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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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und ziehe ein Buch heraus. Es ist so schwer. Der Ledereinband ist hell und glänzend vor Abnutzung, und die Ecken der Seiten sind weich und angeschmutzt, weil sie so oft berührt wurden. Es ist das Buch eines Menschen, der mit den Händen arbeitet. Ich schlage es auf und sehe Zeichnungen von neumodischen Apparaten und Geräten, die durchgeschnitten wurden, um das Innere zu zeigen. Kleine Männer in hohen Stiefeln und altmodischen Kniehosen arbeiten mit Flammen, die wie schwankende Grashalme aussehen. Der Rauch sieht geädert aus, wie die Samen einer Ulme.
    Ich fröstle.
    Im Flur sind Mr. Blacklocks Schritte zu hören. Von der Tür her höre ich Stimmen, als er einen Kunden begrüßt. Es ist der italienische Pyrotechniker Mr. Torré, der nie seinen Hut absetzt, wenn er einen Raum betritt. Ich stelle das Buch rasch ins Regal zurück und verlasse das Studierzimmer.
    Später höre ich beide im Hausflur.
    »Ist mir ein Vergnügen, bei dieser Darbietung mit Ihnen zusammenzuarbeiten«, sagt der Mann mit Hut. »Sie sind ein komischer Vogel, Blacklock, weder Händler noch Gentleman – oder vielleicht beides.« Und er schlägt ihm auf die Schulter, als er sich zum Gehen wendet.
    Mr. Blacklock stößt ein bellendes Lachen aus. »Sie können mir beinahe jede Beleidigung an den Kopf werfen, aber nennen Sie mich nicht einen geschickten Handwerker , Mr. Torré.«
    »Dazu ist Ihr Geist wahrlich zu erfinderisch, Signor. Ich bin erfreut, Geschäfte mit Ihnen zu machen.«
    »Ich hatte eigentlich vor, mit Landsleuten von Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Den Ruggieri-Brüdern?« Torré lacht unbeschwert. »Eines Tages werde ich ihnen den Rang ablaufen! Obwohl sie behaupten, dass sie so prachtvolle Feuerwerke kreieren werden, wie wir sie noch nie gesehen haben.«
    Mr. Blacklock hält ihm die Tür auf.
    »Wir sind alle auf der Suche nach etwas Neuem, Mr. Torré«, sagt er ruhig.
    * * *
    Kurz darauf werde ich von einem Ohrenkneifer gezwickt. Als Mrs. Blight sieht, wie ich am Finger lutsche wie ein Kind, glaubt sie, ich stecke mir Rosinen in den Mund.
    »Nein, nein!«, protestiere ich und versuche, es ihr zu zeigen, aber sie achtet nicht darauf, was ich sage.
    »Ich hab dich gewarnt, hier gibt’s keine Selbstbedienung, kein gieriges Futtern«, schimpft sie. »Keine Freiheiten! Du bist ein diebisches kleines Ding.« Sie beugt sich keuchend vor. Ihr Atem riecht ekelhaft süß nach Likör, aber zuerst erwidere ich nichts. Mir ist aufgefallen, dass der Füllstand in der neuen Flasche Madeirawein, den sie vom Haushaltsgeld gekauft hat, um, wie sie sagt, eine passable Soße zum Entenbraten zu machen, im Laufe der Woche gesunken ist wie die Flutlinie, wenn der Mond abnimmt.
    Mary Spurren kommt herein.
    »Sie hat’s schon wieder getan«, zischt Mrs. Blight.
    »Ich habe nichts genommen!«, sage ich, zuerst verblüfft und dann empört. »Abgesehen davon, wie können Sie überhaupt etwas sagen, wo sie doch Mr. Blacklocks Wein trinken!«
    Mrs. Blight zieht eine Grimasse. »Welchen Wein?«
    »Den Madeirawein.«
    »Oh nein«, sagt Mrs. Blight und leugnet es rundweg.
    »Er wird ständig weniger«, sage ich mit rotem Kopf, gehe zur Anrichte und zeige mit zitternden Fingern auf die halb leere Flasche.
    Ihr fällt sofort etwas ein. »Verdunstet ist er. Auf diese ausländischen Weine kann man sich nicht verlassen.« Sie kneift bedauernd den Mund zusammen und schüttelt den Kopf, sodass ihr Doppelkinn wackelt.
    »Ist eine schreckliche Verschwendung, furchtbar, dass dieser ganze gute Wein verdunstet, weil der Verschluss nicht dicht ist«, sagt sie. »Noch hat keiner den Korken erfunden, der diesem ausländischen Zeug standhält.« Sie stochert unbekümmert zwischen ihren Zähnen herum. »Hab diese Flasche seit letztem Dienstag nicht angerührt«, behauptet sie. Ein dünnes Rinnsal Wein ist am Flaschenhals zu sehen, und gerade in diesem Moment löst sich ein Tropfen, fließt herunter und hinterlässt einen klebrigen Fleck auf dem Regalbrett.
    Ich werfe Mary Spurren einen Blick zu, aber sie sieht mich nicht an.
    * * *
    Als ich am Abend in meine Kammer gehen will, geschieht etwas, was mich diese unangenehme Auseinandersetzung vergessen lässt.
    »Agnes!«, ruft Mr. Blacklock laut von der Tür seines Studierzimmers in den Flur. Sein Gesicht sieht im schwachen Licht meiner Kerze streng aus. Ich schlucke. Mrs. Blight muss ihm erzählt haben, dass ich angeblich etwas aus seiner Küche gestohlen habe.
    »Ja, Sir?« Meine Stimme ist nur ein

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