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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Er schaffte es auf Hände und Knie und schwankte ein paar Mal vor und zurück, bis es ihm gelang, einen Fuß aufzustellen. Mit größter Anstrengung hievte er sich hoch, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Er langte nach vorn zu den Seilen und konnte so einen erneuten Sturz aufhalten. Er schaute uns an, aber er sah nichts. Seine Augen waren rot und blickten wild um sich, und er schien keine Ahnung zu haben, wo er eigentlich war. Er hing schwankend in den Seilen, versuchte, sich zu orientieren und richtig auf die Beine zu kommen.
    Mr Horsefly Walker lief zum Ring und rief Hank zu: »Bring den Dreckskerl um! Na los, mach ihn fertig!«
    Aber Hank rührte sich nicht. Stattdessen brüllte er: »Die Zeit!«
    Aber Delilah hatte die Uhr vergessen.
    Ein paar Zuschauer jubelten und lachten höhnisch, aber die meisten waren still. Der Anblick des zappelnden, halb bewusstlosen Samson schockierte sie.
    Samson drehte sich um und versuchte, Hank zu fixieren. Er hielt sich an den Seilen fest und stolperte ein paar Schritte nach vorn, dann versuchte er ein letztes verzweifeltes Mal, sich auf ihn zu stürzen. Hank duckte sich einfach nur, und Samson knallte schwer gegen die Stange in der Ecke. Die Seile spannten sich unter seinem Gewicht, und die drei anderen Stangen schienen kurz davor zu brechen. Samson ächzte und fuchtelte mit den Armen herum wie ein angeschossener Bär. Er richtete sich auf und drehte sich mühsam um. Er hätte in den Seilen bleiben sollen. Hank näherte sich ihm und holte aus zu einem Schlag, der in der Mitte des Rings begann und Samson genau an der Stelle traf, wo auch der erste gelandet war. Da sein Opfer wehrlos war, holte er noch einmal aus und schlug ein drittes Mal zu. Samson sackte zusammen. Delilah schrie und sprang in den Ring. Hank entspannte sich in seiner Ecke, Arme auf den Seilen, grinste und kümmerte sich nicht um seinen Gegner.
    Ich wusste nicht, was ich von der Sache halten sollte, und auch die meisten anderen Zuschauer waren still. Einerseits war es gut, dass ein Junge aus Arkansas den ägyptischen Riesen gründlich in die Schranken gewiesen hatte. Andererseits war es Hank Spruill gewesen, und er hatte seine Fäuste gebraucht.
    Seinem Sieg haftete ein Makel an, was ihm jedoch vollkommen gleichgültig war. Wir hätten uns alle besser gefühlt, wenn ein junger Mann aus dem Ort Samson die Niederlage auf faire Weise beigebracht hätte.
    Als Hank sicher war, dass die Zeit abgelaufen war, duckte er sich unter den Seilen durch und sprang auf die Erde. Bö und Dale hatten das Geld, und die drei verschwanden.
    »Er hat Samson totgeschlagen«, sagte jemand hinter mir. Der stärkste Ringer der Welt lag flach auf dem Rücken, Arme und Beine ausgestreckt, über ihm kauerte seine Frau und versuchte, ihn wachzurütteln. Sie taten mir Leid. Sie waren so farbenprächtig und boten eine Show, wie wir sie lange nicht mehr zu Gesicht bekommen würden, vielleicht nie mehr. Ich bezweifelte, dass Samson und Delilah jemals nach Black Oak, Arkansas, zurück kehren würden.
    Als er sich aufsetzte, entspannten wir uns. Eine Hand voll guter Menschen applaudierte ihm leise, dann begann sich die Menge aufzulösen.
    Warum konnte Hank nicht mit dem Jahrmarkt weiterziehen?
    Er würde dafür bezahlt, Leute zusammenzuschlagen, und wir wären ihn los. Ich beschloss, Tally diesen Vorschlag zu unterbreiten.

    Der arme Samson hatte den ganzen Tag in der Hitze gearbeitet und in einer Sekunde seine ganzen Einkünfte verloren. Was für eine Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das war noch schlimmer, als Baumwolle zu pflücken.

    I m Frühjahr und im Winter nutzten wir den Sonntagnachmittag häufig, um Besuche zu machen. Wir aßen zu Mittag, hielten ein Schläfchen, setzten uns anschließend in den Pick-up, fuhren nach Lake City oder Paragould und tauchten ohne Vorwarnung bei Verwandten oder Freunden auf, die sich immer freuten, uns zu sehen. Oder sie kamen zu uns. »Schaut mal vorbei«, lautete der Standardsatz, und das wurde wörtlich genommen. Spezielle Arrangements oder Ankündigungen waren nicht nötig und auch nicht möglich.
    Wir hatten kein Telefon und unsere Verwandten und Freunde auch nicht.
    Aber im Spätsommer und im Herbst hatten Besuche keine Priorität, weil wir hart arbeiteten und es heiß war. Eine Weile lang vergaßen wir Onkel und Tanten in der Gewissheit, dass wir die Besuche später nachholen würden.
    Ich saß auf der Veranda vor dem Haus, verfolgte das Cardinals-Spiel im Radio und sah meiner Mutter und

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