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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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jede Nacht von ihren Träumen von Dimitri heimgesucht wurde. Ob er mit der Zigeunerin schlief? Strich er ihr über das lange dunkle Haar, küsste ihr Gesicht? Oh, wie sehnte sie sich nach seinen Berührungen, nach dem sanften Klang seiner Stimme in ihrem Ohr, seinen Händen an ihrem Körper, die ihrer verdorrten Seele ungeahnte Wärme und Leben spenden würden!
    »Wie rührend! Dimitri ist sicher entzückt von Ihrem aufmerksamen Interesse an seinen Angelegenheiten.«
    Edith fuhr herum und wurde rot vor Verlegenheit. »Ich wollte nur die Blumen auswechseln«, behauptete sie, aber sie hörte, dass ihre Stimme schrill klang und dass sie stammelte.
    Er zog die blonden Brauen hoch, und seine blauen Augen sahen sie spöttisch an. »Natürlich«, sagte er wegwerfend. »Aber statt hier zu schnüffeln, sollten Sie sich lieber mit den Vorbereitungen zu Catrionas Geburtstagsparty beschäftigen.«
    Edith knirschte mit den Zähnen. Sie verabscheute Kane. Seine englische Art ging ihr auf die Nerven, und am liebsten hätte sie ihm das herablassende Gesicht zerkratzt. Aber das konnte sie nicht; jahrelang hatte sie ihre Gefühle unterdrückt, und so verschränkte sie auch jetzt die Hände fest vor dem Leib. »Nachmittags gibt es hier Tee und Torte«, erklärte sie steif.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er obenhin. »Ihre Mutter und Dimitri haben sehr viel größere Pläne. Ich habe bereits eine Tanzkapelle bestellt. Es soll ein formelles Dinner mit Champagner geben.«
    »Sie ist doch noch ein Kind«, sagte Edith fassungslos. »Viel zu jung für solche Extravaganzen.«
    »Dimitri hat es so angeordnet.« Kanes Tonfall ließ ihr keine Wahl; sie musste sich fügen. »Sorgen Sie dafür, dass die Köchin Bescheid weiß und die entsprechenden Einkäufe veranlasst werden. Das Hotel wird an diesem Abend voll sein, und ich möchte nichts dem Zufall überlassen.«
    Edith zitterte vor Zorn. »Soll das heißen, diese Zigeunergöre wird ihren Geburtstag draußen mit den Gästen feiern?«, fauchte sie. »Vermutlich glaubt ihre Mutter, dieses Flittchen, sie kann mich ebenfalls herumkommandieren und für sich arbeiten lassen.« Sie kriegte kaum noch Luft. »Aber so weit wird es nicht kommen.«
    »Ich wäre da vorsichtig, Edith«, sagte Kane geringschätzig. »Eines Tages werden Ihre eifersüchtigen Reden Sie in Schwierigkeiten bringen. Gerade Sie sollten nicht vergessen, dass Sie hier eine Dienstbotin sind, nichts weiter. Sie werden tun, was man Ihnen sagt, oder verschwinden.«
    Edith biss sich auf die Lippe. Sie wusste, sie war zu weit gegangen, aber seine Drohung, sie zu entlassen, war trotzdem ein schrecklicher Schlag. Wütend funkelte sie Kane an und verließ wortlos das Zimmer.

    Velda ließ sich von Dimitri einen Gartenstuhl heranrücken. Es war angenehm hier draußen in der frischen Luft und fern vom lärmenden Treiben des Hotels, und Dimitri war sehr freundlich. Aber sie wollte jetzt allein sein.
    »Sind die Vorbereitungen zu Catrionas Geburtstag im Gange?« Seine rollenden Konsonanten klangen melodisch.
    »Ich nehme es an. Das Kleid habe ich fertig, und der Rest liegt bei Edith und Mr Kane.«
    »Dann lasse ich Sie jetzt allein«, sagte er mit einer leichten Verneigung. »Ich habe zu tun. Ist Ihnen das recht?«
    Sie nickte abwesend und hatte seine Anwesenheit schon vergessen. Eine tiefe Müdigkeit überfiel sie, und sie schloss die Augen. Es war, als sei die Welt irgendwie unter ihr weggekippt und als schwebe sie irgendwo darüber, außerhalb der Wirklichkeit, verloren in einem Nebel aus Trauer und Ratlosigkeit. Die Tage verschwammen ineinander, einer so bedeutungslos wie der andere. Sie wollte Declan wiederhaben, sie brauchte ihn, sie sehnte sich nach seiner vertrauten Berührung und seiner beruhigenden Stimme. Er fehlte ihr so sehr. Tränen rollten unter ihren geschlossenen Lidern hervor und über ihre Wangen. Dimitri, so gut er sie auch behandelte, war nicht Declan. Dieses lächerliche Hotel war eine Million Meilen weit von ihrem bunten Wagen und ihrem gemeinsamen Leben entfernt. Wenn sie doch nur genug Geld hätte, um nach Irland zurückzukehren, heim zu ihrer Familie und dem sanften Regen auf den grünen Hügeln. Aber sie saß in der Falle – abhängig von Dimitris Mildtätigkeit.
    Blinzelnd tupfte sie sich die Tränen mit einem Taschentuch ab. Wenn sie wenigstens nicht dauernd so erschöpft wäre! Aber so konnte sie nicht denken. Sie schaffte es nicht, die Dinge in eine Perspektive zu setzen und ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.

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