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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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geschehen. Ricky kam immer nach Hause.
    Wir trafen uns am Pick-up, der jetzt von Dutzenden anderer Fahrzeuge umgeben war, die planlos um die Baptistenkirche geparkt waren, weil immer noch mehr Farmer in die Stadt kamen. Die Menschen drängten sich auf der Main Street und schienen zur Schule zu streben, wo manchmal Fiedler und Banjospieler Bluegrass-Sessions veranstalteten. Ich wollte noch nicht nach Hause, und meiner Ansicht nach gab es keinen Grund zur Eile.
    Gran und meine Mutter hatten in letzter Minute noch etwas in der Kirche zu erledigen, wo die meisten Frauen am Samstag etwas zu tun hatten. Auf der anderen Seite des Wagens hörte ich meinen Vater und Pappy über eine Schlägerei reden. Der Name Sisco fiel, und ich war mucksmäuschenstill. Miguel und ein paar Mexikaner kamen und redeten auf Spanisch, sodass ich nichts mehr hörte.
    Ein paar Minuten später kam Stick Powers, einer der beiden Hilfssheriffs von Black Oak, über die Straße und begrüßte Pappy und meinen Vater. Stick war im Krieg angeblich gefangen genommen worden und humpelte leicht. Er behauptete, das sei Folge von Misshandlungen in einem deutschen Lager. Pappy dagegen behauptete, dass er Craighead County noch nie verlassen und ebenso wenig einen Schuss abgefeuert hätte.
    »Einer der Sisco-Jungs ist halb tot«, hörte ich ihn sagen, als ich mich näher schlich. Es war fast dunkel, und niemand bemerkte mich.
    »Kann nichts Falsches daran finden«, sagte Pappy.
    »Es heißt, der Hillbilly arbeitet bei euch auf der Farm.«
    »Ich hab die Schlägerei nicht gesehen, Stick«, sagte Pappy, sein leicht erregbares Temperament bereits angestachelt. »Wie soll er denn heißen?«
    »Hank irgendwie.«
    »Wir haben jede Menge, die irgendwie heißen.«
    »Was dagegen, wenn ich morgen rauskomme und mich umsehe?«, fragte Stick.
    »Ich kann dich nicht dran hindern.«
    »Nein, das kannst du nicht.« Stick drehte sich auf seinem guten Bein um und warf den Mexikanern einen Blick zu, als wären sie schuldig wie die Sünde.
    Ich ging auf die andere Seite des Wagens und sagte: »Worum ging es denn?«
    Wie gewöhnlich, wenn es sich um etwas handelte, wovon ich nichts wissen oder hören sollte, ignorierten sie mich einfach.
    Wir fuhren im Dunkeln nach Hause, die Lichter von Black Oak verblassten hinter uns, der kühle Wind blies uns durchs Haar. Zuerst wollte ich meinem Vater von der Schlägerei erzählen, aber das konnte ich nicht vor den Mexikanern. Dann beschloss ich, doch lieber nicht als Zeuge aufzutreten. Ich würde mit niemandem darüber sprechen, denn es konnte nichts Gutes daraus entstehen. Jede Verwicklung mit den Siscos brachte Gefahr in mein Leben, und ich wollte nicht, dass sich die Spruills aufregten und gingen. Wir hatten kaum angefangen zu pflücken, und ich hatte es schon satt. Vor allem aber wollte ich nicht, dass Hank Spruill auf mich, meinen Vater oder Pappy wütend war.

    Ihr alter Wagen stand nicht in unserem Hof, als wir ankamen.
    Sie waren noch in der Stadt, trafen sich wahrscheinlich mit anderen Leuten aus den Bergen.
    Nach dem Essen nahmen wir unsere Plätze auf der Veranda ein, und Pappy fummelte an seinem Radio herum. Die Cardinals spielten in Philadelphia unter Flutlicht, zu Beginn des zweiten Innings kam Musial aufs Feld, um zu schlagen, und ich begann zu träumen.

    A m Sonntagmorgen erwachten wir in der Dämmerung von krachenden Blitzen und leisem Donnern. Der Wind wehte aus Südwesten und verzögerte den Sonnenaufgang. Ich lag in der Dunkelheit von Rickys Zimmer und stellte mir wieder einmal die große Frage, warum es sonntags regnete. Warum nicht unter der Woche, damit ich nicht gezwungen wäre, Baumwolle zu pflücken? Sonntag war sowieso ein Tag der Ruhe.
    Meine Großmutter holte mich, und wir setzten uns auf die Veranda, um gemeinsam das Gewitter zu beobachten. Sie machte mir Kaffee mit viel Milch und Zucker, und wir schaukelten sacht, während der Wind heulte. Die Spruills hasteten hierhin und dorthin, warfen Dinge in Schachteln und versuchten, außerhalb ihrer undichten Zelte Schutz zu finden.
    Der Regen trieb in Wellen heran, als wollte er zwei Wochen schönes Wetter wieder gutmachen. Sprühregen schwebte über die Veranda wie Nebel, und über uns sang das Blechdach unter den Wasserströmen.
    Gran wählte die Augenblicke, in denen sie sprach, mit Bedacht.
    Für gewöhnlich ging sie einmal in der Woche mit mir spazieren oder setzte sich mit mir auf die Veranda, nur wir beide. Da sie seit fünfunddreißig Jahren mit Pappy

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