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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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alter Wagen war tadellos sauber. Eins der Kinder wusch ihn jeden Samstag.
    Und ihr Haus war das erste an der Straße in die Stadt gewesen, das gestrichen worden war. Weiß gestrichen, mit grauen Rändern und Ecken. Die Veranda und die Treppe davor waren dunkelgrün.
    Bald darauf waren alle Häuser gestrichen.
    Unser Haus war vor dem Ersten Weltkrieg erbaut worden, als ein Bad im Haus und Elektrizität noch unbekannt waren. Sein Äußeres bestand aus dreißig Zentimeter breiten und einen Meter achtzig langen Eichenbrettern, vermutlich von Bäumen, die auf dem Land gestanden hatten, das wir jetzt bewirtschafteten. Im Lauf der Zeit waren die Bretter zu einem blassen Braun verblichen, wie bei ziemlich allen Farmhäusern um Black Oak. Ein Anstrich war nicht nötig. Die Bretter wurden sauber und gut instand gehalten, und außerdem kostete Farbe Geld.
    Aber kurz nachdem meine Eltern geheiratet hatten, beschloss meine Mutter, dass das Haus verschönert werden sollte. Sie bearbeitete meinen Vater, der bestrebt war, seiner jungen Frau zu gefallen. Im Gegensatz zu seinen Eltern. Pappy und Gran weigerten sich mit der typischen Uneinsichtigkeit von Farmern glattweg, einen Anstrich auch nur in Betracht zu ziehen. Die Kosten waren der offizielle Grund. Dies wurde meiner Mutter über meinen Vater mitgeteilt. Es gab keinen Streit - keine harschen Worte. Nur eine Zeit der Anspannung im Winter, als vier Erwachsene gemeinsam in einem kleinen, nicht gestrichenen Haus lebten und versuchten, miteinander herzlichen Umgang zu pflegen.
    Meine Mutter schwor sich, dass sie ihre Kinder nicht auf einer Farm großziehen würde. Eines Tages hätte sie ein Haus in einer kleinen oder großen Stadt, ein Haus mit einem Bad. Um die Veranda wüchsen Büsche, und die Bretter wären gestrichen, vielleicht wäre es sogar ein mit Ziegeln gebautes Haus.
    »Anstrich« war ein gefährliches Wort auf der Farm der Chandlers.

    * * *
Ich zählte elf Wagen vor uns, als wir an der Entkörnungsanlage ankamen. Ungefähr zwanzig entladene Wagen standen auf der Seite. Sie gehörten Farmern, die genug Geld hatten, um sich zwei Anhänger leisten zu können. Sie ließen einen über Nacht in der Anlage, während der andere auf dem Feld blieb. Mein Vater wollte unbedingt einen zweiten Anhänger.
    Pappy parkte und ging zu einer Gruppe Farmer, die sich neben einem Anhänger versammelt hatte. Ich sah an der Art, wie sie dastanden, dass sie sich wegen irgendetwas sorgten.
    Neun Monate lang war die Entkörnungsanlage nicht in Betrieb.
    Es war ein hohes, langes, kastenförmiges Gebäude, das größte im ganzen Distrikt. Wenn Anfang September die Ernte begann, erwachte es zum Leben. Auf dem Höhepunkt der Pflücksaison wurde dort Tag und Nacht gearbeitet, nur am Samstagabend und am Sonntagvormittag stand die Anlage still. Die Pressen und Maschinen dröhnten mit lautstarker Präzision, die in ganz Black Oak zu hören war.
    Ich sah die Montgomery-Zwillinge, die Steine in das Unkraut neben der Anlage warfen, und gesellte mich zu ihnen. Wir verglichen unsere Eindrücke von den Mexikanern und erzählten Lügengeschichten, wie viel Baumwolle wir selbst gepflückt hatten. Es war dunkel, und die Reihe der Wagen bewegte sich nur langsam.
    »Mein Vater behauptet, dass die Preise runtergehen«, sagte Dan Montgomery, als er einen Stein in die Dunkelheit warf. »Er meint, dass die Baumwollhändler im Memphis die Preise drücken, weil es so viel Baumwolle gibt.«
    »Es wird ‘ne gute Ernte«, sagte ich. Die Montgomery-Zwillinge wollten Farmer werden. Sie taten mir Leid.
    Wenn es zu viel regnete, das Land überschwemmt und die Ernte zerstört wurde, stiegen die Preise, weil die Händler in Memphis nicht genug Baumwolle bekommen konnten. Aber die Farmer hatten dann natürlich nichts zu verkaufen. Wenn das Wetter mitspielte und die Ernte gut ausfiel, sanken die Preise, weil den Händlern in Memphis zu viel Baumwolle angeboten wurde. Und die armen Leute, die sich auf den Feldern abplagten, verdienten nicht genug, um ihre Erntekredite zurückzuzahlen.
    Ob die Ernte gut oder schlecht ausfiel, spielte keine große Rolle.
    Eine Weile sprachen wir über Baseball. Die Montgomerys besaßen kein Radio, infolgedessen war ihr Wissen über die Cardinals begrenzt. Ein Grund mehr, warum sie mir Leid taten.
    Als wir nach Hause fuhren, hatte Pappy nichts zu sagen. Die Furchen auf seiner Stirn waren tiefer, und sein Kinn stand etwas vor, deswegen war mir klar, dass er schlechte Neuigkeiten gehört hatte. Ich nahm

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