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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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immer: »Ja. Er wird bald nach Hause kommen.«

    K urz nach dem Frühstück folgte ich Gran die Vordertreppe hinunter und über den Hof. Sie war eine Frau mit einer Mission: Dr. Gran auf ihrer frühmorgendlichen Runde, aufgeregt, weil sich ein gutgläubiger Kranker innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs aufhielt.
    Die Spruills kauerten an ihrem provisorischen Tisch und aßen hastig. Trots schläfriger Blick wurde lebhaft, als Gran »Guten Morgen« sagte und direkt auf ihn zusteuerte.
    »Wie geht es Trot?«, fragte sie.
    »Viel besser«, sagte Mrs Spruill.
    »Ihm geht’s gut«, sagte Mr Spruill.
    Gran berührte die Stirn des Jungen. »Fieber?«, wollte sie wissen. Trot schüttelte heftig den Kopf. Am Vortag hatte er kein Fieber gehabt. Warum sollte er heute Morgen Fieber haben?
    »Ist dir schummrig im Kopf?«
    Trot und die anderen Spruills wussten nicht genau, was das bedeuten sollte. Ich dachte mir, dass der Junge mit beständiger Schummrigkeit im Kopf durchs Leben ging.
    Mr Spruill nahm die Angelegenheit in die Hand und wischte sich mit dem Unterarm einen Tropfen Sorghum-Sirup aus dem Mundwinkel. »Wir werden ihn mit aufs Feld nehmen. Dort kann er unter dem Anhänger sitzen, im Schatten.«
    »Wenn eine Wolke aufzieht, kann er pflücken«, fügte Mrs Spruill hinzu. Die Spruills hatten offensichtlich bereits Pläne für Trot gemacht.
    Verdammt, dachte ich.
    Ricky hatte mir ein paar Flüche beigebracht. Für gewöhnlich übte ich sie im Wald neben dem Fluss und betete um Vergebung, sobald ich damit fertig war.
    Ich hatte auf einen weiteren faulen Tag unter den schattigen Bäumen gehofft. Während ich auf Trot aufpasste, würde ich Baseball spielen und es ruhig angehen.
    »Na gut«, sagte Gran, als sie mit Daumen und Zeigefinger eins seiner Augen aufzwang. Aus dem anderen warf Trot ihr einen entsetzten Blick zu.
    »Ich bleibe in seiner Nähe«, sagte Gran sichtlich enttäuscht.
    Beim Frühstück hatte sie zu meiner Mutter gesagt, dass eine kräftige Dosis Rizinusöl, Zitronensaft und irgendein schwarzes Kraut, das sie in einem Topf am Fenster zog, genau das richtige Heilmittel für ihn wäre. Ich hielt mit dem Essen inne, als ich das hörte. Es war ihr altbewährtes Mittel, das sie auch mir schon mehrere Male verabreicht hatte. Es wirkte besser als ein operativer Eingriff. Meine Wehwehchen waren sofort verschwunden, während das Mittel sich schwelend einen Weg von meiner Zunge zu meinen Zehen bahnte und nicht aufhörte zu brennen.
    Einmal mischte sie ein todsicheres Mittel für Pappy, der unter Verstopfung litt. Er verbrachte zwei Tage auf dem Außenklo, unfähig, irgendetwas zu arbeiten, und bat um Wasser, das ich in einem Milchkrug regelmäßig zu ihm schleppte. Ich glaubte, dass er es nicht überleben würde. Als er wieder herauskam -
    blass, ausgezehrt, etwas dünner -, ging er zielstrebig auf das Haus zu, wütender als ihn je zuvor irgendwer gesehen hatte.
    Meine Eltern zerrten mich in den Pick-up, und wir machten eine lange Fahrt.
    Gran versprach Trot noch einmal, dass sie ihn tagsüber nicht aus den Augen lassen würde. Er sagte nichts. Er hatte aufgehört zu essen und starrte ausdruckslos über den Tisch zu Tally, die so tat, als würde ich nicht existieren.
    Wir kehrten zum Haus zurück. Ich setzte mich auf die Treppe, wartete darauf, dass Tally mir einen Blick zuwarf, und verfluchte insgeheim Trot, weil er so dumm gewesen war.
    Vielleicht würde er wieder kollabieren. Wenn die Sonne hoch am Himmel stünde, würde er gewiss zusammenklappen, und ich müsste erneut auf ihn aufpassen.
    Als wir uns um den Anhänger versammelten, begrüßte ich Miguel, dessen Truppe aus der Scheune kam und sich auf die eine Seite des Anhängers setzte. Die Spruills setzten sich auf die andere. Mein Vater saß in der Mitte, eingezwängt von den zwei Gruppen. Pappy steuerte den Traktor, und ich beobachtete den Anhänger von meinem geschätzten Platz neben seinem Sitz. Von besonderem Interesse war für mich an diesem Morgen jede Aktivität zwischen dem verhassten Cowboy und meiner geliebten Tally. Ich konnte keine entdecken. Alle waren benommen, hatten die Augen halb geschlossen und den Blick auf den Boden gerichtet und fürchteten die bevorstehende Plackerei in der Sonne.
    Der Anhänger rumpelte und schwankte, während wir langsam auf die weißen Felder zufuhren. Als ich die Baumwolle betrachtete, konnte ich mir meine glänzend rote Cardinals-Baseballjacke nicht vorstellen. Ich versuchte mit aller Macht, Bilder des großen Musial

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