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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Abgesehen von den wenigen Stunden, die sie mit Catrionas Gesangsunterricht verbrachte, fühlte sie sich, als treibe sie auf einer großen Flutwelle dahin, ohne Anker und ohne Hafen. Ob es etwas mit dem Trank zu tun hatte, den Mr Kane ihr jeden Abend vor dem Zubettgehen gab? Sie schüttelte den Kopf. Das war absurd. Mr Kane sagte, davon werde sie gut schlafen, aber er hatte ihr versichert, dass es nichts Schädliches sei.
    Sie blickte starr über den Garten hinaus, ohne etwas zu sehen. Weihnachten war in einem Nebel aus Lichtern und Lärm und endlosen Partys im Ballsaal vorübergegangen. Nicht, dass sie an solchen Veranstaltungen teilgenommen hätte – das hätte sie nicht ertragen. Jetzt war Januar, und Catriona wäre bald dreizehn. Sie seufzte tief. Sie verstand ihre Tochter nicht mehr. Eine tiefe Kluft hatte sich zwischen ihnen aufgetan, ohne Anhaltspunkte, ohne eine Spur des Verständnisses und der Nähe, die einmal zwischen ihnen gewesen war. Das Mädchen war missmutig und ungezogen und schlecht gelaunt, und bei der leisesten Kritik schlug es Türen zu und führte sich abscheulich auf. Catriona mochte jetzt dreizehn werden, aber seit ihrer Ankunft hier im Hotel benahm sie sich wie eine quengelnde Fünfjährige. Am liebsten hätte Velda ihr eine Tracht Prügel verpasst, aber dazu fehlte ihr die nötige Energie.
    Sie schloss die Augen. Tief unter ihren verwirrten und müden Gedanken regte sich die bange Frage, ob nicht vielleicht sie selbst für das Benehmen ihrer Tochter verantwortlich sei. Sie hatte versucht, ihre Trauer mit ihr zu teilen, aber das war unmöglich. Sie hatte das Mädchen trösten wollen, so gut sie konnte, aber die eigenen Tränen hatten ihre Kräfte aufgezehrt. Wie konnte ein Kind verstehen, was sie durchmachte? Aber Catriona war robust wie alle Kinder. Es würde sich auswachsen, und sie war ja auch nicht allein. Sie hatte Dimitri und Mr Kane, die für sie sorgten.
    Neue Müdigkeit vernebelte Veldas Gedanken. Es war alles zu viel. Sie konnte nicht länger darüber nachdenken.

    Es war der Vorabend ihres Geburtstags, und trotz Kanes zunehmend übertriebenen Vertraulichkeiten und seinen unverhohlenen Versuchen, sie allein zu erwischen, um sie zu küssen und zu liebkosen, freute Catriona sich auf ihre Party. Sie war in der Küche gewesen und hatte der Köchin dabei zugesehen, wie sie die Tortemit Zuckerguss überzog und letzte Hand an die Tabletts mit Canapés legte, die vor dem Abendessen zum Aperitif gereicht werden würden. In der Küche herrschte Hochbetrieb. Braten mussten in den Ofen geschoben werden, Gemüse war zu putzen.
    Catriona hatte gefragt, ob Phoebe bei dem Fest dabei sein dürfe, aber überall war sie auf Ablehnung gestoßen. Phoebe sei ein Küchenmädchen, sie müsse an diesem Abend arbeiten. Catriona fand es schade, dass Phoebe das alles verpassen sollte, und sie begriff nicht, warum man einen Unterschied zwischen ihnen machte. Es war ungerecht. Doch ihre Niedergeschlagenheit währte nicht lange, und nach dem Abendessen war sie zu Dimitri in den Schuppen gelaufen. Er hatte ihr eine Überraschung versprochen, und sie konnte es nicht erwarten herauszufinden, was es war.
    »Für dich.« Er hielt ihr ein Samtetui entgegen. »Hoffentlich gefällt es dir.«
    Catriona ließ den winzigen Verschluss aufschnappen, der Deckel klappte auf, und vor ihr lag eine Halskette, fein geschmiedet und mit einem Anhänger aus goldenen Ringen, der im Licht der Schreibtischlampe funkelte. »Wie schön!«, hauchte sie.
    Er nahm die Kette aus dem Etui und ließ sie vor ihr baumeln. »Ich habe sie für dich gemacht«, erklärte er stolz und zeigte ihr die ineinander verflochtenen goldenen Ringe. »Das sind die Ringe des Lebens, jeder aus einer anderen Sorte Gold und in einer anderen Farbe. Sie sollen unsere verschiedenen Welten darstellen und zeigen, wie unser Leben sich ineinander fügt, während jeder von uns seinen eigenen Weg geht. Für mich habe ich auch eine gemacht.« Er lächelte. »Sie soll mich an meine kleine Freundin erinnern.«
    Sie hob ihr Haar hoch, damit er die Kette anlegen konnte, und ihre Finger liebkosten das warme, glänzende Gold, das auf ihrem Herzen ruhte. Sie schlang die Arme um Dimitris kräftigen Leib und drückte ihn an sich. »Das ist ein wunderschönes Geschenk«,sagte sie, das Gesicht an seine breite Brust geschmiegt. »Ich werde es immer in Ehren halten.«
    Er löste sich sanft aus ihrer Umarmung und hielt sie von sich. »Wenn ich je noch einmal eine Tochter bekomme«, sagte

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