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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nirgendwo hin. Sogar die Latchers wären besser dran.
    Sie lebten auf der anderen Seite des Flusses, wo sich auch Black Oak und die Zivilisation befanden.
    Wir sahen zum Haus der Latchers, als wir daran vorbeifuhren.
    »Ihr Haus steht unter Wasser«, sagte mein Vater, obwohl wir nicht so weit sehen konnten. Ihre Ernte war jedenfalls ruiniert.
    In der Nähe der Stadt arbeiteten Mexikaner auf den Feldern, aber nicht mehr so viele wie früher. Wir parkten vor dem Co-op und gingen hinein. Ganz hinten saßen ein paar Farmer mit grimmigen Gesichtern, tranken Kaffee und sprachen über ihre Probleme. Mein Vater gab mir fünf Cent für ein Coca-Cola, dann gesellte er sich zu den Männern.
    »Pflückt ihr bei euch draußen?«, fragte ihn ein Mann.
    »Ein bisschen.«
    »Was ist mit dem Bach?«
    »Gestern Abend über die Ufer getreten. Bis Sonnenaufgang war eine halbe Meile überschwemmt. Die tiefen Vierzig stehen unter Wasser.«
    Sie schwiegen angesichts dieser schrecklichen Neuigkeit, starrten auf den Boden und bedauerten uns Chandlers. Ich hasste das Farmersdasein noch mehr.

    »Der Fluss hält noch«, sagte ein anderer Mann.
    »Bei uns wird’s knapp«, sagte mein Vater. »Dauert nicht mehr lang.«
    Alle nickten und schienen mit seiner Vorhersage einverstanden. »Ist noch jemand überschwemmt?«, fragte mein Vater.
    »Hab gehört, dass die Tripletts zwanzig Morgen an den Deer Creek verloren haben, aber ich hab’s nicht selbst gesehen«, sagte ein Farmer.
    »Alle Bäche sind voll«, sagte ein anderer. »Machen dem St.
    Francis ganz schön Druck.«
    Wieder herrschte Schweigen, als sie über die Bäche und den Wasserdruck nachdachten.
    »Braucht jemand Mexikaner?«, fragte mein Vater schließlich.
    »Ich hab neun, die nichts zu tun haben. Sie wollen weg.«
    »Was von Nummer zehn gehört?«
    »Nein. Er ist längst über alle Berge, und wir haben keine Zeit, uns seinetwegen Sorgen zu machen.«
    »Riggs kennt ein paar Farmer nördlich von Blytheville, die die Mexikaner nehmen werden.«
    »Wo ist Riggs?«, fragte mein Vater.
    »Wird gleich wieder da sein.«
    Die Leute aus den Bergen kehrten scharenweise nach Hause zurück, und das Gespräch drehte sich um sie und die Mexikaner. Der Exodus der Arbeitskräfte war ein weiterer Beweis dafür, dass die Ernte zu Ende war. Die niedergeschlagene Stimmung im Co-op wurde noch düsterer, deswegen ging ich, um Pearl einen Besuch abzustatten und ihr vielleicht ein Tootsie Roll abzuluchsen.
    Der Laden von Pop und Pearl war geschlossen, etwas noch nie Dagewesenes. Auf einem kleinen Schild standen die Öffnungszeiten: von neun bis sechs, Montag bis Freitag, und samstags von neun bis neun. Am Sonntag war natürlich geschlossen. Mr Sparky Dillon, der Mechaniker von der Texaco-Tankstelle, kam vorbei und sagte: »Macht erst um neun auf, Sohn.«
    »Wie viel Uhr ist es jetzt?«, fragte ich.
    »Zwanzig nach acht.«
    Nie zuvor war ich so früh in Black Oak gewesen. Ich sah mich in der Main Street um, unsicher, wohin ich mich als Nächstes wenden sollte. Ich entschied mich für den Drugstore und ging darauf zu, als ich Motorenlärm hörte. Zwei Pick-ups näherten sich aus südlicher Richtung, wo auch unsere Farm war.
    Offensichtlich waren es Leute aus den Bergen, die nach Hause zurückkehrten, ihr Hab und Gut aufgestapelt und an die Karosserie gebunden. Die Familie im ersten Wagen hätten auch die Spruills sein können, Teenager saßen auf alten Matratzen und blickten traurig zu den Läden. Der zweite Pick-up war viel hübscher und sauberer. Auch er war mit Kisten und Säcken beladen, aber sie waren ordentlich gepackt. Der Mann saß am Steuer, die Frau neben ihm. Auf dem Schoß der Frau saß ein kleines Kind, das mir winkte. Ich winkte zurück. Gran behauptete immer, dass manche Leute aus den Bergen schönere Häuser hätten als wir. Ich begriff einfach nicht, warum sie aus den Ozarks herunterkamen, um Baumwolle zu pflücken.
    Ich sah, wie mein Vater in die Eisenwarenhandlung ging, und folgte ihm. Er stand ganz hinten neben der Farbe und sprach mit dem Verkäufer. Vier Eimer Pittsburgh Paint standen auf der Theke. Ich dachte an die Pittsburgh Pirates. Sie waren das Schlusslicht der National League. Ihr einziger guter Spieler war Ralph Kiner, der siebenunddreißig Homeruns geschlagen hatte.

    Eines Tages würde ich in Pittsburgh spielen. Ich würde stolz Cardinal-Rot tragen und die unbedeutenden Pirates niedermachen.
    Am Tag zuvor hatten wir alle Farbe aufgebraucht, um die Rückseite des Hauses fertig zu

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