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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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höre, setzt mein Herz vor Panik aus und beruhigt sich wieder, wenn der Wagen nicht vor der Werkstatt hält. Ich lausche angestrengt. Nachdem ich mich entschieden habe, was ich tun muss, kann ich es kaum erwarten, Cornelius Soul wiederzusehen. Mir bleibt nur noch wenig Zeit. Was geschehen wird, wenn er feststellt, dass er hereingelegt wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Unterdessen scheint sich alles zusammenzufügen. Er ist ein guter Mann; ich habe ihn mit seiner Familie erlebt. Er wird freundlich mit mir umgehen, ganz bestimmt. Und vielleicht, ganz vielleicht … Nein! Ich wage nicht, daran zu denken, dass ich weiterhin bei Blacklock arbeiten könnte.
    Als es endlich an der Tür klopft, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Er ist da! Ich lege meinen Hammer zur Seite und schiebe den Hocker von dem Füllgestell zurück. Vier große Römische Lichter stecken darin; sie sind zur Hälfte fertig. Es klopft, lauter diesmal. Mr. Blacklock blickt von dem Tisch hinten in der Werkstatt auf und runzelt die Stirn.
    »Agnes! Die Tür!«, ruft er ungeduldig, und ich stehe schnell auf. Ich versuche mit den Händen zu überprüfen, ob meine Haare ordentlich sind, bevor ich die Tür erreiche. Der Riegel klemmt ein wenig, weil die Tür bei dem nassen Wetter aufgequollen ist.
    Verdutzt betrachte ich den untersetzten Mann mit dem rötlich braunen Kinnbart. Sein Gesicht ist rot und schwammig – er sieht aus wie ein Mann, der zu viel isst. Er kommt herein, als würde er erwartet, und Mr. Blacklock ist offensichtlich auch nicht überrascht. Der Mann setzt den Hut ab und schüttelt die Regentropfen herunter. Während er redet, kratzt er sich am Bart. Ich höre nicht viel von dem, was er sagt, nachdem er die Kiste mit dem Schwarzpulver ausgepackt und vorsichtig auf dem Boden abgestellt hat.
    Als er wieder im Regen verschwunden ist und die Tür den Straßenlärm aussperrt, frage ich verwirrt, wer der Mann war. »Ist Mr. Soul nicht selbst gekommen, weil er krank ist oder verhindert war? Hat er einen neuen Partner, den er uns gegenüber nicht erwähnt hat?«
    Mr. Blacklock wendet sich nicht von seiner Apparatur ab. Er arrangiert Glasgefäße auf eine Art und Weise, wie ich es vorher noch nicht gesehen habe. Sein Rücken wirkt steif.
    »Wir haben den Lieferanten gewechselt«, erklärt er. »Mr. Hewitt ist ein Händler aus Wapping. Er hat eine empfehlenswerte Quelle für alle Arten von Schwarzpulver, und er liefert ebenso zügig wie andere.«
    »Warum, Sir?« Mir dreht sich der Magen um, und meine Hoffnung schwindet. »Ist es wegen …« Mr. Blacklock fällt mir ins Wort.
    »Ich bin allmählich zu dem Schluss gekommen, dass die Qualität von Mr. Souls Waren nicht ausreicht. Ich war es allmählich müde, war es müde«, wiederholt er lauter, als hätte ich ihn nicht verstanden. Mr. Blacklock hustet kurz, und dann folgt ein langes Schweigen. Kann er von Mr. Souls Verhaftung erfahren haben? Hoffentlich weiß er nichts von meiner Rolle in der Angelegenheit. Gewiss hätte er es erwähnt.
    * * *
    Römische Lichter sind trügerisch einfach herzustellen.
    Ich bin heute ungeschickt. Ich zerbreche Leuchtkugeln, als ich mit dem Schlägel auf den Ladestock schlage. Ich gieße zu viel dunkles Feuer hinein und muss es wieder ausschütten, immer wieder. Ich bin zerstreut. Anfangs kann ich mich nicht überwinden, etwas zu dem Schwarzpulver zu sagen, aber dann muss ich es doch tun.
    »Dieses Pulver taugt nichts.« Ich dränge die Tränen zurück, öffne die Kiste und spähe hinein.
    Mr. Blacklocks Antwort ist kurz und knapp. »Man kann die Qualität von Schwarzpulver kaum nach dem bloßen Augenschein beurteilen.« Das weiß ich, denke ich. Aber ich will einfach, dass es schlechtes Pulver ist.
    »Aber es wirkt … grob«, sage ich verzweifelt.
    Mr. Blacklock sieht sich das Pulver nicht an. Beiläufig, als würde es ihn langweilen, darüber zu sprechen, sagt er: »Mr. Hewitts Waren wurden mir wärmstens empfohlen. Die Entscheidung, den Lieferanten zu wechseln, steht auf einer festen Grundlage, über die es nichts zu diskutieren gibt.«
    Damit hat er mich in meine Schranken gewiesen.
    Meine Sorge frisst mich jetzt auf. Die Zeit zur Verwirklichung meiner Pläne läuft mir davon.
    * * *
    Die Tage vergehen.
    Das Wetter ist wechselhaft und schwankt zwischen feuchtkalt und warm. Ich überquere den Hof und gehe mit den Schlüsseln für die Sicherheitsschränke zum Nebengebäude. Die Sonne ist kräftig und strahlend für Ende April und brennt vom

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