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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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Ihrem Mund lässt darauf schließen, dass die Geschäfte in diesem Jahr nicht so schlecht laufen können«, sagt er trocken. »Sie sind gerissen, wenn es um geschäftliche Angelegenheiten geht. Dennoch, die Schnelligkeit Ihrer Dienste gefällt mir.« Er macht eine Pause. »Wiewohl ein gewisser – auffälliger – Glanz auf Ihren Liefermethoden liegt.« Es ist das erste Mal, dass ich ihn einen Witz machen höre. Cornelius Soul lacht glucksend, und sein grauer Rock schimmert.
    »Sie sprechen von meinem feinen neuen Wagen dort draußen. Man braucht nur ein kurzes Weilchen beim Schildermaler und eine frische Farbschicht, und schon ist der alte wieder jung. Und diese Mähre davor, die gerade gelb in Ihren Rinnstein pisst, äh, ohne Respekt für Ihr Pflaster, gehört nun auch mir, bis sie zusammenbricht.« Er holt Atem.
    »Ich habe endlich nach reichlicher Überlegung den kompletten Geschäftsanteil meines Partners samt jeder Unze und jedem Mörser gekauft. Wir handeln nicht mehr unter dem Namen Soul und Tibbet, sondern es gibt nur noch Soul. Das bedeutet, dass ich jetzt ein freier Mann bin, der eigene Entscheidungen treffen kann.«
    Mr. Blacklock zieht die dunklen Augenbrauen hoch. »Dann gratuliere ich Ihnen zur Befreiung. Ich wünsche Ihnen Glück, gehen Sie vorsichtig mit Ihrer Freiheit um.« Er zählt Goldmünzen ab und schiebt sie zu ihm hinüber. »Tibbet war sicherlich eine ängstliche Maus von einem Mann, aber er hatte eine gute Nase für das Zusammenspiel von Verstand und Geld.«
    Cornelius Soul lässt die Münzen in einen Lederbeutel fallen, der unter seinem Gehrock um seine Taille gebunden ist. »So läuft es nicht immer dieser Tage! In diesen schlechten Zeiten kann man sich nie darauf verlassen, dass nicht jemand plötzlich tot umfällt oder im Schuldturm landet.« An mich gewandt, sagt er: »Wie wunderbar! Kann es ein schöneres Geräusch geben als das Klingen von Münzen?« Er blickt zur Decke, als wäre er ganz in Gedanken. »Ach, aber ich habe ein Geräusch vergessen, das vielleicht sogar noch ein bisschen süßer klingt.« Er senkt die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. »Das einer guten Frau auf dem Gipfel der Erfüllung!« Ich verstehe ihn nicht, allerdings verwirrt mich seine direkte Art.
    Er tätschelt den Stoff seines grauen Rocks, grinst und zwinkert mir mit seinen blauen Augen zu. Dann duckt er sich unter dem Türstock hindurch und ist verschwunden wie ein Vogel, der, wenn man ihn anschaut, plötzlich davonfliegt. Als der Wagen am Fenster vorbeifährt, fällt ein Streifen der Nachmittagssonne auf die Werkbank. Staub tanzt in der leuchtenden Helligkeit.
    »Mr. Soul ist ein richtiger Gauner und ein Dramatiker«, sagt Mr. Blacklock gereizt. »Du solltest ihm keine Beachtung schenken.«
    Ich nehme den Stößel zur Hand und wende mich unverzüglich wieder meiner Arbeit zu. Ich beuge mich über den Mörser und richte meine Aufmerksamkeit auf meine Aufgabe, bis mir der Nacken schmerzt. Joe Thomazin ist von seinen Botengängen zurück. Das Geräusch, das entsteht, als er den Boden der Werkstatt fegt, ist leise, aber durchdringend wie ein leichter Wind, der im Winter trockene Buchenblätter aufwirbelt. Er kehrt eine Stunde lang, bis die Dielen sauber sind.

12

    In dieser Nacht träume ich von einem wolkenverhangenen Himmel, der sehr nach Regen aussieht. Ich gehe einen langen weißen Pfad zwischen zwei Hügeln entlang. Die Luft ist warm und schwül, und Fliegen schwirren herum und belästigen das Vieh. Der endlose Weg scheint sich vor mir in der Ferne, wo die Wolken am dichtesten sind, allmählich aufzulösen. Ich beiße in einen guten Apfel und kaue. Die Frucht in meinem Mund ist so frisch und süß wie der Sommer. Vor dem nächsten Bissen betrachte ich den Apfel und entdecke einen dunklen Wurm in dem saftigen Fruchtfleisch.
    Ich wache mit einem Druck auf der Brust auf, Sorgen quälen mich, und die Übelkeit ist an diesem Morgen stärker als sonst. Ich muss tief durchatmen, bevor ich aufstehe und zur Waschschüssel gehe.
    Unten beim Frühstück treffe ich Mrs. Blight und Mary Spurren an, die sich über dies und das unterhalten und zustimmend brummeln. Ihre Stimmen werden leiser, als sie zu mir hinübersehen. Aber ich kann sie immer noch hören, als wäre es Absicht. Ich habe schon öfter gespürt, dass sie hinter meinem Rücken über mich reden, aber ich weiß nicht, warum. Ich glaube, ich verstehe die Menschen nicht sehr gut. Sie sind verwirrend.
    »Ich hatte genug von ihrer dreisten

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