Die Farm
Bach. Ich sah sie nicht und war nahezu erleichtert. Die kiesige Stelle befand sich hinter einer kleinen Biegung, und die Bäume und Äste waren dick.
Eine weitere Minute verstrich, und ich begann mich nutzlos zu fühlen. Niemand wusste, dass wir hier waren, deswegen würde sich auch niemand anschleichen. Wie oft hätte ich die Gelegenheit, ein hübsches Mädchen beim Baden zu beobachten? Ich erinnerte mich an kein ausdrückliches Verbot aus der Kirche oder aus der Heiligen Schrift, aber ich wusste, dass ich etwas Unrechtes tat. Aber vielleicht war es keine schreckliche Sünde.
Weil Übermut mit im Spiel war, dachte ich an Ricky. Was würde er in einer Situation wie dieser tun?
Ich kletterte von der Ulme und schlich durch das Unkraut und das Gebüsch, bis ich genau oberhalb des Kiesplatzes war, und dann kroch ich weiter.
Ihr Kleid und ihre Unterwäsche hingen über einem Ast. Tally war tief im Wasser, ihr Kopf mit Schaum bedeckt, weil sie sich das Haar wusch. Ich schwitzte und hielt den Atem an. Ich lag auf dem Bauch im Gras und spähte zwischen zwei Ästen hindurch. Sie konnte mich nicht sehen. Die Bäume bewegten sich mehr als ich.
Sie summte vor sich hin, ein hübsches Mädchen, das in einem Bach badete und sich am kühlen Wasser freute. Sie wirkte nicht ängstlich; sie vertraute mir.
Sie tauchte den Kopf unter Wasser, wusch das Shampoo aus, das die leichte Strömung fortschwemmte. Dann richtete sie sich auf und griff nach der Seife. Sie wandte mir den Rücken zu, und ich sah ihren Po, alles. Sie war nackt, genau wie ich während meines wöchentlichen Bads, und damit hatte ich auch gerechnet. Aber jetzt, da es bestätigt war, durchlief ein Schauder meinen Körper. Instinktiv hob ich den Kopf, vermutlich um besser zu sehen, und als ich wieder bei Sinnen war, zog ich ihn wieder ein.
Wenn sie mich erwischte, würde sie es ihrem Vater erzählen, der es meinem Vater erzählen würde, der mich verprügeln würde, dass ich nicht mehr gehen könnte. Meine Mutter würde mich eine Woche lang schelten. Gran wäre so gekränkt, dass sie nicht mehr mit mir sprechen würde. Pappy würde mir eine Strafpredigt halten, aber nur den anderen zuliebe. Ich wäre ruiniert.
Sie stand bis zur Taille im Wasser und wusch sich Arme und Brüste, die ich von der Seite sah. Nie zuvor hatte ich die Brüste einer Frau gesehen, und ich bezweifelte, dass ein anderer siebenjähriger Junge im Craighead County je weibliche Brüste zu Gesicht bekommen hatte. Vielleicht hatte ein Kind einmal seine Mutter gesehen, aber ganz sicher hatte kein Junge meines Alters jemals diesen Anblick vor Augen gehabt.
Aus irgendeinem Grund dachte ich wieder an Ricky, und aus dem Nirgendwo tauchte ein boshafter Einfall auf. Da ich die meisten ihrer Geschlechtsmerkmale bereits gesehen hatte, wollte ich jetzt alles sehen. Wenn ich, so laut ich konnte,
»Schlange!« rief, würde sie entsetzt aufschreien, Seife, Waschlappen, ihre Nacktheit und alles vergessen und ans Ufer stolpern. Sie würde nach ihren Kleidern greifen, aber für einen glorreichen Augenblick würde ich sie von Kopf bis Fuß nackt sehen.
Ich schluckte und versuchte mich zu räuspern, aber mein Mund war entsetzlich trocken. Mein Herz klopfte, ich zögerte und lernte eine wertvolle Lektion, was Geduld anbelangte.
Um ihre Beine zu waschen, ging Tally näher zum Ufer. Sie tauchte aus dem Bach auf, bis nur noch ihre Füße mit Wasser bedeckt waren. Mit Seife und Waschlappen in der Hand beugte sie sich langsam vor, streckte sich und seifte Beine, Hinterbacken und Bauch ein. Mein Herz trommelte gegen den Erdboden.
Sie wusch sich ab, indem sie sich mit Wasser bespritzte. Und als sie damit fertig war und noch immer knöcheltief im Wasser stand, wunderbar nackt, drehte sie sich um und starrte genau zu der Stelle, an der ich mich versteckte.
Ich zog den Kopf ein und duckte mich noch tiefer ins Gebüsch. Ich rechnete damit, dass sie etwas rufen würde, aber sie tat es nicht. Meine Sünde war unverzeihlich, daran zweifelte ich jetzt nicht mehr.
Ich kroch langsam und lautlos zentimeterweise zurück bis fast zum nächsten Baumwollfeld. Dann schlich ich schnellstmöglich an den Bäumen entlang und nahm erneut meine Position neben dem Pfad ein, als wäre nichts geschehen. Ich versuchte, gelangweilt dreinzublicken, als ich sie kommen hörte.
Ihr Haar war nass; sie trug ein anderes Kleid. »Danke, Luke«, sagte sie.
»Ach, gern geschehen«, sagte ich.
»Ich fühl mich jetzt viel besser.«
Ich auch, dachte
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