Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
sich voller Angst zusammen.
»Dein Monatsfluss. Du hast noch nichts zum Einweichen runtergebracht, seit du hier bist, und das sind jetzt bestimmt schon fünf Wochen.« Ich kann ihren Mund nicht sehen.
»Nein«, erwidere ich, und meine Stimme klingt zu laut in der schrecklichen Pause, die die ganze Küche auszufüllen scheint. Im Hintergrund lässt Mary den Wäschestampfer sinken und arbeitet offensichtlich nicht mehr weiter. »Ich …«
»Bisschen hochmütig, was?«
»Oh nein«, sage ich und füge so schnell und leichthin wie möglich hinzu: »Ich warte natürlich, aber ich kann spüren, dass es bald kommt. Ich habe starke Schmerzen hier.« Ich weise vage auf meine Schürze. »Wahrscheinlich ist es wegen der Reise, das Rütteln des Wagens hat mich aus dem Rhythmus gebracht.« Ich beuge mich über den Herdstein und kehre den Staub weg, wie sie es mir aufgetragen hat.
Mrs. Blights echsenartige Augen sind immer noch auf mich gerichtet, aber ich schaffe es nicht, aufzusehen. »Kein Grund, so rot zu werden, wenn wir über Frauenkram reden, oder?«, sagt sie. »Wir sind schließlich alles große Mädchen, was, Mary?«
»Ich bin gewöhnt, in einer Familie zu leben«, murmle ich mit brennenden Wangen. »Über solche Sachen spreche ich nicht einfach mit jedem, der danach fragt. Ich mag das nicht.«
»Musst aber auch nicht so empfindlich sein«, sagt Mrs. Blight und wendet sich ab. »Unsere kostbare kleine Eremitin! Wahrscheinlich läufst du lieber mit halb schmutzigen Lappen herum, die du in kaltem Wasser in deiner Kammer gewaschen hast, als es wie die anderen zu machen. Ich hab recht, oder? Deinesgleichen könnte ruhig ein bisschen bescheidener sein, finde ich.« Mary Spurren schnaubt. Und Mrs. Blight fährt fort: »Ein Braten in der Röhre war alles, was sie hatte, als er mit ihr fertig war.«
»Fertig mit wem?«, frage ich erschöpft.
»Mit Mrs. Notts Schwester, Lizzie Beal – hörst du denn heute überhaupt nicht zu?« Als ich wieder aufstehe, wirft sie einen kurzen Blick auf meinen Bauch. Ich ziehe meinen Schal enger um mich, als würde ich frösteln. Mrs. Blight weiß bestimmt nichts von meinem Problem. So offensichtlich kann es noch nicht sein.
»Und der besagte Mann war bloß ein x-beiniger Gerber, der nicht vorhatte, sie zu heiraten, wie es sich gehört hätte, obwohl sie am Ende einen Hemdenmatz von ihm bekommen hat. Eine Schande.« Empört schüttelt sie heftig ein Hemd. »Hat seine Zeit damit verbracht, in der Kneipe an der Ecke der Milk Street große Lügengeschichten zu erzählen, und die ganze Zeit so getan, als wäre nichts geschehen. Ist natürlich abgehauen, bevor die Pfarrei Geld von ihm fordern konnte.«
Sie spuckt auf das Plätteisen.
Die Absicht, sie zu heiraten. Ganz plötzlich kommen mir Gedanken in den Sinn, erst stückchenweise, dann ein ganzer Schwall wie Wassertröpfchen, die der Wind gemeinsam von einem Baum schüttelt.
Mein Plan ist zwar unausgegoren, aber in seiner Einfachheit genial. Keine Falle soll es sein, mache ich mir selbst klar, als mir später Zweifel kommen. Keine Falle, sondern Köderhäppchen, die ich entlang eines gewissen Pfades auslege. Ich werde den Köder mit aller List planen, die mir zur Verfügung steht. Deshalb sorge ich dafür, dass ich mit Cornelius Soul Blicke tausche, als er am folgenden Freitag einen Bottich mit Pulver bringt. Und ich schenke ihm, als er sich verabschiedet, den Hauch eines Lächelns.
Nicht mehr. Es fällt mir nicht schwer.
In dieser Nacht träume ich von Mrs. Mellin. Sie schaut von ihren Münzen auf, die sie gerade poliert, und ihre Finger sind schwarz von der Reinigungspaste aus Asche.
15
Es gab da einmal ein Mädchen auf einem Bauernhof in Thakeham oder Chiltington – ich habe vergessen, welches Dorf es war. Sie tauchte im April vergangenen Jahres anscheinend aus dem Nichts auf, um dort zu arbeiten. In gleichem Maße, wie das Jahr zunahm und älter wurde, wuchs auch ihr Bauch. Sie aß immer mehr, prahlte mit ihrem Appetit und nahm sich bei den gemeinsamen Mahlzeiten große Stücke vom Käse. Ihre Mutter sei sehr dick, verkündete sie, und sie käme wohl auf sie. Ihr Mieder wurde enger. Es kam ein besonderer Tag.
Nach dem Melken kehrte sie in die Milchkammer zurück und machte zwei Stunden lang Butter. Ab und zu wurden ihre Fingerknöchel an dem Holzgriff weiß, aber sie schlug weiter. Als die Butter fertig war, wusch sie drei Milcheimer aus und holte das Salz hinten aus der Milchkammer. Dann fühlte sie sich auf einmal
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