Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
harschen Worten, das Lager wurde nicht abgebrochen. Andererseits deutete nichts darauf hin, dass Hank verschwinden wollte. Wir sahen ihn hin und wieder zwischen den Schatten, wie er herumlief, neben dem Feuer saß oder nach Essensresten suchte.
    Die Spruills gingen einer nach dem anderen ins Bett. Wir auch.
    Ich betete, lag hellwach in Rickys Bett und dachte an die Yankees und Dodgers, als nicht allzu weit entfernt ein Streit ausbrach. Ich kroch über den Boden und spähte aus dem Fenster. Alles war dunkel und still, und eine Weile konnte ich nichts erkennen. Dann lösten sich zwei Schatten aus der Dunkelheit, und ich sah Mr Spruill und Hank neben der Straße stehen. Vater und Sohn redeten gleichzeitig. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber sie waren offenbar beide wütend.
    Das durfte ich nicht versäumen. Ich kroch auf den Flur und wartete dort, bis ich sicher war, dass die Erwachsenen schliefen. Dann schlich ich durchs Wohnzimmer, durch die Fliegengittertür auf die Veranda, die Treppe hinunter und um die Hecke auf der Ostseite unserer Farm. Es war Halbmond, am Himmel hingen ein paar verstreute Wolken. Nach ein paar Minuten lautlosen Schleichens war ich nah genug an der Straße. Jetzt nahm auch Mrs Spruill an der Diskussion teil. Sie stritten wegen der Schlägerei mit den Siscos. Hank beharrte auf seiner Unschuld. Seine Eltern wollten verhindern, dass er verhaftet wurde.
    »Ich bring diesen fetten Hilfssheriff um«, knurrte Hank.
    »Kehr nach Hause zurück, Sohn, damit sich hier die Lage beruhigt«, sagte Mrs Spruill mehrmals.
    »Die Chandlers wollen, dass du gehst«, sagte Mr Spruill zwischendurch.
    »Ich habe mehr Geld in der Tasche, als diese Bauernlümmel je haben werden«, sagte Hank böse.
    Der Streit eskalierte in mehreren Richtungen. Hank sagte hässliche Dinge über uns, die Mexikaner, Stick Powers, die Siscos, die Bevölkerung von Black Oak im Allgemeinen, und er hatte auch ein paar ausgewählte Worte für seine Eltern und Bö und Dale übrig. Nur Tally und Trot verschonte er. Seine Ausdrücke wurden schlimmer und seine Stimme lauter, aber Mr und Mrs Spruill blieben hart.
    »Na gut, ich verschwinde«, sagte er schließlich und stürmte in ein Zelt, um seine Sachen zu holen. Ich schlich bis zum Rand der Straße, hastete darüber und warf mich auf der anderen Seite zwischen die Baumwollsträucher der Jeters. Von hier aus hatte ich den Hof vor unserem Haus vollständig im Blick.
    Hank stopfte Lebensmittel und Kleidung in eine alte Stofftasche. Ich vermutete, dass er zur Landstraße gehen und dann trampen würde. Ich lief durch die Reihen und kroch den flachen Graben Richtung Fluss entlang. Ich wollte Hank mit eigenen Augen sehen, wenn er vorbeikam.
    Sie stritten noch ein bisschen länger, dann sagte Mrs Spruill:
    »Wir kommen in ein paar Wochen nach.« Sie schwiegen, und Hank stapfte an mir vorbei, mitten auf der Straße, die Tasche über die Schulter geworfen. Ich schlich langsam zum Ende der Reihe und sah ihm nach, wie er auf die Brücke zuging.
    Ich musste unwillkürlich lächeln. Auf unserer Farm würde wieder Frieden herrschen. Ich blieb eine Weile sitzen, auch als Hank lange schon verschwunden war, und dankte den Sternen über mir, dass er endlich fort war.
    Ich wollte gerade zurückkehren, als sich auf der Straße direkt gegenüber von mir etwas bewegte. Es raschelte leise in den Baumwollsträuchern, und ein Mann richtete sich auf und trat hervor. Er duckte sich und schlich rasch weiter, wollte offenbar vermeiden, gesehen zu werden. Dann blickte er zurück zum Haus, und für einen Augenblick fiel das Mondlicht auf sein Gesicht. Es war Cowboy.
    Ein paar Sekunden lang war ich zu erschrocken, um mich zu rühren. Auf der Jeter-Seite der Straße, versteckt zwischen ihren Baumwollsträuchern, war ich in Sicherheit. Ich wollte zurück ins Haus laufen und in Rickys Bett kriechen.
    Andererseits wollte ich wissen, was Cowboy vorhatte.
    Cowboy blieb in dem knietiefen Graben und bewegte sich lautlos und schnell. Er ging ein Stück, blieb stehen und horchte.

    Dann eilte er weiter und hielt wieder an. Ich war ungefähr dreißig Meter hinter ihm, noch immer auf der Seite der Jeters, und kroch so schnell voran, wie ich mich traute. Sollte er mich hören, würde ich in der dichten Baumwolle untertauchen.
    Kurz darauf sah ich die massige Gestalt von Hank, immer noch mitten auf der Straße, auf dem Weg nach Hause, ohne große Eile. Cowboy wurde langsamer, und auch ich ließ mich zurückfallen.
    Ich war barfuß, und

Weitere Kostenlose Bücher