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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hatten noch nie Baumwolle gepflückt. Es waren Stadtkinder, die in Vororten wohnten, in hübschen kleinen Häusern, mit den sanitären Einrichtungen im Haus. Nach Arkansas kamen sie, wenn jemand beerdigt wurde - manchmal auch an Thanksgiving. Als ich auf meine endlose Reihe Baumwolle blickte, musste ich an sie denken.
    Zwei Dinge motivierten mich zu arbeiten. Erstens und am wichtigsten, ich wurde auf einer Seite flankiert von meinem Vater, auf der anderen von meinem Großvater. Keiner von beiden tolerierte Faulheit. Sie hatten als Kinder auf den Feldern gearbeitet, und warum sollte es mir anders ergehen. Zweitens wurde ich für das Pflücken bezahlt, genau wie alle anderen.
    Einen Dollar sechzig für hundert Pfund. Und ich hatte große Pläne mit dem Geld.
    »Fangen wir an«, sagte mein Vater bestimmt in meine Richtung. Pappy befand sich bereits zwischen den Sträuchern, drei Meter tief in seiner Reihe. Ich sah seine Umrisse und seinen Strohhut. Die Spruills hörte ich ein paar Reihen weiter reden. Die Leute aus dem Hochland sangen gern, und nicht selten hörte man sie eine leise traurige Weise singen, während sie pflückten. Tally lachte über irgendetwas, ihre volle Stimme hallte auf den Feldern wider.
    Sie war nur zehn Jahre älter als ich.
    Pappys Vater hatte im Bürgerkrieg gekämpft. Er hieß Jeremiah Chandler, und laut Familienlegende hatte er die Schlacht von Shiloh nahezu allein gewonnen. Als Jeremiahs zweite Frau starb, nahm er sich eine dritte, ein Mädchen aus dem Ort, das dreißig Jahre jünger war als er. Ein paar Jahre später brachte sie Pappy auf die Welt.

    Dreißig Jahre Altersunterschied zwischen Jeremiah und seiner Braut. Zehn zwischen Tally und mir. Es könnte Funktionieren.
    Mit feierlicher Entschlossenheit warf ich mir den Neun-Fuß-
    Sack über den Rücken, zog den Riemen über die rechte Schulter und nahm die erste Samenkapsel in Angriff. Sie war feucht vom Tau, und das war ein Grund, warum wir so früh anfingen. Ungefähr während der ersten Stunde, bevor die Sonne höher stieg und alles buk, war die Baumwolle sanft und sacht mit unseren Händen. Später, wenn sie im Anhänger lag, trocknete sie und konnte leicht entkörnt werden. Regennasse Baumwolle konnte nicht entkörnt werden, das hatte jeder Farmer auf die harte Tour lernen müssen.
    Ich pflückte, so schnell ich konnte, mit beiden Händen und stopfte die Baumwolle in den Sack. Ich musste jedoch aufpassen. Pappy oder mein Vater oder auch beide würden irgendwann im Lauf des Vormittags meine Reihe kontrollieren.
    Wenn ich zu viel Baumwolle in den Kapseln ließ, würden sie mich ausschimpfen. Die Strenge dieser Schelte war abhängig davon, in welcher Entfernung von mir sich meine Mutter in diesem Moment aufhielt.
    So geschickt wie möglich arbeitete ich mit meinen kleinen Händen in dem Labyrinth aus Zweigen, griff nach Samenkapseln, vermied nach Möglichkeit die Kletten, denn sie waren spitz und ritzten die Haut, dass sie blutete. Im Zickzack arbeitete und kämpfte ich mich voran, fiel dabei immer weiter hinter meinen Vater und Pappy zurück.
    Unsere Sträucher standen so dicht, dass die Pflanzen in einer Reihe miteinander verflochten waren. Sie streiften mein Gesicht. Nach dem Vorfall mit der Rattenschlange ließ ich bei jedem Schritt auf der Farm Vorsicht walten, insbesondere auf den Feldern, denn in der Nähe des Flusses gab es Mokassinschlangen. Wenn wir pflügten oder säten, entdeckte ich von meinem Platz auf dem John Deere jede Menge davon.
    Es dauerte nicht lange, und ich war allein, ein Kind, zu-rückgelassen von denjenigen mit flinkeren Händen und kräftigerem Rücken. Die Sonne war ein leuchtend orangefarbener Ball, der rasch am Himmel emporstieg, um das Land einen weiteren Tag lang zu versengen. Als mein Vater und Pappy außer Sichtweite waren, beschloss ich, eine erste Pause einzulegen. Nur noch Tally befand sich in meiner Nähe. Sie war fünf Reihen entfernt und fünfzehn Meter vor mir. Ich sah gerade noch ihren ausgebleichten Jeanshut oberhalb der Sträucher.
    Im Schatten der Sträucher streckte ich mich auf meinem Sack aus, der nach einer Stunde noch immer deprimierend platt war.
    Ein paar weiche Klumpen befanden sich darin, aber nichts von Bedeutung. Im Jahr zuvor war von mir erwartet worden, dass ich fünfzig Pfund am Tag pflückte, und ich fürchtete, dass die Quote dieses Jahr höher lag.
    Auf dem Rücken liegend, betrachtete ich durch die Sträucher hindurch den vollkommen klaren Himmel, hoffte auf Wolken und

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