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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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streichen. Die Mexikaner wollten aufbrechen. Mir erschien es sinnvoll, mehr Farbe zu kaufen und von den kostenlosen Arbeitskräften auf unserer Farm zu profitieren. Sonst wären sie weg, und das ganze Vorhaben würde wieder auf meinen Schultern lasten.
    »Das ist nicht genug Farbe«, flüsterte ich meinem Vater zu, während der Verkäufer die Rechnung aufstellte.
    »Im Moment reicht’s«, sagte er und runzelte die Stirn. Geld war das Problem.
    »Zehn Dollar plus sechsunddreißig Cent Steuer«, sagte der Verkäufer. Mein Vater griff in seine Tasche und holte eine dünne Rolle Geldscheine heraus. Er zählte sie langsam, als wollte er sie nicht hergeben. Bei zehn hörte er auf - zehn Ein-Dollar-Scheine. Als schmerzhaft klar war, dass er nicht genügend Geld dabeihatte, lachte er gequält und sagte: »Sieht aus, als hätte ich nur zehn Dollar dabei. Die Steuer zahle ich das nächste Mal.«
    »Klar, Mr Chandler«, sagte der Verkäufer.
    Jeder nahm zwei Eimer und trug sie zu unserem Pick-up. Mr Riggs war jetzt im Co-op, und mein Vater ging zu ihm, um mit ihm über unsere Mexikaner zu sprechen. Ich betrat noch einmal die Eisenwarenhandlung und ging geradewegs zum Verkäufer.
    »Wie viel kosten zwei Eimer?«, fragte ich.
    »Zwei fünfzig einer, macht fünf Dollar.«
    Ich griff in meine Tasche und holte mein Geld heraus. »Hier sind fünf«, sagte ich und gab ihm die Scheine. Zuerst wollte er sie nicht nehmen.
    »Hast du für das Geld Baumwolle gepflückt?«, fragte er.
    »Ja, Sir.«
    »Weiß dein Vater, dass du Farbe kaufst?«
    »Noch nicht.«
    »Was streicht ihr bei euch draußen?«
    »Unser Haus.«
    »Warum tut ihr das?«
    »Weil es noch nie gestrichen wurde.«
    Widerstrebend nahm er mein Geld. »Plus achtzehn Cent Steuer«, sagte er. Ich gab ihm noch einen Dollar und sagte:
    »Wie viel schuldet Ihnen mein Vater für die Steuer?«
    »Sechsunddreißig Cent.«
    »Nehmen Sie die auch noch.«
    »Gut.« Er gab mir das Wechselgeld und trug dann die zwei Eimer zu unserem Auto. Ich stellte mich auf den Gehsteig und passte auf unsere Farbe auf, als würde jemand versuchen, sie zu stehlen.
    Neben dem Laden von Pop und Pearl sah ich Mr Lynch Thornton, den Postmeister, der die Tür des Postamts auf-schloss. Ich ging zu ihm, blickte dabei immer wieder über die Schulter zum Pick-up.
    Mr Thornton war häufig gereizt, und viele glaubten, dass das an seiner Frau lag, die ein Problem mit dem Whiskey hatte. In Black Oak runzelte man über jede Art von Alkohol die Stirn.
    In unserem Distrikt wurde nicht getrunken.
    Der nächste Spirituosenladen war in Blytheville, und es gab ein paar Schwarzbrenner in der Gegend, die ganz gut verdienten.
    Ricky hatte es mir erzählt. Er selbst mochte keinen Whiskey, aber hin und wieder trank er ein Bier. Ich hatte so viele Predigten über den Teufel Alkohol gehört, dass ich mir um Rickys Seele große Sorgen machte. Und wenn es sündig genug war, wenn Männer heimlich tranken, war es bei Frauen schlichtweg ein Skandal.
    Ich wollte Mr Thornton fragen, wie ich Ricky meinen Brief schicken sollte, ohne dass jemand davon erfuhr. Der Brief war drei Seiten lang, und ich war stolz darauf. Er enthielt alle Einzelheiten über das Latcher-Baby, und ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich ihn wirklich nach Korea schicken sollte.
    »Hallo«, sagte ich zu Mr Thornton, der hinter dem Schalter stand, seinen Augenschirm aufsetzte und sich auf die Arbeit vorbereitete.

    »Bist du der Chandler-Junge?«, sagte er und sah kurz auf.
    »Ja, Sir.«
    »Hab was für dich.« Er verschwand einen Augenblick und reichte mir dann zwei Briefe. Einer davon war von Ricky.
    »Noch was?«, fragte er.
    »Nein, Sir. Danke.«
    »Wie geht’s ihm?«
    »Gut, schätze ich.«
    Ich lief vom Postamt zu unserem Wagen, hielt dabei die Briefe fest. Der andere war von der John-Deere-Niederlassung in Jonesboro. Ich studierte Rickys Brief. Er war an uns alle adressiert: Eli Chandler und Familie, Route 4, Black Oak, Arkansas. In der oberen linken Ecke befand sich der Absender, eine verwirrende Ansammlung von Buchstaben und Zahlen, in der letzten Zeile stand »San Diego, Kalifornien«.
    Ricky war am Leben und schrieb Briefe; nichts anderes war wirklich wichtig. Mein Vater kam auf mich zu. Ich lief ihm mit dem Brief entgegen, und wir setzten uns in den Eingang des Textiliengeschäfts und lasen jedes Wort. Ricky hatte es mal wieder eilig gehabt, und sein Brief war nur eine Seite lang.
    Er schrieb, dass seine Einheit kaum in Kriegshandlungen verstrickt

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