief Luft. Wie kalt und klar es war! Draußen auf dem Hof wirkte die Welt ruhig und alltäglich. Ich zählte die Schläge meines Herzens, achtzehn, neunzehn, und war dankbar, dass niemand es hören konnte.
    Und ich erkannte, dass nichts sich ändern würde, wenn ich von hier fortginge. Jede Lücke, die ich in der Welt hinterließe, würde sich schnell füllen, so wie die Erde sich wieder schließt, wenn man rote Rüben herauszieht.
    Ich werde meine Schande anderswo annehmen, dachte ich. Ich muss davonlaufen, bis meine Schande vorüber ist oder sich geändert hat.
    Ich bin rasch zurück ins Haus gegangen und habe den Getreidesack wieder zugebunden, um die Ratten fernzuhalten. Ich habe den größten Teil der Münzen genommen und sie auf ein Stück Stoff gelegt. Dann habe ich eine an die Lippen geführt und musste sie unwillkürlich mit der Zunge berühren und darauf beißen. Sie war kalt und hart. Der metallische Geschmack hatte Ähnlichkeit mit Blut, und ein Schwall meines weißen Atems trieb in der kalten Luft des Zimmers. Sorgfältig faltete ich das Tuch zusammen und steckte es mir zwischen Mieder und Haut. Als ich einatmete, spürte ich, wie die Münzen gegen meinen Brustkorb drückten. Ich habe angestrengt gelauscht, ob Schritte auf dem Pfad zu hören waren, und immer wieder durch das schmutzige Fenster auf den Weg hinausgespäht. Dann habe ich die Porzellandose mit der beschädigten Seite zur Wand ordentlich auf den Kaminsims zurückgestellt. Zwei spanische Goldmünzen habe ich als Bezahlung für die Beerdigung zurückgelassen. Das erschien mir schicklich, und außerdem wusste ich, dass man die Toten niemals über Gebühr verärgern sollte.
    »Mrs. Mellin.« Ich nickte ihrer sitzenden Leiche zum Abschied zu und verließ das Cottage. Gerade noch rechtzeitig hatte ich an die Bratpfanne gedacht.
    * * *
    Wie lange das schon her zu sein scheint, obwohl es erst heute Morgen war.
    »Fürs Pökeln zwei Tage pro Pfund«, rechnet meine Mutter, »wir brauchen also einen Monat, vom nächsten Donnerstag an.« Sie schaut auf den Bottich.
    »Ich mache das, Mutter«, sage ich. Das geschnittene Fleisch glänzt im Feuerschein tiefrot.
    Mir ist schwindelig. In einem Monat bin ich schon lange nicht mehr hier, denke ich. Lil wird todtraurig sein und wochenlang toben. Sie wird weinen, William wird weinen. Hester wird verwirrt sein, aber vielleicht auch nicht. Meine Mutter wird sich vor Sorge verzehren, aber dann wird sie ihr Kind bekommen und schon genug zu tun haben, ohne sich über mich den Kopf zu zerbrechen. Was meinen Vater angeht, bin ich mir nicht sicher. Vielleicht wird er zum Teil erleichtert darüber sein, dass ich weg bin, und zu meiner Mutter sagen: »Sie ist ein großes Mädchen, Mary«, wenn er seine Werkzeuge für die Waldarbeit nimmt und sich auf den Weg macht, um neue Arbeit zu finden. Oder er wird mit seiner großen, harten Hand den Henkel seiner Flasche auf dem Tisch umklammern. Vielleicht auch nicht. Ein Mädchen kann den Vater nie richtig kennen.
    Dennoch weiß ich, dass das Gefühl der Veränderung, das sie bei meinem Verschwinden spüren werden, kurzzeitig von dem Gefühl, mehr zu essen zu haben, verdrängt werden könnte. Ein Mund weniger zu füttern. Weniger Füße für Schuhe. Weniger Wäsche. Weniger Wasser zu tragen.
    Als meine Mutter zischt und in die Hände klatscht, um die Katze zu vertreiben, fällt es mir nicht schwer, mir vorzustellen, wie sich ihr Ärger gegen mich richtet. »Die wären wir los!«, ruft sie, und die Tür bebt, als sie sie zuschlägt. Meine Gedanken eilen voraus, als wäre ich schon fort, und ich spüre, dass mir das Herz schwer wie ein Stein wird, wenn ich mir vorstelle, wie sie sich ohne mich beschäftigen. Draußen in den Downs stößt man oft auf faustgroße runde Kalkbrocken, die zu schwer zu sein scheinen, und wenn man sie öffnet, findet man darin einen dunklen, glasartigen Feuerstein. Lil wird eine Weile mehr Platz im Bett haben, bis Hester größer geworden ist.
    Und ein voller Magen wird den Dingen die Schärfe

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