Die Farm
Freunden zu essen, ein großer Schritt für einen Siebenjährigen.
Die Schlange vor den Tischen nahm kein Ende. Wenn die Männer sich am letzten Tisch bedienten, stellten sich die Jungen bereits zum zweiten Mal an. Mir reichte ein Teller. Ich wollte Platz für das Eis freihalten. Bald spazierten wir zum Tisch mit den Desserts, wo Mrs Irene Flanagan Wache hielt, um Vandalismus von unseresgleichen zu verhindern.
»Wie viele Schüsseln mit Schokoladeneis gibt es?«, fragte ich und betrachtete die Eiscremebehältnisse, die im Schatten standen.
Sie lächelte und sagte: »Ach, ich weiß nicht. Mehrere.«
»Hat Mrs Cooper ihr Erdnussbuttereis mitgebracht?«, fragte Dewayne.
»Hat sie«, sagte Mrs Flanagan und deutete auf einen Behälter in der Mitte. Mrs Cooper mischte Schokolade und Erdnussbutter, und das Ergebnis war unglaublich. Die Leute schrieen das ganze Jahr über danach. Im Vorjahr hätten sich zwei Jugendliche, ein Baptist und ein Methodist, beinahe wegen der Frage geschlagen, wer von ihnen die nächste Portion bekommen würde. Während Reverend Orr für Frieden sorgte, gelang es Dewayne, zwei Schalen davon zu ergattern. Er lief damit die Straße hinunter und versteckte sich hinter einem Schuppen, wo er jeden Tropfen davon verschlang. Einen Monat lang sprach er kaum von etwas anderem.
Mrs Cooper war Witwe. Sie wohnte in einem hübschen Haus zwei Querstraßen hinter dem Laden von Pearl und Pop, und wenn in ihrem Garten etwas getan werden musste, machte sie einfach eine Schüssel mit Erdnussbuttereis. Von überall her tauchten Teenager auf, und sie hatte den schönsten Garten in der Stadt. Sogar erwachsene Männer hatten bei ihr schon Unkraut gezupft.
»Ihr werdet warten müssen«, sagte Mrs Flanagan.
»Wie lange?«, fragte ich.
»Bis alle gegessen haben.«
Wir warteten eine Ewigkeit. Ein paar der älteren Jungen und jungen Männer begannen die Muskeln zu strecken und sich im Außenfeld Bälle zuzuwerfen. Die Erwachsenen unterhielten sich und besuchten einander und redeten und gingen zum Nächsten, und ich war überzeugt, dass das Eis schmolz. Die beiden Schiedsrichter aus Monette trafen ein, und eine Welle der Aufregung schwappte durch die Menge. Aber natürlich mussten sie zuerst essen, und eine Weile lang galt ihr Hauptaugenmerk dem Brathuhn und nicht dem Baseballspiel.
Allmählich wurden die Decken und Sonnenschirme aus dem Feld geräumt. Das Picknick ging zu Ende. Bald würde das Spiel beginnen.
Die Frauen scharten sich um den Desserttisch und teilten das Eis aus. Endlich bekam Dewayne sein Erdnussbuttereis. Ich entschied mich für zwei Kugeln Schokoeis über einem von Mrs Lou Kiners Schokokeksen. Zwanzig Minuten lang tobte die Schlacht um den Nachtisch, aber ein gewisses Maß von Ordnung wurde aufrechterhalten. Die beiden Pfarrer standen mitten unter uns und aßen so viel Eis wie alle anderen. Die Schiedsrichter lehnten ab und führten die Hitze als Grund an, dass sie nicht mehr essen konnten.
Jemand rief: »Jetzt wird gespielt!«, und die Leute zogen sich hinter den Fängerzaun zurück. Die Methodisten wurden von Mr Duffy Lewis trainiert, einem Farmer, der westlich der Stadt lebte und laut Pappy nur über beschränkte Baseballkenntnisse verfügte. Aber nach vier Niederlagen in Folge äußerte Pappy seine schlechte Meinung zu Mr Lewis kaum mehr. Die Schiedsrichter riefen die beiden Trainer zu einer Besprechung hinter das Schlagmal, und lange Zeit diskutierten sie über Black Oaks Version der Baseballregeln. Sie deuteten auf Zäune, Stangen und Äste, die über das Feld hingen - alles hatte seine eigenen Regeln und seine Geschichte. Pappy war mit dem meisten, was die beiden Schiedsrichter sagten, nicht einverstanden, und das Gefeilsche dauerte ewig.
Im Jahr zuvor waren die Baptisten die Gastgeber gewesen, deswegen schlugen wir diesmal als Erste. Der Pitcher der Methodisten war Bück Prescott, Sohn von Mr Sap Prescott, einer der größten Landbesitzer im Craighead County. Bück war Anfang zwanzig und zwei Jahre lang auf das Arkansas State College gegangen - eine Seltenheit. Auch im College hatte er sich als Pitcher versucht, aber es hatte Probleme mit dem Trainer gegeben. Er war Linkshänder, warf nur Bälle mit Effet und hatte uns im Vorjahr geschlagen, neun zu zwei. Als er zum Wurfmal ging, wusste ich, dass uns ein langer Tag bevorstand. Sein erster Wurf war ein langsamer hoher Kurvenball, der die Strike Zone verfehlte, aber trotzdem als Strike gezählt wurde. Pappy legte sich bereits mit dem
Weitere Kostenlose Bücher