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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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heimlichen Fleet-Eheschließungen bringt offenbar nicht sehr viel ein.
    »Ich nehme an, Sie müssen meine Dienste in Anspruch nehmen«, krächzt er. »Und was wünschen Sie?« Er schiebt die Tür zu und schleicht zu seinem Schreibpult.
    »Keinen Dienst, Sir, sondern eine Bestätigung einer Eheschließung, die bereits stattgefunden hat, glaube ich.« Ich räuspere mich.
    Anscheinend habe ich ihn geweckt, und jetzt kramt er in einer Schreibtischschublade, bis er eine Kerze findet, die er an einem Ofen hinten im Laden entzündet. Es ist eine schlechte Kerze mit einer Flamme, die höher brennt, als sie sollte. Dabei qualmt und flackert sie besorgniserregend und erfüllt den Raum mit dem Gestank von Schaftalg. Ich ziehe mir den Stuhl heran, auf den er deutet, und setze mich vorsichtig hin.
    »Ich bin hier, um eine bestimmte Sache nachzuprüfen«, beginne ich.
    »Falls es um eine Annullierung geht«, sagt er mit dünner, pfeifender Stimme, »muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie gleich wieder gehen können, junge Dame. Solche Sachen kann ich nicht mehr machen, die Justiz kommt zu leicht dahinter, fürchte ich.« Er tut so, als wäre er durch die Justiz eingeschüchtert, und hustet mühsam, dann kürzt er den gierig flackernden Docht mit einer rußgeschwärzten Kerzenschere, die neben ihm liegt. Die Flamme beruhigt sich und wird kleiner. Offensichtlich hat er meinen Bauch nicht bemerkt.
    »Nein, nein«, antworte ich, »ich möchte mir nur Gewissheit verschaffen.«
    »Wollen wir das nicht alle, junge Dame!«, hustet er. »Wollen wir das nicht alle.«
    »Ich habe im vergangenen Monat geheiratet, und ich bin mir nicht ganz sicher, an welchem Tag genau …«, fahre ich, meine Worte mit Sorgfalt wählend, fort, »an welchem Tag es stattgefunden hat.«
    »Sie wissen das Datum nicht?« Er nimmt seinen abgenutzten Gehstock und bewegt sich steif zu dem Regal mit den Akten.
    Ich blicke auf meine Handschuhe hinunter, meine guten Handschuhe, die Mr. Blacklock für mich gekauft hat. Ich möchte nicht, dass mein Schicksal dort zwischen den anderen Heiraten begraben ist und dann wie zufällig ans Tageslicht kommt – durch jemand anderen als mich selbst, durch die unvoreingenommene Sorgfalt eines Fremden.
    »Und der Name ist …?«
    »Blacklock«, antworte ich, als würde ich den Namen zum ersten Mal hören.
    »Drei Schillinge, drei Schillinge«, singt er halblaut vor sich hin. Voller Entzücken fährt er mit der Hand an den Bänden entlang. Der Band von Siebzehnhundertdreiundfünfzig steht am Ende der Reihe. Er nimmt ihn herunter und schlägt ihn in der Mitte auf. Die Seite ist dick und steif und liegt nicht flach auf. Er fährt mit seinem schmutzigen Zeigefinger die Spalten entlang und liest laut vor: »Februar, April. Noch keine Blacklocks.« Er blättert eine Seite weiter. »Ich habe ein System für meine Aufzeichnungen hier drin.« Er tippt sich an den Kopf. »Ich finde Flintlock, Blackalphington, Blackshaw, Blackbennet. Ah! Ich brauche einen Hinweis.« Er nimmt die Kerze und leuchtet mein Gesicht an, um mich prüfend zu betrachten. Ich blinzle mit den Augen. Er stellt die Kerze wieder ab und schüttelt den Kopf. »Ich habe ein gutes Personengedächtnis, aber ich erinnere mich nicht an Ihr Gesicht. Erzählen Sie mir mehr über den Gentleman, um den es geht.«
    »Er ist … war dunkelhaarig, schlank, und sein Aussehen hatte etwas … etwas Feines. Er war vornehm und stattlich«, sage ich mit zugeschnürter Kehle.
    »Ah, Mai«, sagt er schließlich hustend. »Er hat keine Perücke getragen.« Der Reverend verzieht das Gesicht, als hätte er Schmerzen, während er sich zu erinnern versucht. »Er strahlte etwas aus. Ja, einen Geruch, den ich nicht zuordnen konnte. So ähnlich wie Essig, sehr sauer und seltsam. Ich schrieb es irgendwelchen Tropfen oder einer Arznei zu, die er nehmen musste, denn während unserer Unterhaltung hat er ständig gehustet. Ein böser und gemeiner Husten war das. Die Art von Husten, unter der der Teufel einen an einem feuchtkalten Tag im Sumpf leiden lässt, wenn man keinen Schnaps mehr in der Flasche hat.« Er sucht weiter.
    »Ha! Hier ist es.« Mit Mühe dreht Reverend Speke das Buch zu mir um und zeigt mit dem Finger auf einen Eintrag.
    Zuerst werde ich aus dem Gewimmel der Buchstaben nicht schlau, die in Quer- und Längsreihen über die Seite laufen, es sind so viele Zeilen. Doch dann lösen sich die Worte selbst aus den anderen heraus, ihre Bedeutung fließt mir entgegen wie Rauch, als sich die

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