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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schiedsrichter an. Während Bück warf, durften zwei Schlagmänner zur ersten Base vorrücken, weil er jeweils viermal die Strike Zone nicht traf. Die nächsten beiden Schlagmänner machte er aus, dann schickte er auch meinen Vater mit einem hohen Ball vom Feld.
    Unser Pitcher war Duke Ridley, ein junger Farmer mit sieben Kindern und einem Fastball, den sogar ich traf. Er behauptete, im Krieg einmal in Alaska geworfen zu haben, aber das war nie bestätigt worden. Pappy hielt es für eine Lüge, und nachdem ich im Jahr zuvor gesehen hatte, wie er auseinander genommen wurde, hatte auch ich meine Zweifel. Die ersten drei Schlagmänner konnten bis zur ersten Base vorrücken, während er nur einen gültigen Ball warf, der nicht getroffen wurde, und ich dachte, dass Pappy gleich auf ihn losgehen und ihn zusammenschlagen würde. Ihr nächster Schlagmann schlug einen hohen Ball, den der Catcher fangen konnte. Der nächste schlug einen hohen Ball nach links. Wir hatten Glück mit ihrem Schlagmann Nummer sechs, Mr Lester Hurdle, mit zweiundfünfzig der älteste Spieler überhaupt. Er schlug einen langen hohen Ball nach rechts, wo ihn unser Feldspieler, Bennie Jenkins, der ohne Handschuhe und barfuß spielte, mit bloßen Händen fing.
    Das Spiel wurde zu einem Duell der Pitcher, nicht, weil so scharf geworfen wurde, sondern weil kein Spieler der beiden Mannschaften schlagen konnte. Wir spazierten zum Eis zurück, wo gerade die letzten schmelzenden Überreste verteilt wurden.
    Bis zum dritten Inning hatten die Frauen beider Glaubensrichtungen kleine Gruppen gebildet und plauderten; für sie zumindest hatte das Spiel an Bedeutung verloren. In der Nähe lief ein Autoradio, und ich hörte Harry Caray. Die Cardinals spielten im letzten Spiel der Saison gegen die Cubs.
    Als Dewayne und ich uns mit der letzten Portion Eis vom Desserttisch entfernten, kamen wir an einer Decke vorbei, auf der schwatzend ein halbes Dutzend junger Frauen saß. »Wie alt ist Libby?«, hörte ich eine sagen.
    Ich blieb stehen, nahm einen Mund voll und blickte an ihnen vorbei auf das Spielfeld, als würde ich mich überhaupt nicht für sie interessieren.
    »Sie ist erst fünfzehn«, sagte eine andere.
    »Sie ist eine Latcher. Sie wird bald noch eins kriegen.«
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«
    »Soviel ich gehört habe, ein Junge.«
    »Und der Vater?«
    »Keine Ahnung. Sie sagt es nicht.«
    »Komm schon«, sagte Dewayne und stieß mich mit dem Ellenbogen. Wir gingen weiter bis zur ersten Base. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder entsetzt sein sollte. Es hatte sich herumgesprochen, dass Libby Latcher ein Baby bekommen hatte, aber niemand wusste, wer der Vater war.
    Das wird nicht lange dauern, dachte ich. Und wir wären ruiniert. Ich hatte einen Cousin, der ein Latcher war, und alle wüssten es.
    Das Kopf-an-Kopf-Wurfduell endete im fünften Inning, als beide Teams plötzlich sechs Läufe machten. Eine halbe Stunde lang flogen überall Bälle - flach und parallel zum Boden, ungenaue Würfe, die nicht gefangen wurden, Bälle ins Außenfeld. Wir wechselten zweimal den Pitcher, und ich wusste, dass wir in Schwierigkeiten waren, als Pappy zum Wurfmal ging und auf meinen Vater zeigte. Er war kein Pitcher, aber wir hatten niemand anders mehr. Er warf flache Bälle, und bald war das Inning vorbei.
    »Musial wirft!«, schrie jemand. Es war entweder ein Witz oder ein Irrtum. Stan Musial tat eine Menge Dinge, aber ein Pitcher war er noch nie gewesen. Wir liefen hinter die Tribünen, wo die Autos standen. Eine kleine Schar sammelte sich um den Dodge Baujahr 48, der Mr Rafe Henry gehörte. Er hatte das Radio voll aufgedreht, und Harry Caray war am Überschnappen - Stan the Man stand tatsächlich auf dem Wurfmal und warf gegen die Cubs, gegen Frankie Baumholtz, gegen den er das ganze Jahr um den Titel des besten Schlagmanns gekämpft hatte. Die Menschenmenge im Sportsman’s Park war vollkommen von den Socken. Harry brüllte ins Mikrofon. Der Gedanke, dass Musial warf, schockierte uns.
    Baumholtz schlug einen über den Boden rollenden Ball zur dritten Base, und Musial musste zurück in die Mitte des Felds.
    Ich lief zu unserer Bank an der ersten Base und erzählte Pappy, dass Stan the Man tatsächlich geworfen hatte, aber er glaubte mir nicht. Ich erzählte es meinem Vater, aber auch er war skeptisch. Die Methodisten führten acht zu sechs gegen Ende des siebten Innings, und auf der Spielerbank der Baptisten herrschte höchste Anspannung. Wegen einer

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