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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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an, dass sie mit den Baumwollpreisen zu tun hatten.
    Ich schwieg, als wir aus Black Oak fuhren. Nachdem wir die Lichter hinter uns gelassen hatten, lehnte ich den Kopf an den Fensterrahmen, damit mir der Fahrtwind ins Gesicht blies. Es war heiß und windstill, und ich wünschte, Pappy würde schneller fahren.
    Während der nächsten Tage wollte ich besser hinhören. Ich würde den Erwachsenen Zeit geben, miteinander zu tuscheln, dann würde ich meine Mutter fragen, was los wäre.
    Wenn die schlechten Nachrichten die Farm betrafen, würde sie es mir schließlich sagen.

    S amstagmorgen. Bei Sonnenaufgang fuhren wir auf die Felder, die Mexikaner auf der einen Seite des Anhängers, die Spruills auf der anderen. Ich blieb nahe bei meinem Vater aus Angst, dass das Ungeheuer Hank es wieder auf mich abgesehen hätte.
    An diesem Morgen hasste ich alle Spruills, mit Ausnahme vielleicht von Trot, der Einzige, der für mich eingetreten war.
    Sie ignorierten mich. Ich hoffte, dass sie sich schämten.
    Ich versuchte, nicht an die Spruills zu denken, während wir über die Felder fuhren. Es war Samstag. Ein magischer Tag für alle armen Teufel, die sich mit der Baumwolle abmühten. Auf der Chandler-Farm würden wir den halben Tag arbeiten und dann in die Stadt fahren zu den anderen Farmern und ihren Familien, die ebenfalls gekommen wären, um Lebensmittel und Vorräte zu kaufen, sich auf der Main Street unter die Menschen zu mischen, den neuesten Klatsch auszutauschen und für ein paar Stunden der Schinderei auf den Baumwollfeldern zu entfliehen. Auch die Mexikaner und die Leute aus den Bergen fuhren samstags in die Stadt. Die Männer trafen sich in Gruppen vor dem Tea Shoppe und dem Co-op, um Ernteerträge zu vergleichen und Geschichten über Überschwemmungen zu erzählen. Die Frauen drängten sich im Laden von Pop und Pearl und verbrachten eine Ewigkeit damit, ein paar Lebensmittel zu kaufen. Den Kindern wäre erlaubt, auf den Gehsteigen der Main Street und der benachbarten Straßen herumzulaufen bis um vier Uhr nachmittags, dieser wunderbaren Stunde, wenn das Dixie für die Nachmittagsvorstellung öffnete.
    Als der Traktor stehen blieb, sprangen wir herunter und nahmen unsere Säcke. Ich schlief noch halb, nahm nichts wirklich wahr, bis die süßeste aller Stimmen »Guten Morgen, Luke« sagte. Es war Tally, die vor mir stand und mich anlächelte. Es war ihre Art zu sagen, dass es ihr wegen gestern Leid tat.
    Ich war ein Chandler und deswegen in der Lage, überaus starrsinnig zu reagieren. Ich kehrte ihr den Rücken und ging davon. Ich redete mir ein, dass ich alle Spruills hasste, und nahm die erste Reihe Baumwolle in Angriff, als wollte ich vor dem Mittagessen vierzig Morgen pflücken. Nach ein paar Minuten war ich jedoch hundemüde. Ich stand verloren in der Dunkelheit zwischen den Sträuchern, hörte noch immer ihre Stimme und sah noch immer ihr Lächeln vor mir.
    Sie war nur zehn Jahre älter als ich.

    * * *
Das samstägliche Bad war ein Ritual, das ich mehr als alle anderen hasste. Es fand nach dem Mittagessen statt unter der strengen Aufsicht meiner Mutter. Die Wanne, die kaum groß genug für mich war, wurde im Lauf des Tages von allen Familienmitgliedern benutzt. Sie stand in einer Ecke der hinteren Veranda, von einem alten Laken vor neugierigen Blicken geschützt.
    Als Erstes musste ich das Wasser von der Pumpe zur Veranda schleppen, um die Wanne zu einem Drittel zu füllen. Dafür lief ich achtmal mit einem Eimer hin und her und war fix und fertig, bevor das Bad begann. Als Nächstes zog ich das Laken vor die Veranda und entkleidete mich mit bemerkenswerter Schnelligkeit. Das Wasser war eiskalt.
    Mit einer im Laden gekauften Seife und einem Waschlappen arbeitete ich wild herum, um Schmutz abzuwaschen und Seifenschaum und trübes Wasser zu erzeugen, damit meine Mutter mein Geschlechtsteil nicht sah, wenn sie kam, um sich meiner anzunehmen. Als Erstes holte sie meine schmutzige Kleidung und brachte frische Sachen.

    Als Nächstes wandte sie sich meinen Ohren und meinem Hals zu. In ihren Händen wurde der Waschlappen zu einer Waffe.
    Sie attackierte meine zarte Haut, als wäre der Dreck, den ich auf den Feldern angesammelt hatte, eine persönliche Beleidigung. Während des gesamten Vorgangs wunderte sie sich unentwegt, wie schmutzig ich war.
    Kaum war mein Hals wund gescheuert, nahm sie mein Haar in Angriff, als wäre es voller Läuse und Kriebelmücken. Um die Seife abzuwaschen, goss sie kaltes Wasser aus dem Eimer

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