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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bist.«
    Pappy steckte sich ein Stück Schinken in den Mund und dachte darüber nach.
    Gran war ihm einen Schritt voraus, aber sie war im Vorteil, weil sie nicht wütend war und deswegen besser nachdenken konnte. Sie nippte an ihrem Kaffee und sagte: »Mir scheint, das Beste wäre es, Mr Spruill zu sagen, dass Stick Hank holen wird.
    Soll der Junge in der Nacht verschwinden. Er wird weg sein -
    das ist das Wichtigste -, und die Spruills werden es dir danken, wenn du verhinderst, dass er verhaftet wird.«
    Grans Plan hörte sich höchst sinnvoll an. Meine Mutter grinste kurz. Wieder einmal hatten die Frauen die Lage schneller durchschaut als die Männer.

    Pappy sagte kein Wort mehr. Mein Vater aß schnell zu Ende und ging hinaus. Die Sonne stand erst knapp über den fernen Bäumen, aber der Tag war bereits ereignisreich.
    Nach dem Mittagessen sagte Pappy unvermittelt: »Luke, wir fahren in die Stadt. Der Anhänger ist voll.«
    Der Anhänger war nicht ganz voll, und wir fuhren nie mitten am Tag zur Entkörnungsanlage. Aber ich hatte keine Einwände. Etwas lag in der Luft.
    Als wir vor der Anlage ankamen, standen nur vier Anhänger davor. Normalerweise waren gegen Ende der Ernte mindestens zehn Anhänger da, aber wir kamen normalerweise auch nach dem Abendessen, und dann wimmelte es hier von Saisonarbeitern. »Mittags ist eine gute Zeit«, sagte Pappy.
    Er ließ die Schlüssel stecken, und als wir losgingen, sagte er:
    »Ich muss zum Co-op. Gehen wir zur Main Street.« Klang gut in meinen Ohren.
    In der Stadt Black Oak lebten dreihundert Menschen, und niemand wohnte weiter als fünf Gehminuten von der Main Street entfernt. Ich dachte, wie schön es wäre, in einem kleinen hübschen Haus in einer schattigen Straße zu leben, nur einen Steinwurf entfernt von Pops und Pearls Laden und dem Dixie-Kino, und nirgendwo wäre Baumwolle zu sehen.
    Auf halbem Weg zur Main Street bogen wir unvermittelt ab.
    »Pearl will dich sehen«, sagte Pappy und deutete auf das Haus der Watsons zu unserer Rechten. Nie zuvor war ich in ihrem Haus gewesen, weil kein Grund dazu bestanden hatte, aber von außen hatte ich es schon gesehen. Es war eines der wenigen Häuser der Stadt, bei dessen Bau ein paar Ziegel verwendet worden waren.
    »Was?«, fragte ich völlig verwirrt.
    Er sagte nichts, und ich folgte ihm.
    Pearl wartete an der Tür. Als wir eintraten, roch ich das köstliche süße Aroma von etwas, das gebacken wurde, aber ich war zu durcheinander, um zu begreifen, dass sie einen Leckerbissen für mich vorbereitete. Sie tätschelte meinen Kopf und zwinkerte Pappy zu. In einer Ecke des Raums stand Pop vornübergebeugt, den Rücken uns zugewandt, und fummelte an etwas herum. »Komm her, Luke«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    Ich hatte gehört, dass sie ein Fernsehgerät besaßen. Ein Jahr zuvor hatte Mr Harvey Gleeson, der Bankbesitzer, den ersten Fernsehapparat in unserem Distrikt erworben, aber er war ein Einsiedler, und soweit wir wussten, hatte noch niemand das Gerät gesehen. Ein paar Mitglieder der Kirchengemeinde hatten Verwandte in Jonesboro, die Fernseher besaßen, und wann immer sie von einem Besuch dort zurückkehrten, sprachen sie ununterbrochen über diese wunderbare neue Erfindung. Dewayne hatte in Blytheville einen in einem Schaufenster gesehen, und anschließend war er unerträglich lange mit stolz geschwellter Brust durch die Schule gestelzt.
    »Setz dich da hin«, sagte Pop und deutete auf den Boden genau vor dem Fernsehgerät. Er drehte noch immer an den Knöpfen.
    »Die World Series«, sagte er. »Spiel drei, die Dodgers spielen im Yankee Stadium.«
    Mir blieb das Herz stehen; mein Mund klappte auf. Ich war zu verdattert, um mich zu rühren. Einen knappen Meter von mir entfernt befand sich ein kleiner Bildschirm, über den Linien tanzten. Er bildete den Mittelpunkt eines dunklen Holzschränkchens; unter einer Reihe von Knöpfen befand sich in Chrom der Schriftzug Motorola. Pop drehte an einem der Knöpfe, und plötzlich hörten wir die kratzige Stimme eines Sprechers, der einen über den Boden zum Shortstop rollenden Ball beschrieb. Dann drehte Pop gleichzeitig an zwei Knöpfen, und das Bild wurde klar.
    Es war ein Baseballspiel. Live aus dem Yankee Stadium, und wir sahen es in Black Oak, Arkansas!

    In meinem Rücken wurden Stühle gerückt, und ich merkte, dass Pappy näher kam. Pearl war kein großer Baseballfan. Sie ging für ein paar Minuten in die Küche und kam mit einem Teller Schokoladenkekse und einem Glas

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