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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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ihn scharf an.
    »Woher haben Sie diesen Klatsch, Sir?«, fragt er, nimmt einen Messstab aus dem Regal und wirft ihn in die Luft. »Aus Ihrem Kaffeehaus? Hat Ihnen das irgendein schmallippiger Kaufmann gesteckt, der daran gewöhnt ist, sich hinter seinem Hut zu verstecken, um den Angriffen der spitzen Zunge seiner Ehefrau zu entgehen?«
    »Ein angeschlagener Ruf lässt sich nur selten wieder aufbessern«, erwidert Mr. Blacklock. »Sie schaden Ihrem Geschäft, wenn Sie Ihre Ziele nicht jederzeit im Auge behalten. Die Gosse ist immer nur einen Schritt weit entfernt, was manche Ihrer Bekanntschaften aus dem Biergarten vermutlich schon wissen.«
    »Die Gosse! Was kann es schon schaden, sich hin und wieder zu amüsieren? Das steht jedem Mann zu, der so hart für seinen Lebensunterhalt arbeitet wie ich!«, ruft Cornelius Soul ungehalten.
    Mr. Blacklock antwortet nicht.
    »Vielleicht würde es Ihnen guttun, sich auch einmal ein bisschen Vergnügen zu gönnen!«, sagt Cornelius Soul und lacht aus vollem Halse.
    Mr. Blacklock dreht sich um und starrt ihn finster an. »Dafür habe ich nicht die Zeit«, sagt er ungeduldig. Er zuckt zusammen, hebt die Hand ans Gesicht, berührt aber die Brandwunde nicht. »Sind Sie bald fertig mit Ihrem Ein- und Ausladen, Mann? Der Durchzug ist lästig.«
    Mr. Soul bleibt bei mir stehen, um zu sehen, was ich gerade mache. »Und was befähigt Sie zu dieser seltsamen Anstellung in einem solchen Geschäft, Miss Trussel? Es heißt, die Ausstrahlung einer Frau schwächt das Schwarzpulver und verstört es durch Pikee und Launenhaftigkeit.« Er grinst.
    »Keine besonderen Fähigkeiten«, antworte ich sehr leise, um Mr. Blacklock nicht zu stören. »Aber meine Finger sind flink genug für die Aufgabe.«
    »Und was für Finger sind das?«, fragt er. Ich bin sicher, dass er nach meiner Hand greifen will, und ziehe sie rasch weg.
    »Die Finger einer Weberin«, erwidere ich und werde rot.
    »Eine Weberin!« Er breitet die Arme aus. »Mein Vater war ein Samtweber! Zwanzig Jahre lang war er ein Handwerksgeselle mit sehr gutem Leumund. Er hat einen Stoff von unvergleichlicher Qualität hergestellt, den man anfassen musste, sobald man ihn sah. Als Junge war ich sein Gehilfe.« Er strahlt vor Stolz.
    »Und was weben sie dort unten in den Hügeln an der Küste?«, neckt er mich. »Grobe Schafwolle? Machen sie sich die Mühe, die Schafe zu scheren, oder lassen sie das Vlies gleich am Tier, bevor das Garn gesponnen wird?«
    »Es war guter Wollstoff, den wir hergestellt haben«, sage ich.
    Er bricht wieder in Gelächter aus, dann sieht er mich an und hält inne.
    »Ich bitte um Verzeihung, Madam. Das feinste Vogelflintenpulver für Jagdveranstaltungen auf dem Land kommt aus dieser Region. Die Qualität ist unübertroffen.«
    »Ich bin nicht beleidigt«, entgegne ich sanft. Ich habe die ganze Zeit weitergearbeitet. Und dann zwinkert er mir wieder zu, bevor er sich unter dem Türsturz hindurchbückt und auf die Straße tritt.
    Tatsächlich ertappe ich mich von Zeit zu Zeit dabei, dass meine Gedanken unwillkürlich zu diesem Zwinkern zurückkehren.
    Seine Augen sind einfach zu leuchtend.

13

    Manchmal kann ich stundenlang nicht einschlafen und liege wach in der Dunkelheit. Ich höre die Rufe von Betrunkenen draußen auf der Straße und den Lärm kämpfender Katzen. Einmal, in einer ruhigen Nacht, kann ich den Wächter hören, der auf der Hauptstraße die Stunde ausruft: »Zwei Uhr! Drei!«
    Meine Schwester Ann in Wiston House ist sechzig Meilen weit weg von hier. Aus dieser sicheren Entfernung flüstere ich ihr Dinge über meinen Alltag zu. Ich erzähle ihr von Schwefel, Holzkohle und Salpeter, und wie sie sich auf außergewöhnliche Weise miteinander verbinden. Ich berichte ihr, wie viel ich in dem Monat, den ich schon hier bin, gelernt habe und dass ich eine Art Leichtigkeit empfinde, wenn meine Hände mit den Aufgaben beschäftigt sind, die ich täglich besser bewältige. Meine schnellen Weberinnenfinger leisten mir gute Dienste, Ann. Das würden deine auch tun, wenn du hier wärst.
    Ich sage ihr nichts über meinen Bauch, der ständig runder wird, wie ein ungebackener Brotlaib aufgeht. Ich erzähle ihr nicht, als wie weiß und perfekt und bedrohlich ich meinen Bauch empfinde, obwohl man nichts sieht, wenn ich angekleidet bin. Auch den Schmerz an der Stelle über meinem Herzen erwähne ich nicht.
    * * *
    Gelegentlich erfinde ich im Geiste eine andere Unterhaltung, und zwar mit Lettice Talbot. Ich erkläre

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