Die Farm
Co-op fahren und warten, bis sie von einem Farmer abgeholt wurden, der trockeneres Land besaß. Ich hatte die Erwachsenen beim Frühstück vor Sonnenaufgang darüber reden gehört und wäre beinahe in Panik geraten. Neun Mexikaner brauchten nicht einmal einen Tag, um die Westseite unseres Hauses zu streichen. Ich würde einen Monat brauchen. Es war nicht an der Zeit, schüchtern zu sein.
Als wir uns abwandten, näherte ich mich den Mexikanern.
»Buenos dias«, sagte ich. »Como estä?«
Alle neun erwiderten irgendetwas. Sie kehrten zur Scheune zurück, um einen weiteren Tag müßig zu verbringen. Ich ging mit ihnen, bis meine Eltern mich nicht mehr hören konnten.
»Wollt ihr noch ein bisschen streichen?«, fragte ich.
Miguel besorgte die Übersetzung, und alle lächelten.
Zehn Minuten später waren drei der sechs Eimer offen, und alle Mexikaner standen vor der Westseite des Hauses. Die einen stritten um die drei Pinsel. Andere bauten ein Gerüst. Ich deutete hierhin und dorthin und gab Anweisungen, die niemand zu hören schien. Miguel und Roberto gaben Instruktionen und Ratschläge in Spanisch zum Besten. Beide Sprachen wurden gleichermaßen ignoriert.
Meine Mutter und Gran spähten durch das Küchenfenster, während sie das Frühstücksgeschirr spülten. Pappy war im Geräteschuppen und fummelte am Traktor herum. Mein Vater war zu Fuß unterwegs, wahrscheinlich um die Ernteschäden zu besichtigen und darüber nachzudenken, was er als Nächstes tun sollte.
Der Anstrich erfolgte mit einiger Dringlichkeit. Die Mexikaner lachten, machten Witze und trieben einander an, und sie arbeiteten doppelt so schnell wie zwei Tage zuvor. Keine Sekunde wurde verschwendet. Jede halbe Stunde wurden die Pinsel weitergegeben. Die neuen Kräfte gingen erfrischt an die Arbeit. Am Vormittag war die halbe Seite gestrichen. Unser Haus war nicht groß.
Ich hielt mich gern zurück und ging ihnen aus dem Weg. Die Mexikaner arbeiteten so schnell, dass es höchst ineffizient gewesen wäre, wenn ich einen Pinsel in die Hand genommen und sie behindert hätte. Außerdem standen uns die kostenlosen Arbeitskräfte nur noch kurze Zeit zur Verfügung.
Bald müsste ich den Job allein zu Ende bringen.
Meine Mutter brachte Tee mit Eis und Kekse, aber die Arbeit wurde nicht unterbrochen. Die Mexikaner, die mit mir unter dem Baum saßen, aßen zuerst, dann tauschten drei von ihnen mit den Anstreichern die Plätze.
»Hast du genügend Farbe?«, fragte mich meine Mutter flüsternd.
»Nein, Ma’am.«
Sie ging zurück in die Küche.
Vor dem Mittagessen war die Westseite fertig, der dicke glänzende Anstrich schimmerte hin und wieder in der Sonne.
Ein Eimer war übrig. Ich ging mit Miguel zur Ostseite, wo Trot vor einem Monat angefangen hatte, und zeigte ihm einen nicht gestrichenen Streifen, der zu hoch für mich gewesen war. Er erteilte Befehle, und die Mannschaft wechselte ihren Standort.
Hier wurde eine neue Technik angewandt. Statt ein provisorisches Gerüst aufzustellen, stiegen die kleinsten Männer, Pepe und Luis, den kräftigsten, Pablo und Roberto, auf die Schultern und strichen den Streifen unter dem Dach. Das gab natürlich Anlass zu endlosen Kommentaren und Scherzen.
Als die Farbe aufgebraucht war, war es an der Zeit zu essen.
Ich schüttelte allen Mexikanern die Hand und dankte ihnen mehrmals. Sie lachten und redeten ununterbrochen, als sie zur Scheune zurückkehrten. Es war Mittag, die Sonne schien, und die Temperatur stieg. Ich blickte ihnen nach und schaute dann zum Feld neben der Scheune. Ich sah das Wasser. Es schien mir merkwürdig, dass es stieg, während die Sonne schien.
Ich drehte mich um und inspizierte das Werk. Die Rückseite und die beiden Seitenwände unseres Hauses sahen aus wie neu.
Nur die Vorderseite war noch nicht gestrichen, und da ich mittlerweile im Anstreichen ein alter Hase war, wusste ich, dass ich die Vorderseite auch ohne die Mexikaner schaffen würde.
Meine Mutter kam heraus und sagte: »Zum Mittagessen, Luke.«
Ich zögerte, da ich noch immer unser Werk bewunderte, und sie stellte sich neben mich, und gemeinsam betrachteten wir das Haus. »Sehr gute Arbeit, Luke«, sagte sie.
»Danke.«
»Wie viel Farbe ist noch übrig?«
»Keine. Wir haben alle aufgebraucht.«
»Wie viel Farbe brauchst du für die Vorderseite?«
Die Front war nicht so lang wie die Ost- und Westseite, aber die Veranda stellte wie auf der Rückseite eine zusätzliche Herausforderung dar. »Ich schätze mal, vier oder fünf
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