Die Farm
schweigend um den Traktor. Alles, was ich wollte, war ins Haus zurückzuschleichen, mich in Rickys Bett zu legen und tagelang zu schlafen. Keine Baumwolle, kein Hank Spruill, nichts, was das Leben unangenehm machte. »Im Winter können wir uns ausruhen«, war Grans Lieblingsspruch, und es stimmte. Sobald die Baumwolle gepflückt und die Felder geackert waren, versank unsere kleine Farm für Monate im Winterschlaf.
Aber Mitte September war das kalte Wetter ein ferner Traum.
Pappy, Mr Spruill und Miguel standen neben dem Traktor und sprachen in ernstem Ton miteinander, während wir anderen zuzuhören versuchten. Die Mexikaner warteten als Gruppe nicht weit entfernt. Es wurde beschlossen, dass sie mit der Baumwolle in der Nähe der Scheune anfangen sollten, so dass sie von dort aus einfach in die Felder gehen konnten. Wir aus Arkansas würden etwas weiter weg arbeiten, der Baumwollanhänger sollte die Trennlinie zwischen den beiden Gruppen bilden. Zwischen Hank und Cowboy musste Distanz herrschen, sonst gäbe es einen weiteren Totschlag.
»Ich will keinen Ärger mehr«, hörte ich Pappy sagen. Alle wussten, dass Cowboy das Klappmesser ständig in der Hosentasche bei sich trug, und wir bezweifelten, dass Hank, dumm wie er war, Verstand genug besaß, um ihn nicht noch einmal zu attackieren. Während des Frühstücks hatte Pappy die Meinung geäußert, dass Cowboy vermutlich nicht der einzige bewaffnete Mexikaner war. Ein leichtfertiger Schritt von Hank, und von überall könnten die Messer fliegen. Das hatte er Mr Spruill mitgeteilt, der seinerseits Pappy versicherte, dass es keinen Ärger mehr geben würde. Aber mittlerweile glaubte niemand mehr, dass Mr Spruill oder irgendjemand anders Hank im Zaum halten konnte.
Am Abend zuvor hatte es spät noch geregnet, aber davon war nichts mehr zu bemerken; die Baumwolle war trocken, der Boden nahezu staubig. Pappy und mein Vater interpretierten den Regen jedoch als ominöse Warnung vor einer unvermeidlichen Überschwemmung, und den beiden haftete eine Unruhe an, die ansteckend war.
Unsere Baumwolle war nahezu perfekt, und wir hatten nur noch ein paar Wochen, um die Ernte einzubringen, bevor die Regenfälle einsetzten. Als der Traktor neben dem Baumwollanhänger hielt, griffen wir eilig nach unseren Säcken und verschwanden zwischen den Sträuchern. Die Spruills lachten und sangen nicht, von den Mexikanern war nichts zu hören. Und ich verzichtete auf mein Nickerchen und pflückte, so schnell ich konnte.
Die Sonne stieg rasch, und der Tau auf den Baumwollkapseln verdunstete. Die schwüle Luft klebte an meiner Haut und durchnässte meinen Overall, Schweiß tropfte mir vom Kinn.
Ein winziger Vorteil meiner Größe bestand darin, dass die meisten Pflanzen höher waren als ich; ich arbeitete zumindest teilweise im Schatten.
* * *
Zwei Tage unermüdlichen Pflückens und der Anhänger war voll. Pappy brachte ihn in die Stadt; immer Pappy, nie mein Vater. Es war eine dieser Aufgaben - wie meine Mutter und der Gemüsegarten -, die verteilt worden waren, lange bevor ich geboren wurde. Von mir wurde erwartet, dass ich mitfuhr, was ich immer gern tat, weil es ein Ausflug in die Stadt war, wenn auch nur zur Entkörnungsanlage.
Nach einem schnellen Abendessen fuhren wir mit dem Pick-up aufs Feld und kuppelten den Anhänger an. Dann kletterten wir hinauf und befestigten die Plane, damit nichts davonflog. Es wäre ein Verbrechen gewesen, auch nur ein Gramm dessen zu verschwenden, wofür wir so hart gearbeitet hatten.
Als wir zum Haus zurückfuhren, sah ich die Mexikaner, die hinter der Scheune in einer Gruppe zusammensaßen und langsam ihre Tortillas aßen. Mein Vater stand neben dem Geräteschuppen und flickte den Schlauch aus einem Vorderreifen des John Deere. Die Frauen spülten das Geschirr.
Pappy hielt abrupt an. »Bleib sitzen«, sagte er. »Bin gleich wieder da.« Er hatte etwas vergessen.
Als er wieder aus dem Haus kam, hatte er seine Schrotflinte dabei, die er wortlos unter den Sitz schob.
»Gehen wir jagen?«, fragte ich, wohl wissend, dass ich darauf keine Antwort bekommen würde.
Die Sisco-Affäre war während des Essens oder abends auf der Veranda nicht mehr diskutiert worden. Die Erwachsenen hatten beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, zumindest in meiner Anwesenheit. Aber die Schrotflinte legte ein Übermaß an Möglichkeiten nahe.
Ich dachte sofort an eine Schießerei - im Stil von Gene Autry -
vor der Entkörnungsanlage. Die Guten, die Farmer
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