Die Farm am Eukalyptushain
zur Welt kommen sollen«, sagte er grinsend. »Wären gute Lubra geworden – starker Geist.«
Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Billy«, sagte sie schließlich, »du bist ein gerissener alter Gauner. Ich glaube, wenn ich eine Lubra wäre, hättest du alle Hände voll mit mir zu tun.«
»Wahrscheinlich«, sagte er. »Missus ziemlich viel Feuer. Weiße Männer besser aufpassen.«
Sie wurde ernst, als sie ihn betrachtete und erkannte, dass die erbarmungslose Zeit ihn seiner lebhaften Jugend beraubt hatte, ohne seine stolze Gestalt zu beugen. Billy war der Letzte seines Stammes, der noch den alten Bräuchen anhing, und als sie einander jetzt gegenüberstanden, wusste sie, dass er sich auf seine letzte Wanderschaft vorbereitete. »Du wirst mir fehlen, alter Freund«, sagte sie leise.
Er nickte, und sein wirres graues Haar leuchtete in der Sonne.»Geister singen, Missus. Ich kann sie hören. Billy Birdsong bald hinauf zu den Sternen.«
Catriona schaute zum Himmel hinauf und dachte daran, wie er so manches Mal nachts mit ihr auf den Hügel gegangen war, wo sie sich von den Armen der Schöpfung über die Milchstraße hatte tragen lassen. Diese Reisen hatten ihre Seele erfrischt und ihr die Kraft zum Leben mit der Vergangenheit gegeben. »Schätze, das wird eine weite Reise, Billy«, sagte sie betrübt.
Seine bernsteingelben Augen betrachteten sie aufmerksam. »Missus sehr krank, als damals herkamen. Aber jetzt gute Geister gefunden.« Er nickte, wie um seine eigene Feststellung zu bestätigen. »Tag, Missus«, sagte er und stellte den Fuß wieder auf die Erde.
Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, wollte ihn festhalten und nicht gehen lassen. Dreißig Jahre waren sie zusammen auf Belvedere gewesen – wie sollte sie ohne seine Freundschaft und seine Weisheit zurechtkommen? Aber sie wusste, sie würde gegen jedes Tabu verstoßen, wenn sie versuchen wollte, ihn aufzuhalten oder ihm zu folgen. Er ging jetzt auf die letzte, heilige Suche nach seinen Ahnen. Er würde gehen, bis er nicht mehr gehen könnte, und dann würde er sich hinsetzen und auf den Tod warten. Seine Frau und die Frauen seines Stammes würden sich tönerne Hüte machen und um ihn trauern, und irgendwann würde er zu Staub werden und zur Erde zurückkehren – zu dem Land, das nach seiner inbrünstigen Überzeugung keinem Menschen gehörte. Seine Zeit als Wächter dieses Landes des Träumens war vorüber, und sein Geist würde in den Himmel hinauffliegen und ein Stern werden.
Er wandte sich ab und ging langsam davon. Seine lange, schlanke Gestalt schien zu schrumpfen, als er sich immer weiter entfernte. Dann verschwand sie im tanzenden Hitzedunst, und Tränen verschleierten Catrionas Blick. »Leb wohl, alter Freund!«, flüsterte sie. »Gott behüte dich!«
Rosa versuchte die alte Truhe aus dem Wohnzimmer zu schleifen. »Steh nicht einfach herum, Con«, schimpfte sie. »Hilf mir, das Ding außer Sicht zu schaffen, bevor Mum zurückkommt.«
»Ich weiß nicht, warum wir das tun sollen«, sagte er. »Sie hat mich doch gebeten, es vom Dachboden runterzuholen.«
Rosa hockte sich auf die Fersen. »Sie hat in den letzten vierundzwanzig Stunden genug durchgemacht, und das hier ist nur eine unnötige Erinnerung daran.« Sie packte die Lederschlaufe. »Aus den Augen und hoffentlich aus dem Sinn. Komm jetzt – bringen wir sie weg.«
»Lass das, Rosa!« Catriona stand in der Tür. Ihre Augen waren rot vom Weinen.
»Aber ich …«
Catriona wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Nichts von dem, was darin ist, kann mir noch etwas anhaben«, sagte sie. »Nicht nach dem, was gestern passiert ist.« Sie kam herein. »Ich behaupte nicht, dass ich die Fehler, die ich in meinem Leben begangen habe, nicht bedaure. Ich wünschte, ich könnte ein paar Dinge ändern, doch ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass alles Wünschen der Welt daran nichts ändern kann.«
Rosa nahm ihre Hand. Mum sah müde aus. »Ich finde, du hast genug durchgemacht«, sagte sie. »Aber wenn du nicht willst, dass wir die Truhe wegbringen … Du musst es wissen.«
Catriona nickte und machte drei Gin Tonic zurecht. »Auf Dimitri«, sagte sie dann und hob ihr Glas. »Und auf Billy – Gott segne ihn.«
Connor schleifte die Truhe wieder in die Ecke des Zimmers. »Worüber hast du mit Billy gesprochen?«, fragte er. »Ihr habt beide sehr ernst ausgesehen.«
Catriona nahm noch einen Schluck. »Er hat sich verabschiedet«, sagte
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