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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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unsere Plätze einnehmen. Ich blickte zu meinen Eltern, aber sie ignorierten mich. Als das Lied zu Ende war, setzten wir uns, und ich saß sicher zwischen meinen Großeltern. Ricky mochte in Gefahr sein, aber mir würde gewiss nichts Schlimmes geschehen.
    Reverend Akers war klug genug und sprach nicht lange über Krieg und Tod. Als Erstes verkündete er uns feierlich, dass Ich Timmy Nance umgekommen war, was natürlich alle schon wussten. Mrs Dockery war nach Hause gebracht worden, damit sie sich erholen konnte. Ihre Sonntagsschulklasse plante ein Mittagessen. Es sei an der Zeit, sagte er, dass die Kirchengemeinde die Reihen schließe und einem ihrer Mitglieder Trost spende.
    Es war Mrs Dockerys große Stunde, und wir alle wussten es.
    Wenn er sich über den Krieg verbreitete, müsste er sich nach dem Gottesdienst Pappys Vorhaltungen anhören, darum hielt er sich lieber an seine vorbereitete Predigt. Wir Baptisten waren überaus stolz darauf, dass wir Missionare in die ganze Welt schickten, und die gesamte Glaubensgemeinschaft führte gerade eine große Kampagne durch, um Geld für sie zu sammeln. Darüber sprach Bruder Akers - wir sollten mehr Geld spenden, damit wir mehr Leute nach Indien, Korea, Afrika und China schicken könnten. Jesus lehrte uns, alle Menschen zu lieben, ungeachtet aller Unterschiede. Und an uns Baptisten war es, den Rest der Welt zu bekehren.

    Ich beschloss, keinen Pfennig mehr zu spenden.
    Mir war auferlegt worden, ein Zehntel meiner Einkünfte abzugeben, und ich tat es zähneknirschend. Es stand in der Heiligen Schrift, und dagegen kam ich nicht an. Bruder Akers jedoch verlangte mehr, ein zusätzliches Opfer, und was mich betraf, hätte er kein Glück. Mein Geld würde nicht nach Korea fließen. Der Rest der Chandlers dachte bestimmt genauso.
    Wahrscheinlich alle Anwesenden.
    An diesem Morgen wirkte er niedergeschlagen. Er predigte über Liebe und Mildtätigkeit, nicht über Sünde und Tod, und er schien nicht mit dem Herzen bei der Sache zu sein. Da es ruhiger als üblich war, nickte ich ein.
    Nach dem Gottesdienst waren wir nicht in der Stimmung zum Plaudern. Die Erwachsenen gingen geradewegs zum Pick-up, und wir brachen eilig auf. Als wir aus der Stadt fuhren, fragte mein Vater: »Wo seid ihr gewesen, du und Pappy?«
    »Wir sind rumgefahren«, sagte ich.

    »Wohin?«
    Ich deutete nach Osten und sagte: »Dorthin. Einfach so. Ich glaube, er wollte weg von der Kirche.«
    Er nickte, als wünschte er, mit uns gekommen zu sein.
    Gerade als wir mit dem Mittagessen fertig waren, klopfte es leise an die Hintertür. Mein Vater saß der Tür am nächsten und ging hinaus auf die Veranda, wo er Miguel und Cowboy vorfand.
    »Mutter, du wirst gebraucht«, sagte er, und Gran eilte aus der Küche. Wir folgten.
    Cowboy hatte das Hemd ausgezogen; die linke Seite seines Brustkastens war geschwollen und sah schrecklich aus. Er konnte kaum den linken Arm heben, und als Gran ihn dazu aufforderte, verzog er das Gesicht. Er tat mir Leid. Wo der Baseball ihn getroffen hatte, hatte er eine kleine Fleischwunde.
    »Ich kann die Nahtstiche zählen«, sagte Gran. Meine Mutter holte eine Schüssel mit Wasser und ein Tuch. Nach ein paar Minuten begannen sich Pappy und mein Vater zu langweilen und gingen. Bestimmt grübelten sie darüber nach, wie ein verletzter Mexikaner den Ernteertrag beeinträchtigen könnte.
    Gran war am glücklichsten, wenn sie Doktor spielen konnte, und Cowboy kam in den Genuss der vollen Behandlung.
    Nachdem sie die Wunde versorgt hatte, musste er sich auf die Veranda legen, sein Kopf wurde auf ein Kissen von unserem Sofa gebettet.
    »Er muss still liegen«, sagte sie zu Miguel.
    »Große Schmerzen?«, fragte sie.
    »Nein, keine großen Schmerzen«, sagte Cowboy und schüttelte den Kopf. Sein Englisch überraschte uns.
    »Ob ich ihm wohl ein Schmerzmittel geben sollte?«, fragte sie und sah dabei meine Mutter an.

    Grans Schmerzmittel waren schlimmer als ein Knochenbruch, und ich warf Cowboy einen entsetzten Blick zu. Er verstand und sagte: »Nein, kein Schmerzmittel.« Sie holte Eis aus der Küche und tat es in ein kleines leinenes Säckchen, das sie vorsichtig auf seine geschwollenen Rippen legte. »Halt es dort fest«, sagte sie und legte seinen linken Arm über das Säckchen.
    Als das Eis seine Haut berührte, erstarrte sein gesamter Körper, aber er entspannte sich, als das Gefühl der Taubheit einsetzte.
    Er schloss die Augen und atmete tief.
    »Danke«, sagte Miguel.
    »Gracias«, sagte

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