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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ich, und Miguel lächelte mir zu.
    Wir ließen Cowboy liegen und versammelten uns auf der vorderen Veranda, um Tee mit Eis zu trinken.
    »Seine Rippen sind gebrochen«, sagte Gran zu Pappy, der auf der Schaukel saß und sein Abendessen verdaute. Eigentlich wollte er nichts antworten, aber nach einem Augenblick des Schweigens sagte er murrend: »Jammerschade.«

    »Ein Arzt sollte ihn untersuchen.« »Was soll ein Arzt schon tun?«
    »Vielleicht hat er innere Blutungen.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Es könnte gefährlich sein.«
    »Wenn er innere Blutungen hätte, wäre er doch schon tot, oder?«
    »Klar wäre er schon tot«, sagte mein Vater.
    Es ging um zwei Dinge. Erstens und am wichtigsten, die Männer befürchteten, einen Arzt bezahlen zu müssen.
    Zweitens und fast genauso wichtig, beide hatten in den Schützengräben gekämpft. Sie hatten verlorene Körperteile gesehen, zerfetzte Leichen, Männer, denen Gliedmaßen fehlten, und sie hatten keine Geduld mit Kinkerlitzchen.
    Verletzungen und Brüche gehörten zum Risiko des Lebens. Da musste man durch.
    Gran wusste, dass sie sich nicht durchsetzen würde. »Wenn er stirbt, sind wir schuld.«
    »Er wird nicht sterben, Ruth«, sagte Pappy. »Und selbst wenn er stirbt, sind nicht wir schuld. Hank hat ihm die Rippen gebrochen.«
    Meine Mutter stand auf und ging ins Haus. Sie fühlte sich wieder nicht wohl, und ich begann mir Sorgen um sie zu machen. Das Gespräch drehte sich jetzt um die Baumwolle, und auch ich verließ die Veranda.
    Ich schlenderte ums Haus und sah Miguel nicht weit entfernt von Cowboy sitzen. Beide schienen zu schlafen. Ich schlich ins Haus, um nach meiner Mutter zu sehen. Sie lag auf ihrem Bett, die Augen geöffnet. »Geht’s dir nicht gut, Mom?«, fragte ich sie.
    »Doch, natürlich, Luke. Mach dir keine Sorgen.«
    Das hätte sie gesagt, gleichgültig wie schlecht sie sich fühlte.
    Ich lehnte eine Weile an ihrem Bett, und als ich wieder gehen wollte, sagte ich: »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    Sie tätschelte meinen Arm und sagte: »Mir geht’s gut, Luke.«

    Ich holte meinen Handschuh und meinen Baseball aus Rickys Zimmer. Miguel war nicht mehr da, als ich leise aus der Küche trat. Cowboy saß am Rand der Veranda, seine Beine baumelten herunter, sein linker Arm presste das Eis gegen die Wunde. Ich hatte noch immer Angst vor ihm, aber ich bezweifelte, dass er in seinem gegenwärtigen Zustand gefährlich werden konnte.
    Ich schluckte und hielt ihm meinen Baseball hin, denselben, der ihm die Rippen gebrochen hatte. »Wie wirfst du den Kurvenball?«, fragte ich ihn. Seine unfreundliche Miene entspannte sich, und er lächelte nahezu. »Hier«, sagte er und deutete auf den Rasen neben der Veranda. Ich hüpfte hinunter und stellte mich neben seine Knie.
    Cowboy fasste den Ball mit Mittel- und Zeigefinger direkt auf den Nähten. »So«, sagte er. Genau so hatte es mir auch Pappy beigebracht.
    »Und dann lässt man die Finger zusammenschnappen«, sagte er und drehte die Hand so, dass die Finger unter dem Ball waren, als er ihn losließ. Das war nichts Neues. Ich nahm den Ball und machte es genau so, wie er es mir erklärt hatte.
    Er sah mir schweigend zu. Die Andeutung des Lächelns war verschwunden, und ich hatte den Eindruck, dass er große Schmerzen litt.
    »Danke«, sagte ich. Er nickte kaum merklich.
    Dann fiel mein Blick auf das Ende des Klappmessers, das aus einem Loch in der rechten Tasche seiner Arbeitshose herausragte. Ich starrte es an. Dann sah ich ihn an, und wir blickten beide zu der Waffe. Langsam zog er es heraus. Der Griff war dunkelgrün mit Schnitzereien darauf. Er hielt es hoch, damit ich es ansehen konnte, dann drückte er zu, und die Klinge sprang mit einem schnappenden Laut heraus. Ich zuckte zurück.
    »Woher hast du das?«, fragte ich. Eine dumme Frage, auf die er nicht antwortete.
    »Mach’s noch mal«, sagte ich.

    Schnell drückte er die Klinge gegen sein Bein und zurück in den Griff, dann wedelte er mit dem Messer vor meinem Gesicht herum und ließ sie wieder herausspringen.
    »Kann ich mal?«, fragte ich.
    Nein, er schüttelte bestimmt den Kopf.

    »Hast du schon jemand damit erstochen?«
    Er zog den Arm ein und warf mir einen bösen Blick zu. »Viele Männer«, sagte er.
    Ich hatte genug. Ich wich zurück und trottete hinter den Silo, wo ich allein war. Ich warf und fing eine Stunde lang Bälle und hoffte verzweifelt, dass Tally auf dem Weg zum Bach vorbeikäme.

    A m frühen Montagmorgen versammelten wir uns

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