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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schneller überschwemmt, als die Männer vorhergesagt hatten. Angesichts ihrer Neigung zum Pessimismus war das erstaunlich.

    »So etwas hat es im Oktober noch nie gegeben«, sagte Gran und knetete die Schürze in ihren Händen.
    Pappy studierte, was zu seinen Füßen geschah. Wir ließen ihn nicht aus den Augen. Die Sonne stieg über den Horizont, aber es war bewölkt, und die Schatten kamen und gingen. Ich hörte eine Stimme und blickte nach rechts. Die Mexikaner standen in einer Gruppe zusammen und beobachteten uns. Auf einer Beerdigung hätte die Stimmung nicht düsterer sein können.

    Wir waren alle neugierig auf das Wasser. Am Tag zuvor hatte ich es gesehen, aber ich wollte unbedingt mitkriegen, wie es durch die Felder kroch, sich einen Weg zu unserem Haus bahnte wie eine riesige Schlange, die nichts aufhalten konnte.
    Mein Vater trat vor und ging ebenfalls zwischen zwei Baumwollreihen entlang. In der Nähe von Pappy blieb er stehen und stemmte die Hände in die Hüften, genau wie sein Vater. Als Nächstes waren Gran und meine Mutter dran. Dann folgte ich, und auch die Mexikaner schwärmten aus auf der Suche nach dem Wasser. Wir blieben in einer Linie stehen und starrten auf das dicke braune Wasser aus dem Siler’s Creek.
    Ich brach einen Zweig ab und steckte ihn am Rand des Wassers in die Erde. Nach einer Minute war er von Wasser umgeben.
    Langsam kehrten wir zurück. Mein Vater und Pappy sprachen mit Miguel und den Mexikanern. Sie wollten weg, entweder nach Hause oder auf eine andere Farm, wo Baumwolle gepflückt werden konnte. Wer konnte es ihnen verübeln? Ich blieb in der Nähe und hörte zu. Es wurde beschlossen, dass Pappy es mit ihnen bei den hinteren Vierzig, wo der Grund etwas höher war, versuchen würde. Die Baumwolle war nass, aber wenn die Sonne herauskam, dann könnte vielleicht jeder hundert Pfund pflücken.
    Mein Vater wollte zum zweiten Mal in Folge in die Stadt fahren und sich beim Co-op umhören, ob es eine andere Farm gab, wo unsere Mexikaner arbeiten könnten. Im Nordosten des Distrikts war das Land besser, höher gelegen, weit entfernt von Bächen oder vom St. Francis. Und Gerüchten zufolge hatte es in der Nähe von Monette nicht so viel geregnet wie bei uns im Süden des Distrikts.
    Ich war in der Küche bei den Frauen, als mein Vater uns den Plan für den Tag mitteilte.
    »Die Baumwolle ist patschnass«, sagte Gran missbilligend. »Sie werden keine fünfzig Pfund pflücken. Es ist reine Zeitverschwendung.«
    Pappy war draußen und hörte diesen Kommentar nicht. Und mein Vater, der ihn hörte, war nicht in der Stimmung, mit seiner Mutter zu diskutieren. »Wir versuchen, eine andere Farm für sie zu finden«, sagte er.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte ich meine Eltern. Ich wollte unbedingt weg, denn die Alternative wäre ein Zwangsmarsch mit den Mexikanern durch die hinteren Vierzig. Ich müsste einen Sack durch Schlamm und Wasser ziehen, während ich versuchte, nasse Baumwolle zu pflücken.
    Meine Mutter lächelte und sagte: »Ja, wir brauchen Farbe.«
    Gran blickte erneut missbilligend drein. Warum gaben wir Geld, das wir nicht hatten, für Farbe aus, wenn wir eine weitere Ernte verloren? Das Haus war jetzt zur Hälfte gestrichen - ein auffälliger Kontrast zwischen neuem Weiß und altem Hellbraun. Das Projekt musste zu Ende gebracht werden.
    Auch meinen Vater schien die Vorstellung zu beunruhigen, sich von noch mehr Geld trennen zu müssen, aber er sagte:
    »Du kannst mitkommen.«
    »Ich bleibe hier«, sagte meine Mutter. »Wir müssen Okra einmachen.«
    Wieder eine Fahrt in die Stadt. Ich war ein glücklicher Junge.
    Auf mir lastete nicht der Druck, Baumwolle zu pflücken, ich hatte nichts zu tun, außer nach Black Oak zu fahren und davon zu träumen, irgendwie Süßigkeiten oder Eiscreme zu ergattern.
    Aber ich musste Acht geben, denn ich war der einzige glückliche Chandler.
    Wir hielten vor der Brücke, und es schien, als würde der St.

    Francis aus allen Nähten platzen. »Meinst du, dass die Brücke sicher ist?«, fragte ich meinen Vater.
    »Das hoffe ich.« Er legte den ersten Gang ein, und wir fuhren im Schneckentempo über den Fluss, ohne auf das Wasser hinunterzublicken. Unter dem Gewicht des Pick-ups und der Gewalt des Flusses erbebte die Brücke. Mein Vater trat aufs Gas, und dann waren wir auf der anderen Seite. Wir atmeten beide auf.
    Die Brücke zu verlieren wäre eine Katastrophe. Wir wären isoliert. Das Wasser würde um unser Haus steigen, und wir könnten

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