Die Farm
kleinen Farmpächter, die überhaupt kein Land besaßen, waren ganz unten angesiedelt, die Händler ganz oben, und von jedem wurde erwartet, dass er seinen Platz kannte. Aber die Leute kamen miteinander aus.
Die Trennungslinie zwischen den Baptisten und den Methodisten war keine richtige und verlief auch nicht gerade.
Ihr Gottesdienst war etwas anders, und die größte Abweichung von der Heiligen Schrift war in unseren Augen, dass sie Babys mit Wasser besprenkelten. Und sie kamen nicht so oft zusammen, was natürlich hieß, dass sie ihren Glauben nicht so ernst nahmen wie wir unseren. Niemand diente Gott so häufig wie wir Baptisten. Wir waren sehr stolz darauf. Pearl Watson, meine liebste Methodistin, sagte, dass sie gern Baptistin wäre, aber körperlich nicht dazu in der Lage sei.
Ricky hatte mir einmal insgeheim erzählt, dass er vielleicht Katholik würde, wenn er die Farm verließe, weil sie nur einmal in der Woche einen Gottesdienst abhielten. Ich wusste nicht, wodurch sich die Katholiken auszeichneten, und er versuchte es mir zu erklären, aber was Theologie anging, stand Ricky auf wackligen Beinen.
Am Sonntagmorgen bügelten meine Mutter und Gran unsere Kleider gründlicher als sonst. Und ich wurde selbstverständlich noch fester geschrubbt. Zu meiner großen Enttäuschung war meine Nase nicht gebrochen, sie war nicht einmal angeschwollen, die aufgeschlagene Stelle war kaum mehr zu sehen.
Wir mussten so gut wie nur irgend möglich aussehen, denn die Methodistenfrauen besaßen die etwas hübscheren Kleider.
Trotz des ganzen Theaters war ich aufgeregt und konnte es kaum erwarten, in die Stadt zu fahren.
Wir hatten die Spruills eingeladen. Das taten wir aus Freundlichkeit und christlicher Nächstenliebe, mir wäre jedoch eine Auswahl lieber gewesen. Tally war willkommen; der Rest konnte von mir aus hier bleiben. Aber als ich nach dem Frühstück zu ihrem Camp blickte, entdeckte ich keinerlei Aktivität. An ihren Pick-up waren noch immer die Myriaden von Drähten und Seilen befestigt, die ihre Zelte festhielten.
»Sie kommen nicht«, berichtete ich Pappy, der die Lektion für die Sonntagsschule studierte.
»Gut«, sagte er leise.
Die Aussicht, dass Hank sich auf dem Picknick herumtrieb, von einem Tisch nach dem anderen aß und sich voll stopfte und nach einer Schlägerei Ausschau hielt, war nicht erfreulich.
Die Mexikaner hatten keine Wahl. Meine Mutter hatte Miguel früher in der Woche eine Einladung übermittelt und ihn, je näher der Sonntag rückte, mehrmals sachte daran erinnert.
Mein Vater hatte ihm erklärt, dass für sie ein Gottesdienst in Spanisch abgehalten würde, anschließend gäbe es jede Menge köstlichen Essens. Außerdem hatten sie am Sonntagnachmittag sowieso nichts zu tun.
Neun Mexikaner drängten sich auf die Ladefläche; nur Cowboy fehlte. Das regte meine Fantasie an. Wo war er und was tat er? Wo war Tally? Ich sah sie nicht im Hof, als wir losfuhren. Mein Herz wurde schwer, als ich daran dachte, wie sich die beiden auf den Feldern versteckt und getan hatten, was immer sie wollten. Statt mit uns in die Kirche zu gehen, trieb sich Tally wahrscheinlich wieder irgendwo herum und machte schlimme Sachen. Benutzte sie jetzt Cowboy als Wachtposten, wenn sie im Siler’s Creek badete? Dieser Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht, und auf dem Weg in die Stadt machte ich mir ununterbrochen Sorgen um sie.
Bruder Akers stieg auf die Kanzel und lächelte ausnahmsweise.
Die Kirche war überfüllt, die Leute saßen in den Gängen und standen hinten an der Wand. Die Fenster waren geöffnet, und auf der Nordseite der Kirche hatten sich die Mexikaner unter einer großen Eiche versammelt und die Hüte abgenommen.
Ihre Köpfe sahen aus wie ein dunkles Meer.
Er hieß unsere Gäste, unsere Besucher aus den Bergen und die Mexikaner willkommen. Es waren ein paar Leute aus den Bergen da, wenn auch nicht viele. Wie immer bat er sie, aufzustehen und sich vorzustellen. Sie kamen aus Orten wie Hardy, Mountain Home und Calico Rock, und sie hatten sich so in Schale geworfen wie wir.
In einem Fenster war ein Lautsprecher aufgestellt worden, sodass Burder Akers’ Worte in Richtung der Mexikaner übertragen wurden, wo Mr Carl Durbin sie ins Spanische übersetzte. Mr Durbin war ein pensionierter Missionar aus Jonesboro. Er hatte dreißig Jahre in den Bergen von Peru unter echten Indios gearbeitet, und während der Missionswoche war er häufig gekommen und hatte uns Fotos und Dias des seltsamen Landes
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