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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Horsefly Walker hatte einen taubstummen Sohn, der dreihundert Pfund wog. Wir nannten ihn Grünt, nicht weil wir ihn verachteten oder grausam waren

    - er war einfach schon immer so genannt worden. Horsefly setzte fünf Dollar, und Grünt stieg langsam in den Ring. »Das ist ein starker Gegner, Samson«, schnurrte Delilah ins Mikrofon.
    Samson wusste, dass es etwas länger dauern konnte, dreihundert Pfund aus dem Ring zu schieben, deswegen griff er sofort an. Er tat es mit einem Chinesischen Niederwurf, ein Griff, der die Knöchel des Gegners zusammenschlug und dafür sorgte, dass dieser zu Boden ging. Grünt fiel zwar, aber er fiel auf Samson, der vor Schmerz aufstöhnte. Ein paar Zuschauer jubelten und feuerten Grünt an, der natürlich nichts davon hörte. Beide rollten durch den Ring und traten nacheinander, bis Grünt Samson einen Augenblick lang auf den Boden drückte.
    »Vierzig Sekunden!«, sagte Delilah. Die Uhr tickte wesentlich langsamer, wenn Samson flach auf dem Rücken lag. Er trat ein paar Mal vergebens um sich, dann wandte er den Jersey Flip an, eine schnelle Bewegung, bei der die Füße in die Höhe schwangen und Grunts Kopf in den Schwitzkasten nahmen, dann rollte er ihn auf den Rücken. Samson sprang auf, während Delilah die Griffe kommentierte. Ein Flying Dropkick schmetterte Grünt flach zu Boden.
    »Fünfzehn Sekunden!«, sagte sie. Die Uhr tickte wieder schneller. Grünt stürzte sich wie ein wütender Stier auf Samson, und beide Männer gingen noch einmal zu Boden. Die Menge jubelte erneut. Horsefly hüpfte wie ein Irrer vor dem Ring hin und her. Sie kämpften eine Weile, dann sagte Delilah:
    »Zehn Sekunden.«
    Die Zeitnehmerin wurde von ein paar Männern ausgebuht.
    Samson riss und drehte Grünt den Arm auf den Rücken, fasste einen Fuß, schleifte den armen Jungen durch den Ring und stieß ihn unter dem Seil hindurch. Er landete vor den Füßen seines Vaters. Horsefly brüllte: »Du Dreckskerl, du hast uns betrogen!«
    Samson nahm an diesem Kraftausdruck Anstoß und winkte Horsefly in den Ring. Horsefly trat einen Schritt vor, und Samson hielt ihm die Seile auseinander. Delilah, die so etwas offenbar viele Male erlebt hatte, sagte: »Ich an Ihrer Stelle würde es nicht tun. Wenn er wütend ist, tut er den Leuten richtig weh.«
    Mittlerweile wollte Horsefly den Rückzug antreten und hielt Ausschau nach einem Grund. Samson sah aus, als wäre er drei Meter groß, wie er da am Rand des Rings stand und auf ihn heruntergrinste. Horsefly beugte sich vor, um nach Grünt zu sehen, der sich die Schulter rieb und den Tränen nahe zu sein schien. Samson lachte sie aus, als sie davongingen, dann stolzierte er wieder durch den Ring und ließ die Muskeln spielen, um uns zu provozieren. Etliche Zuschauer zischten ihn an, und das war genau das, was er wollte.
    Er nahm es mit ein paar weiteren Herausforderern auf, dann verkündete Delilah, dass ihr Mann sein Abendessen brauche.
    Sie wären in einer Stunde zurück für eine letzte Runde.
    Es war jetzt dunkel. Die Luft war erfüllt von den Geräuschen des Jahrmarkts: die schrillen Schreie der Kinder auf den Karussells, das Jauchzen und Gejohle der Gewinner an den Buden, die unterschiedlichen Melodien, die aus einem Dutzend krächzender Lautsprecher dröhnten, das pausenlose Geplapper der Ausschreier, die die Leute aufforderten, sich von ihrem Geld zu trennen, um die größte Schildkröte der Welt zu sehen oder einen Preis zu gewinnen, und vor allem die überwältigende Erregung der Menschenmenge. Die Leute drängten sich so dicht, dass man mit einem Kochlöffel nicht darin hätte umrühren können, wie Gran sich gern ausdrückte.
    Gruppen scharten sich um die Stände, sahen zu und jubelten.
    Lange Schlangen standen an den Fahrbetrieben an. Gruppen von Mexikanern schlenderten langsam herum, schauten sich verwundert um, gaben jedoch kaum Geld aus. Nie zuvor hatte ich so viele Menschen an einem Ort gesehen.
    Ich fand meine Eltern nahe der Straße; sie tranken Limonade und sahen sich das Spektakel aus sicherer Entfernung an. Pappy und Gran waren schon zum Pick-up gegangen, bereit zu fahren, aber auch willens, noch ein bisschen zu warten. Der Jahrmarkt fand nur einmal im Jahr statt.
    »Wie viel Geld hast du noch?«, fragte mein Vater.
    »Ungefähr einen Dollar«, sagte ich.
    »Das Riesenrad sieht nicht sicher aus, Luke«, sagte meine Mutter.
    »Ich bin schon zweimal damit gefahren. Es ist in Ordnung.«
    »Ich gebe dir einen Dollar, wenn du nicht noch mal

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