Die Farm
Eimer«, sagte ich, als hätte ich mein Leben lang Häuser angestrichen.
»Ich möchte nicht, dass du dein Geld für Farbe ausgibst«, sagte sie.
»Es ist mein Geld. Ihr habt alle gesagt, dass ich es ausgeben kann, für was ich will.«
»Richtig, aber du solltest es nicht für so etwas ausgeben.«
»Es macht mir nichts aus. Ich möchte helfen.«
»Was ist mit deiner Jacke?«
Wegen meiner Cardinals-Jacke hatte ich schlaflose Nächte verbracht, aber jetzt war sie nicht mehr wichtig. Außerdem war mir eine andere Möglichkeit eingefallen, wie ich eine bekommen könnte. »Vielleicht bringt sie mir der Weihnachtsmann.«
Sie lächelte und sagte: »Vielleicht. Jetzt gehen wir essen.«
Nachdem Pappy dem Herrn für das Essen gedankt hatte, ohne das Wetter oder die Ernte zu erwähnen, verkündete mein Vater grimmig, dass das Wasser jetzt über den breitesten Feldweg in die hinteren Vierzig sickerte. Diese Entwicklung wurde kaum kommentiert. Schlechten Nachrichten gegenüber waren wir abgestumpft.
Die Mexikaner versammelten sich um den Pick-up und warteten auf Pappy. Jeder hatte eine kleine Tasche mit seinen Habseligkeiten dabei, die gleichen Dinge, mit denen sie vor sechs Wochen angekommen waren. Ich schüttelte allen die Hand und verabschiedete mich. Ich freute mich auf eine weitere Fahrt in die Stadt, auch wenn diese aus unerfreulichem Anlass stattfand.
»Luke, geh und hilf deiner Mutter im Gemüsegarten«, sagte mein Vater, als die Mexikaner auf die Ladefläche kletterten.
Pappy ließ den Motor an.
»Ich dachte, ich fahre mit in die Stadt«, sagte ich.
»Ich will mich nicht wiederholen«, sagte er streng.
Ich sah ihnen nach. Alle neun Mexikaner winkten traurig, als sie einen letzten Blick auf unser Haus und unsere Farm warfen.
Laut meinem Vater sollten sie auf eine zwei Stunden entfernte große Farm nördlich von Blytheville, wo sie, wenn das Wetter mitspielte, weitere drei oder vier Wochen arbeiten würden, bevor sie nach Mexiko zurückkehrten. Meine Mutter hatte sich erkundigt, wie sie nach Hause gebracht würden, mit einem Viehtransporter oder mit einem Bus, aber sie hatte nicht auf diesem Thema beharrt. Wir hatten keinen Einfluss auf diese Dinge, und sie schienen auch nicht mehr so wichtig angesichts der Überschwemmung auf unseren Feldern.
Lebensmittel waren jedoch wichtig: Lebensmittel für einen langen Winter, in dem wir uns auf Grund der schlechten Ernte so gut wie ausschließlich von Produkten aus unserem Gemüsegarten ernähren würden. Daran war nichts Ungewöhnliches, nur dass wir kein Geld übrig hätten, um etwas anderes als Mehl, Zucker und Kaffee zu kaufen. Nach einer guten Ernte wurde ein bisschen Geld unter einer Matratze versteckt, ein paar zusammengerollte Geldscheine, die bisweilen für Luxusgüter wie Coca-Cola, Eis, Salzgebäck und Weißbrot ausgegeben wurden. Eine schlechte Ernte hieß, dass wir nichts zu essen hätten, wenn wir nicht selbst Gemüse anbauten.
Im Herbst ernteten wir Ruten-Kohl, Rüben und Erbsen, die späten Gemüse, die wir im Mai oder Juni gepflanzt hatten. Es gab noch ein paar Tomaten, aber nicht mehr viele.
Der Garten veränderte sich mit den Jahreszeiten, nur im Winter ruhte er und erholte sich für das nächste Jahr.
Gran war in der Küche und machte lila Erbsenschoten ein.
Meine Mutter wartete im Gemüsegarten auf mich.
»Ich wollte in die Stadt«, sagte ich.
»Tut mir Leid, Luke. Wir müssen uns beeilen. Wenn noch mehr Regen fällt, verfault das Gemüse. Und was soll geschehen, wenn auch der Gemüsegarten überschwemmt wird?«
»Werden sie Farbe kaufen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ich wollte Farbe kaufen.«
»Morgen vielleicht. Jetzt müssen wir diese Rüben aus dem Boden holen.«
Sie hatte ihr Kleid bis zu den Knien hochgezogen, war barfuß und stand bis zu den Knöcheln im Schlamm. Nie zuvor hatte ich meine Mutter so schmutzig gesehen. Ich warf mich auf die Erde und nahm die Rüben in Angriff. Kurz darauf war ich von Kopf bis Fuß verdreckt.
Ich zog und zerrte zwei Stunden lang Gemüse aus dem Boden, dann säuberte ich sie in unserem Waschzuber auf der hinteren Veranda. Gran trug sie in die Küche, wo sie gekocht und in Ein-Liter-Gläser abgefüllt wurden.
Auf der Farm war es ruhig - kein Donner, kein Wind, keine Spruills vor dem Haus, keine Mexikaner in der Scheune. Wir waren wieder allein, nur wir Chandlers, uns selbst überlassen, um gegen die Elemente zu kämpfen und nicht unterzugehen.
Ich sagte mir immer wieder, dass das Leben wieder
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