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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sitzen und eine perfekte Zigarette zu drehen, um zur Ruhe zu kommen. Aber heute war es anders. Seine Gedanken waren zu wirr, seine Besorgnis zu tief, die Erinnerungen zu übermächtig, als dass er sie in einer Wolke Zigarettenrauch hätte fortblasen können. Tränen des Zorns traten ihm in die Augen, als er sich als kleinen Jungen sah. Ein kleiner Junge, dem die Kindheit aus dem Leib geprügelt worden war, bevor er Gelegenheit hatte, irgendetwas anderes kennen zu lernen. Seine alte Wut erwachte, wie sie es immer tat, wenn er an Michael Cleary dachte.
    Er stand auf, streckte sein steifes Knie und öffnete die Fliegentür. Er und Rosa hatten gelernt, wieder Vertrauen zu haben. Ma war die Erste gewesen, mit der er über seinen Vater hatte sprechen können, ohne sich zu schämen, die Erste, die ihm Hilfe, Rat unddie Zuneigung geschenkt hatte, die er und Rosa nach Poppys Tod so sehr vermisst hatten. Belvedere war eine Zuflucht geworden. »Ja«, seufzte er, »wir verdanken ihr eine Menge. Ich hoffe, wir können dafür jetzt auch etwas tun.«

    Connor gab den Versuch zu schlafen schließlich auf; es war zu heiß, und seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Er schleuderte die Decke beiseite, zog bequeme alte Shorts an, nahm seinen Tabaksbeutel und tappte hinaus. Barfuß spazierte er über den Hof und genoss die warme Erde unter seinen Fußsohlen und den kühlen Wind, der seine Brust liebkoste. In einer solchen Nacht war er nicht gern im Haus eingesperrt, denn die Magie ihrer Reise zu den Sternen umwehte ihn noch immer – trotz der Gedanken an seine Kindheit.
    Er rieb sich die Brust, die Schulter und den Nacken. Die Hitze hatte nachgelassen, die Mondsichel stand hell am Himmel, und das friedvolle Land umgab ihn, das er so sehr liebte. Er lehnte sich an den Zaun des Corrals und betrachtete die Pferde, die im Mondschein dösten.
    »Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte eine leise Stimme neben ihm.
    Er fuhr überrascht zusammen, aber es war eine angenehme Überraschung, sie zu sehen. Er lächelte und war plötzlich schüchtern. »Ich komme oft nachts heraus«, sagte er. »Dann habe ich Zeit nachzudenken und die Dinge zurechtzurücken.«
    Belindas Blick wanderte über seine nackte Brust und die kräftigen Beine zu den bloßen Füßen. »Betrachtung ist gut für die Seele, heißt es«, sagte sie. »Und ich muss zugeben, dass es Balsam für müde Augen ist, dich zu betrachten.« Sie lachte, als er rot wurde. »Aber ich nehme an, das weißt du schon.«
    Er musste auch lachen. »Ich sehe, du hast dich nicht verändert, Belinda«, sagte er.
    »Ich kann dir nichts vormachen, was?« Ihre Augen leuchteten vergnügt.
    »Und warum kannst du nicht schlafen?«, fragte er.
    »Bin einfach unruhig. Ist lange her, dass ich hier draußen im Never-Never war, und ich möchte diese Magie festhalten, solange ich kann.«
    »Vermisst du Derwent Hills nie?« Er fing an, sich eine Zigarette zu drehen. »Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders als hier zu sein.«
    »Das konnte ich lange Zeit auch nicht«, sagte sie. »Aber es hatte wenig Sinn. Mir wurde irgendwann klar, dass es da draußen eine große, weite Welt zu erforschen gibt. Deshalb bin ich zur Polizei gegangen. Und der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.«
    Connor sah, dass unterschiedliche Regungen über ihr Gesicht huschten. Sie war hübsch anzusehen und umgänglich, und er hatte den Schock des Wiedersehens nach so langer Zeit immer noch nicht überwunden. Dennoch stellte er fest, dass er in ihrer Gegenwart nicht mehr verlegen war, obwohl er halb nackt war. »Aber das Leben hier draußen fehlt dir trotzdem, oder?«, fragte er beharrlich.
    »Ja, verdammt.« Sie seufzte. »Und bei Gelegenheiten wie heute vermisse ich es am meisten.« Sie drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an den Zaun. Sie schob die Hände in die Taschen und schaute ihn an. »Der Ausflug heute Abend hat alles wieder wachgerufen«, sagte sie leise. »Weißt du noch? Als wir klein waren, sollte Billy auf uns Acht geben, wenn Catriona weg war. Dann hat er uns hypnotisiert und stundenlang dort oben gelassen, weil er wusste, dass uns nichts passieren konnte.« Sie kicherte. »Wahrscheinlich wollte er uns einfach ruhig stellen und dann selbst auf Wanderschaft gehen.« Sie nahm einen Zug aus seiner Zigarette und ließ den Rauch langsam im Wind davonwehen.
    »Hattest du nie Angst?«, fragte er. »Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal das Gefühl hatte zu fliegen. Ich hatte schreckliche Angst abzustürzen. Und

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