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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Chauffeur.
    Ein Mädchen stieg aus dem Wagen und wartete gehorsam, während der Chauffeur den Koffer auslud und dem Gepäckträger der Schule übergab. Es war ein hübsches kleines Ding mit glänzenden blonden Haaren und großen blauen Augen. Wie Belinda und Rosa trug es das baumwollene Schulkleid, weiße Kniestrümpfe und einen dunkelblauen Blazer mit dem Schulwappen auf der Brusttasche. Ein Strohhut saß keck auf dem hübschen Haar, aber Catriona entging nicht, wie angespannt das Mädchen seine teure Schultasche aus Leder umklammerte. »Die arme kleine Maus«, sagte sie leise. »Wo mögen ihre Eltern sein?«
    Pat rümpfte die Nase. »Wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt, Geld zu verdienen. Leute, denen es zu viel ist, ihre Kinder am ersten Tag in die Schule zu bringen, sollten gar keine haben.«
    »Sie sieht ganz verloren aus. Meinst du, wir sollten unsere Mädchen ermuntern, mit ihr zu reden?«
    Pat betrachtete das Kind kurz und schüttelte dann den Kopf. »Lassen wir lieber der Natur ihren Lauf«, entschied sie. Das Mädchen reichte ein paar Mitarbeitern der Schule die Hand und sprach leise mit ihnen. »Aber es ist schon beunruhigend, ein solches Kind so beherrscht zu sehen.«
    Catriona seufzte. Pat hatte Recht. Sie fühlte sich einfach wie eine Glucke ohne Küken. Sie zog sich den Pelzkragen fester um den Hals. Es war kalt in Sydney; der Winter war noch spürbar an dem Wind, der vom Meer hereinwehte.
    Sie stiegen die Treppe hinauf und betraten das hallende Foyer der Schule. Dort wurden sie der Direktorin vorgestellt. Sie war eine fröhliche Frau und, wie sich herausstellte, ein großer Opernfan. Nach einer Tasse Tee in ihrem Salon führte eines der größeren Mädchen sie in der Schule herum und zeigte ihnen, wo Rosa und Belinda in ihrem ersten Schuljahr schlafen würden. Catriona betrachtete die beiden langen Reihen der Betten in dem geräumigen Schlafsaal. Sie beneidete Rosa. Das hier war ein richtiges Internat – ganz wie die, von denen sie als Kind gelesen hatte. Die Mädchen werden hier großen Spaß haben, dachte sie wehmütig, als sie sich zum Gehen wandten. Sie werden mitternächtliche Festgelage veranstalten und die ganze Nacht hindurch miteinander tuscheln, und tagsüber haben sie Unterricht und werden auf den eleganten Pferden reiten, die in den Stallungen bereitstehen.
    Die Mädchen kamen in die Eingangshalle gestürmt. »Es ist toll hier, Mum«, rief Rosa und fiel Catriona um den Hals. »Jede Menge Pferde und ein Schwimmbad, und ich und Belinda kennen die meisten Mädchen in unserem Jahrgang schon.«
    Catriona umarmte sie fest. Sie konnte kaum atmen. »Was hast du gesagt, Darling?«
    Rosa löste sich aus ihren Armen und sah sie an. »Ich habe gesagt, es gibt ein Schwimmbad und Pferde –«
    »Nein«, unterbrach Catriona sie. Ihr Herz klopfte laut. »Das meine ich nicht. Ich meine den ersten Teil.«
    Rosa errötete bis an den Ansatz ihres zerzausten Haars. »Mum«, sagte sie mit ganz ungewohntem Zögern.
    Catriona liefen die Tränen über das Gesicht, und Rosa umarmte sie wieder und hielt sie fest umschlungen. »Ich weiß, ich bin albern«, schluchzte Catriona. »Aber so hast du mich noch nie genannt, und ich habe so lange darauf gewartet.«
    »Mum«, sagte Rosa mit fester Stimme. »Du bist die allerbeste Mum, die ich jemals haben könnte, und es tut mir leid, dass du so lange warten musstest. Ich wusste nicht, ob es dir recht ist.«
    Catriona drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ach, mein Liebling.« Sie seufzte. »Ich finde, es ist der schönste Name der Welt. Natürlich ist es mir recht.«
    Rosa löste sich strahlend von ihr, und Catriona wischte ihr den Lippenstift von der Stirn und versuchte, Ordnung in Rosas Haar zu bringen. »Was um alles in der Welt hast du wieder getrieben?«, schimpfte sie sanft. »Warum kannst du nicht mal fünf Minuten lang ordentlich aussehen?«
    »Wir waren bei den Pferden«, erklärte Rosa. »Die sind wunderschön, Mum. Und es gibt einen eigenen Block für Naturwissenschaften hier. Da werden Belinda und ich Stinkbomben machen, und die schmeißen wir vor die Jungenschule weiter oben an der Straße.«
    Catriona schaute über Rosas Kopf hinweg zu Pat hinüber, und beide lächelten erleichtert. Ihren Mädchen würde es hier gut gehen.

    Pat war vor einer Stunde nach Hause gefahren, und Catriona saß auf der hinteren Veranda und schaute hinaus über die Weiden. Es war zu still. Das Haus war leer, und sie fühlte sich sehr allein. Aber ihr war klar, dass es keinen

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