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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sollte ich auf eine Mokassinschlange treten, würde ich einen schrecklichen Tod sterben. Geh nach Hause, sagte etwas in mir. Verschwinde von hier.

    Wenn Cowboy auf eine Schlägerei aus war, worauf wartete er dann? Unsere Farm war nicht mehr zu sehen, und wir waren nicht mehr zu hören. Vor uns befand sich der Fluss, und vielleicht übte sich Cowboy bis dahin in Geduld.
    Als sich Hank der Brücke näherte, beschleunigte Cowboy den Schritt und trat ebenfalls mitten auf die Straße. Ich blieb am Rand des Baumwollfeldes, schwitzte, war außer Atem und fragte mich, warum ich mich so unvernünftig verhielt.
    Hank begann über die Brücke zu gehen. Cowboy fing an zu laufen. Als Hank in der Mitte war, blieb Cowboy gerade lange genug stehen, um mit dem Arm auszuholen und einen Stein zu werfen. Er landete auf den Brettern neben Hank, der stehen blieb und herumwirbelte. »Komm schon, du mieser kleiner Mex«, knurrte er.
    Cowoboy blieb keine Sekunde stehen. Er war jetzt auf der Brücke, ging die kleine Steigung hinauf, schien überhaupt keine Angst zu haben, während Hank wartete und ihn verfluchte.
    Hank wirkte doppelt so groß wie Cowboy. Sie würden in der Mitte der Brücke aufeinander stoßen, und es bestand kein Zweifel daran, dass einer von ihnen demnächst ins Wasser fiel.
    Als sie nahe beieinander waren, hob Cowboy plötzlich wieder den Arm und warf einen zweiten Stein, aus kürzester Entfernung. Hank duckte sich, und der Stein flog an ihm vorbei. Dann stürzte er sich auf Cowboy. Das Klappmesser schnappte auf, und blitzschnell war es in die Auseinandersetzung eingeführt. Cowboy hielt es hoch. Hank fing sich lange genug, um seine Tasche zu schwingen. Sie streifte Cowboy und schlug ihm den Hut vom Kopf. Die beiden kreisten auf der schmalen Brücke umeinander, jeder auf seinen Vorteil bedacht. Hank knurrte und fluchte und ließ das Messer nicht aus den Augen, dann griff er in seine Tasche und holte ein kleines Glas heraus. Er nahm es in die Hand wie einen Baseball und machte sich bereit, es zu werfen. Cowboy ging in die Knie und beugte sich vor, wartete auf den richtigen Augenblick. Während sie einander auflauerten, näherten sie sich beide bis auf ein paar Zentimeter dem Rand der Brücke.
    Hank ächzte und schleuderte das Glas so fest er konnte auf Cowboy, der keine drei Meter von ihm entfernt war. Es traf ihn irgendwo am Hals oder Nacken, ich sah es nicht genau, und Cowboy wankte einen Augenblick, als ob er gleich fallen würde. Hank warf die Tasche auf ihn und wollte sich auf ihn stürzen. Aber Cowboy nahm das Messer mit erstaunlicher Geschwindigkeit in die andere Hand, zog einen Stein aus der rechten Hosentasche und schleuderte ihn fester auf Hank, als er je einen Baseball geworfen hatte. Er traf Hank im Gesicht.
    Ich sah es nicht, aber ich hörte es. Hank schrie auf und schlug die Hände vors Gesicht, und als er sich wieder gefasst hatte, war es zu spät.
    Cowboy duckte sich und rammte das Messer von unten in Hanks Bauch. Hank kreischte vor Schmerz und Entsetzen auf und brach zusammen.
    Dann zog Cowboy das Messer heraus und stach wieder und wieder zu. Hank sank zuerst auf ein Knie, dann auf beide. Sein Mund stand offen, aber nichts kam heraus. Er starrte Cowboy nur an, sein Gesicht verzerrt vor Entsetzen.
    Schnell und kraftvoll stach Cowboy immer wieder zu und brachte es zu Ende. Als Hank reglos am Boden lag, durchsuchte Cowboy rasch seine Taschen und raubte ihn aus. Dann zerrte er ihn zum Rand der Brücke und stieß ihn darüber. Die Leiche fiel platschend ins Wasser und ging sofort unter. Cowboy kramte in der Tasche, fand nichts, was er hätte haben wollen, und warf auch sie in den Fluss. Er stand am Rand der Brücke und sah lange Zeit ins Wasser.
    Ich hatte nicht das Bedürfnis, Hank Gesellschaft zu leisten, und versteckte mich zwischen zwei Baumwollreihen, drückte mich so flach auf den Boden, dass ich mich selbst nicht gefunden hätte. Mein Herz raste wie nie zuvor. Ich zitterte, schwitzte, weinte und betete auch. Ich hätte im Bett liegen sollen, sicher und schlafend, meine Eltern nebenan und meine Großeltern am Ende des Flurs. Aber sie schienen fürchterlich weit weg.
    Ich lag in einer flachen Furche, allein und verängstigt und in großer Gefahr. Ich hatte etwas gesehen, was ich immer noch nicht glauben konnte.
    Ich weiß nicht, wie lange Cowboy dastand und ins Wasser starrte, um sich zu vergewissern, dass Hank nicht wieder auftauchte. Die Wolken schoben sich vor den Halbmond, und ich konnte ihn kaum mehr

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