Die Farm
die Lehrerin der dritten Klasse, hatte mir drei Hiebe verpasst, weil ich versucht hatte, Joey Stallcup zu verprügeln. Pappy wäre sehr stolz auf mich gewesen. Und Ricky fasste mich auch nicht mit Samthandschuhen an, raufte mit mir und boxte mich. Gewalttätigkeit war mir nicht fremd. Pappy liebte Schlägereien, und als ich auf dem Boden lag, dachte ich an ihn.
Jemand trat mich; ich fasste nach dem Fuß, und sofort balgte sich ein Haufen kleiner Krieger auf der Erde, trat, klammerte und fluchte. Ich zerrte den Mittelgroßen an den Haaren, während die beiden anderen mich in den Rücken boxten. Ich war entschlossen, ihm den Kopf abzureißen, als Percy mir einen gemeinen Schlag auf die Nase versetzte. Einen Augenblick lang war ich geblendet, und sie fielen, kreischend wie wilde Tiere, erneut über mich her.
Ich hörte die Frauen auf der Veranda schreien. Höchste Zeit!, dachte ich. Mrs Latcher war als Erste bei uns und begann, die Jungen von mir herunterzuzerren, und beschimpfte sie lauthals, als sie sie wegstieß. Da ich zuunterst lag, stand ich als Letzter auf. Meine Mutter sah mich entsetzt an. Meine sauberen Kleider waren völlig verdreckt. Aus meiner Nase lief warmes Blut.
»Luke, alles in Ordnung?«, sagte sie und fasste mich an der Schulter.
Meine Augen waren wässrig, und allmählich setzten die Schmerzen ein. Ich nickte, ja, kein Problem.
»Schneid mir eine Gerte!«, schrie Mrs Latcher Percy an. Sie stöhnte und schüttelte noch immer die beiden kleineren.
»Warum verprügelt ihr den kleinen Jungen? Er hat euch nichts getan!«
Jetzt floss das Blut richtig und tropfte von meinem Kinn auf mein Hemd. Auf Geheiß meiner Mutter legte ich mich auf den Boden und bog den Kopf nach hinten, um die Blutung zu stillen, und währenddessen brachte Percy einen Stock an.
»Ich will, dass du zusiehst«, sagte Mrs Latcher zu mir.
»Nein, Darla«, sagte meine Mutter. »Wir fahren.«
»Nein, ich will, dass Ihr Junge zusieht«, sagte Mrs Latcher.
»Beug dich vor, Percy.«
»Nein, das mach ich nicht, Ma«, sagte Percy, der offensichtlich Angst hatte.
»Beug dich vor, oder ich hole deinen Vater. Ich werd dir Manieren beibringen. Einen kleinen Jungen zu verprügeln, einen Gast.«
»Nein«, sagte Percy, und sie schlug ihm mit der Gerte ins Gesicht. Er schrie auf, und sie schlug ihn aufs Ohr.
Sie befahl ihm noch einmal, sich nach vorn zu beugen und sich an den Knöcheln zu fassen. »Wenn du loslässt, schlage ich dich eine Woche lang«, drohte sie ihm. Er weinte bereits, als sie mit den Schlägen anfing. Meine Mutter und ich staunten über ihre Wut und Brutalität. Nach acht oder zehn heftigen Schlägen begann Percy zu jaulen. »Halt den Mund«, schrie sie ihn an.
Ihre Arme und Beine waren so dürr wie der Stecken, aber was ihr an Kraft fehlte, machte sie durch Behändigkeit wett. Ihre Schläge folgten aufeinander wie Maschinengewehrfeuer, schnell und scharf, die Gerte schnalzte wie ein Ochsenziemer.
Zehn, zwanzig, dreißig Schläge und Percy brüllte. »Bitte, hör auf, Ma! Es tut mir Leid!«
Sie schlug immer weiter zu, weit über das als Bestrafung übliche Maß hinaus. Als ihr der Arm erlahmte, stieß sie ihn auf den Boden, und Percy rollte sich zusammen und heulte. Die anderen weinten bereits. Sie riss den Mittleren, den sie Rayford nannte, an den Haaren und sagte: »Beug dich vor.« Rayford fasste langsam seine Knöchel und überstand irgendwie den Ansturm der Schläge.
»Gehen wir«, flüsterte meine Mutter mir zu. »Du kannst dich auf die Ladefläche legen.«
Sie half mir hinauf, und mittlerweile zerrte Mrs Latcher den Jüngsten an den Haaren und schüttelte ihn. Percy und Rayford lagen auf dem Boden, Opfer der Schlacht, die sie angezettelt hatten. Meine Mutter wendete den Pick-up, und als wir losfuhren, schlug Mrs Latcher auf den Kleinsten ein. Ich hörte laute Stimmen und setzte mich so weit auf, dass ich Mr Latcher ums Haus laufen sah, in seinem Schlepptau weitere Kinder. Er schrie seiner Frau etwas zu; sie ignorierte ihn und schlug weiter zu. Als er bei ihr war, hielt er ihren Arm fest.
Überall liefen Kinder herum; alle schienen entweder zu schreien oder zu weinen.
Staub wirbelte hinter uns auf, und ich sah sie nicht mehr. Ich legte mich flach und versuchte es mir möglichst bequem zu machen; ich betete, dass ich nie wieder einen Fuß auf ihre Farm würde setzen müssen. Ich wollte keinen von ihnen je Wiedersehen. Und ich betete lange und inbrünstig, dass niemandem das Gerücht zu Ohren käme, dass
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