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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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eisig weißen Laken, die ihren schmalen Körper bedeckten. »Geh ins Bett, Kitty«, murmelte sie. »Ich bin müde.«
    »Mam«, sagte sie, dem Weinen nahe. »Mam, ich muss mit dir reden.«
    Velda setzte sich seufzend auf und zog sich die Decke unters Kinn. »Was gibt’s denn jetzt wieder, Catriona?«
    »Es ist wegen Mr Kane.« Sie war entschlossen zu sagen, was sie auf dem Herzen hatte. »Ich mag ihn nicht.«
    »Warum denn das nicht?« Velda machte große Augen.
    Catriona suchte nach den richtigen Worten, aber sie war verwirrt und unsicher und fand sie nicht gleich. »Er behandelt mich wie ein kleines Mädchen.«
    »Ist das alles?«, fragte Velda ungeduldig. »Vielleicht, weil du eins bist«, sagte sie ausdruckslos. »Geh ins Bett, Catriona! Es ist zu spät für solche Flausen.«
    »Aber ich bin kein kleines Mädchen«, widersprach Catriona. »Und ich mag es nicht, wenn er   …«
    »Geh ins Bett, Catriona!«, wiederholte Velda. »Kane ist ein guter Mann. Er liebt dich wie eine Tochter, und er wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass du nach allem, was er für uns getan hat, so über ihn denkst.«
    »Er ist nicht mein Vater«, fauchte Catriona. »Und von mir aus kann er ruhig wissen, dass ich ihn nicht leiden kann. Er ist   … Er hat –« Sie verstummte unter dem kalten Blick der veilchenblauen Augen.
    Velda seufzte und ließ sich auf das Kissen zurücksinken. »Um Himmels willen, Catriona, es ist spät, und ich habe Dimitri versprochen, morgen früh einen Spaziergang mit ihm zu machen. Hör auf mit dem Theater und beruhige dich. Ich glaube, deine Hormone spielen verrückt. Alt genug dazu bist du jetzt, aber über all das werden wir morgen reden.«
    »Aber –«
    Velda schnitt ihr das Wort ab. »Gute Nacht«, sagte sie entschlossen.
    Catriona blieb unschlüssig in der Tür stehen.
    »Du solltest deinem Glück dafür danken, dass du ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen hast«, sagte Velda.»Vielleicht denkst du einmal daran, wer das alles ermöglicht hat.«
    »Dimitri hat es möglich gemacht«, sagte Catriona. »Es ist sein Hotel, nicht Mr Kanes.«
    Velda drehte sich auf die Seite und knipste das Licht aus. Catriona stand im Dunkeln, sprachlos vor Elend und Hilflosigkeit.

SIEBEN

    W eihnachten war gekommen und gegangen, und nun schrieben sie das Jahr 1934. Edith Powell stand am Fenster und beobachtete, wie Dimitri den Arm der irischen Zigeunerin hielt, als sie über den Rasen zum Wald gingen. Verzweiflung mischte sich in ihren Zorn und ihre Frustration, denn ihr lange genährter Traum, Dimitri für sich zu erobern, ging zusehends in die Brüche. Er fand kaum noch Zeit, mit ihr zu reden. Es war, als sei sie ein Teil der Einrichtung geworden – unsichtbar.
    Sie ballte die Fäuste, als er den Schirm aufspannte, um die Frau vor der Sonne zu schützen, und verzog wütend den Mund. Dieses irische Luder hatte ihr den Mann vor der Nase weggeschnappt. Mit ihren traurigen Kuhaugen und dieser altklugen Göre im Schlepptau war sie hier aufgekreuzt, und Dimitri mit seinem weichen Herzen und seiner grenzenlosen Gutmütigkeit war auf sie hereingefallen. Das war nicht fair. Nichts von all dem war fair. Das Leben war grausam mit ihr umgegangen, und sie wusste, dass sie dadurch verbittert und hässlich geworden war.
    Sie ließ seufzend den Kopf sinken; sie konnte ihnen nicht länger zusehen. Ihr Verlobter war im Großen Krieg gefallen, und sie hatte ihre Eltern bis an deren Lebensende gepflegt. So viele junge Männer ihrer Generation waren auf den Schlachtfeldern Europas geblieben, und sie war zu einer alten Jungfer geworden, verachtet, verspottet und – das war das Schlimmste – bemitleidet.Das Angebot, für Dimitri zu arbeiten, hatte sie begeistert. Er war unverheiratet, gut aussehend und reich, und während sein neues Haus auf dem Berg langsam wuchs, hatte sie sich um ihn gekümmert, hatte dafür gesorgt, dass er ordentlich aß und dass seine Kleider sauber und gepflegt waren. Leicht hatte sie sich überreden lassen, die gewaltige Aufgabe der Leitung seines Hotels zu übernehmen, denn sie liebte ihn und hatte geglaubt, wenn sie ihm einen Teil seiner Last abnahm, würde er sie als Frau und nicht nur als Haushälterin betrachten und begreifen, wie gut sie zusammenpassten.
    Aber obwohl er gut zu ihr war, wusste sie, dass sie ihm wenig bedeutete, und der Gedanke an ihr einsames kleines Cottage am Rande von Atherton deprimierte sie. Früher war es ein behagliches Zuhause gewesen, aber inzwischen war es der Ort, wo sie

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