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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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unwohl und sagte, sie hätte Kopfschmerzen und ihr wäre übel. Wie zum Beweis erbrach sie sich in den Rinnstein vor der Milchkammer und spülte das Erbrochene weg. Sie stellte die Eimer zum Trocknen weg, zog sich die Schürze aus und hängte sie an einen Haken. Sie ging hinauf auf den Dachboden. Jemand hörte, wie Möbel laut auf den Holzdielen kratzten, als sie die Tür verkeilte. Zum Abendessen kam sie nicht herunter, und die Köchin stellte ihren Teller mit dem Fleisch in den Spind zurück. Die Nacht verging, und bei Sonnenaufgang kam sie vom Dachboden herunter. Sie war blass, fühlte sich aber besser. Ihre Kopfschmerzen waren verschwunden. Sie ging hinaus zu den Kühen und schleppte die randvollen Milcheimer in die Milchkammer. Sie schlug die Butter, entwässerte sie, presste sie in die Formen und salzte acht Portionen Butter. Von Zeit zu Zeit zwinkerte sie unruhig, und sie arbeitete langsamer als gewöhnlich. Um elf Uhr krümmte sie sich zusammen und stieß eine Schüssel um. Dabei floss Rahm aus. Die Rahmkelle fiel mit einem Klappern zu Boden. Um drei Uhr brach sie geräuschlos zusammen, als hätte sie keine Knochen mehr im Leib, und blieb liegen. Schließlich kam jemand, der wusste, was zu tun war. Er drehte sie auf den Rücken und schob ihre schlaffen Arme zur Seite, sodass er Druck auf ihr Herz ausüben konnte. Zwischen ihren Beinen entstand ein roter See aus Blut, der sich über die Steinplatten ausbreitete und mit dem Abkühlen schnell dunkler wurde. Das Blut hatte die leuchtendste Farbe, die man je in der Milchkammer gesehen hatte – sie war sonst ein heller, weißer Ort. Nach einer Stunde kam man überein, dass das Herz zu kalt und still geworden war, um es wiederzubeleben. Man legte sie auf der Marmorplatte neben den Käselaiben ab, bis Dr. Twiner kam und ihren Tod bestätigte. Als sie später auf den Dachboden kletterten, um ihre Sachen nach Wertgegenständen zu durchsuchen, die sie ihrer Familie schicken wollten, fanden sie ein totes blaues Baby. Es war in einen Unterrock eingewickelt und hatte einen blutunterlaufenen Streifen um den winzigen schlaffen Hals – er sah aus wie ein Halsband.
    Immer wieder musste ich an diese Geschichte denken. Und heute kreist sie ständig in meinem Kopf wie eine Frucht in einer leeren Schubkarre, obwohl Mr. Blacklock mir endlich zeigt, wie die Hülsen für die Raketen gefüllt werden.
    »Hör genau zu, was ich dir sage«, fordert er mich barsch auf. »Es ist kompliziert, und ich werde es dir kein zweites Mal zeigen.«
    Ich sehe, dass die Hülse über einem Dorn in dem Gestell steckt. Der Dorn ragt tief hinein, sodass der Sprengsatz um einen konischen Hohlraum, die sogenannte Seele, verdichtet sein wird, wenn die Rakete fertig ist. Auf diese Weise wird der Verbrennung Luft zugeführt.
    »Zwölf leichte Schläge mit dem Schlägel verdichten das trockene Tonpulver zu einem Pfropfen, der die verengte Hülsenmündung am Fuß der Rakete verschließt«, erklärt er. »Dann folgt eine Ausstoßladung, die durch weitere Schläge auf den hohlen Ladestock zusammengepresst wird. Fahre fort mit Schwarzpulver, und benutze zuerst den Ladestock mit dem großen Hohlraum, dann den mittleren Ladestock und bei Erreichen des oberen Bereichs der Hülse den kleinen.« Mr. Blacklock dreht den Kopf zur Seite, um zu husten. »Nun folgt trockener Ton, bis die Hülse voll ist, und wieder muss alles gut verdichtet werden. Dann dreh die Rakete vom Dorn. Schließlich musst du ein Stück Zündschnur, die Stoppine, unten in den Hohlraum schieben und an der Hülsenmündung festkleben. Mit der Herstellung und Befestigung des Raketenkopfes mit einer Vielzahl von Garnituren wie Sternen und Feuerregen und so weiter werden wir uns ein anderes Mal beschäftigen«, sagt er. »Genauso wie mit dem Leitstab, der für eine saubere Flugbahn verantwortlich ist – wie ein Steuerruder oder eine Heckflosse.« Er hält die halb fertige Rakete in die Höhe. »Das hier ist eine gute, ehrliche Rakete, die keinen Kopf trägt. Sie ist klein und schlicht mit einer starken Ladung. Je kleiner die Hülse ist, desto schneller ist die Füllmischung.« Er reicht mir die Rakete. Ehrfürchtig halte ich dieses bemerkenswerte Ding in den Händen.
    »Schneller?«, frage ich.
    »Heftiger. Sie verbrennt zügiger. Kleine Raketen enthalten Mehlpulver, das ein außergewöhnlich feines Schwarzpulver ist, wie du dich erinnern wirst.« Er steht auf und bedeutet mir, vor dem Füllgestell Platz zu nehmen.
    »Du darfst nicht den Fehler

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