Die Farm
ansehnlichen Überschwemmung hätten sie sich weniger Sorgen gemacht, zumindest in diesem Augenblick.
Es waren mindestens fünfunddreißig Grad. Die Spieler waren schweißnass, ihre sauberen Overalls und weißen Sonntagshemden klebten ihnen am Leib. Sie bewegten sich langsam - das war der Preis für das Brathühnchen und den Kartoffelsalat - und strengten sich weniger an, als Pappy lieb gewesen wäre.
Dewaynes Vater spielte nicht mit, deswegen ging seine Familie nach zwei Stunden. Ein paar andere schlossen sich ihnen an.
Die Mexikaner waren noch immer unter ihrem Baum am rechten Spielfeldrand, aber jetzt lagen sie flach und schienen zu schlafen. Die Frauen interessierten sich nur noch für Klatschgeschichten; ihnen war es völlig gleichgültig, wer das Spiel gewann.
Ich saß allein da und sah zu, wie die Methodisten im achten Inning drei weitere Punkte machten. Ich träumte von dem Tag, an dem ich selbst auf dem Spielfeld stehen und Homeruns schlagen und unglaubliche Spielzüge machen würde. Diese armseligen Methodisten hätten keine Chance, wenn ich endlich groß genug war.
Sie gewannen elf zu acht, und zum fünften Mal in Folge hatte Pappy die Baptisten zu einer Niederlage geführt. Die Spieler schüttelten einander die Hände und lachten, als das Spiel vorbei war, dann suchten sie schattige Plätze auf, wo Tee mit Eis auf sie wartete. Weder lächelte Pappy, noch lachte er, und er schüttelte auch niemandem die Hand. Er verschwand für eine Weile, und mir war klar, dass er eine Woche schmollen würde.
Auch die Cardinals verloren, drei zu null. Sie beendeten die Saison vier Spiele hinter den Giants und acht Spiele hinter den Brooklyn Dodgers, die den Yankees in einer World Series gegenübertreten würden, in der zwei New Yorker Mannschaften unter sich waren.
Die Überreste wurden eingesammelt und zu den Autos gebracht. Die Tische wurden geputzt, der Abfall wurde aufgehoben. Ich half Mr Duffy Lewis, das Wurf- und das Schlagmal zu rechen, und als wir damit fertig waren, sah das Feld so ordentlich aus wie zuvor. Es dauerte eine Stunde, bis wir uns von allen verabschiedet hatten. Das Verliererteam sprach die üblichen Drohungen aus, was im nächsten Jahr passieren würde, und die Gewinner hielten die üblichen Spottreden. Soweit ich es überblicken konnte, war niemand enttäuscht außer Pappy.
Auf dem Nachhauseweg dachte ich über das Ende der Baseballsaison nach. Im Frühjahr, wenn wir säten und große Hoffnungen hatten, begann die neue Saison. Den Sommer über hielt Baseball uns aufrecht und war oft unsere einzige Ablenkung von der Plackerei auf den Feldern. Wir verfolgten jede Begegnung im Radio, anschließend sprachen wir über das Spiel, die Spieler und die Strategien - bis zum nächsten Spiel.
Sechs Monate lang war Baseball ein wichtiger Teil unseres Lebens, und dann war es vorbei. Genau wie mit der Baumwolle.
Als wir zu Hause ankamen, war ich niedergeschlagen. Keine Spiele mehr, die wir auf der Veranda anhörten. Sechs Monate ohne die Stimme von Harry Caray. Sechs Monate ohne Stan Musial. Ich holte meinen Handschuh, machte einen langen Spaziergang auf einem Feldweg, warf den Ball in die Luft und fragte mich, was ich bis April tun würde.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte Baseball mein Herz gebrochen.
I n den ersten Oktobertagen ließ die Hitze nach. Nachts war es kühl, und auf den frühmorgendlichen Fahrten auf die Felder froren wir. Die Schwüle und die Feuchtigkeit waren verschwunden, die Sonne hatte ihr Gleißen verloren. Mittags war es wieder heiß, aber nicht so wie im August, und wenn es dunkel wurde, war die Luft klar. Wir warteten, aber die Hitze kehrte nicht zurück. Die Jahreszeit veränderte sich, die Tage wurden kürzer.
Da uns die Sonne nicht mehr so viel Kraft kostete, arbeiteten wir härter und pflückten mehr. Natürlich war der Wetterwechsel alles, was Pappy brauchte, um sich noch mehr Sorgen zu machen. Da der Winter jeden Tag über uns hereinbrechen konnte, erinnerte er sich jetzt an Geschichten, als er an Weihnachten auf Reihen über Reihen schmutziger, faulender ungepflückter Baumwolle gestarrt hatte.
Nach einem Monat auf den Feldern vermisste ich die Schule.
Ende Oktober würde der Unterricht wieder beginnen, und ich dachte daran, wie angenehm es wäre, den ganzen Tag die Schulbank zu drücken, umgeben von Freunden statt von Baumwollsträuchern, und sich nicht mehr wegen der Spruills Sorgen machen zu müssen. Jetzt, da die Baseballsaison vorbei war, musste ich von etwas
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