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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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einen Blick Richtung Hof hinter dem Haus.
    Meine Mutter löste sich schließlich von der Gruppe, um nach Stacy zu sehen. Kurz darauf hörte ich laute Stimmen, und Jimmy Dale lief zum Klo. Ich kroch tiefer in mein Versteck.
    Es war schon fast dunkel, als ich das Haus betrat. Aus sicherer Entfernung hinter dem Silo hatte ich das Geschehen beobachtet und wusste, dass meine Mutter und Gran das Abendessen vorbereiteten. Ich steckte bereits in großen Schwierigkeiten - zum Essen zu spät zu kommen hätte meine Lage noch verschlimmert.
    Sie saßen am Tisch, und Pappy wollte gerade das Dankgebet sprechen, als ich durch die Verandatür trat und mich still auf meinen Platz setzte. Alle sahen mich an, ich dagegen starrte auf meinen Teller. Pappy betete schnell, und das Essen wurde herumgereicht. Nach einem Schweigen, das lange genug dauerte, um die Spannung zu steigern, sagte mein Vater: »Wo warst du, Luke?«
    »Am Bach.«
    »Was hast du dort gemacht?«

    »Nichts. Nur geschaut.«
    Das klang verdächtig genug, aber sie ließen es durchgehen. Als alle still waren, sagte Pappy genau zum richtigen Zeitpunkt und mit einem teuflischen Unterton in der Stimme: »Hast du am Bach Kackschlangen gesehen?«
    Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, begann er zu lachen.
    Ich sah mich um. Gran biss die Zähne zusammen, als wäre sie entschlossen, nicht zu lächeln. Meine Mutter bedeckte den Mund mit ihrer Serviette, aber ihre Augen verrieten sie; auch sie hätte am liebsten gelacht. Mein Vater hatte einen großen Bissen im Mund und kaute, ohne die Miene zu verziehen.
    Aber Pappy lachte schallend am Kopfende des Tisches, während die anderen um Fassung kämpften. »Das hast du gut gemacht, Luke!«, sagte er und rang nach Atem. »Geschieht ihr ganz recht.«

    Schließlich lachte ich auch, aber nicht über das, was ich getan hatte. Der Anblick von Pappy, der sich vor Lachen schüttelte, während die anderen angestrengt versuchten, es nicht zu tun, war einfach zu komisch.
    »Jetzt reicht’s, Eli«, sagte Gran und bewegte endlich wieder ihren Unterkiefer.
    Ich aß einen großen Bissen Erbsen und starrte erneut auf meinen Teller. Die Lage beruhigte sich, und wir aßen eine Weile, ohne zu reden.

    * * *
Nach dem Essen ging mein Vater mit mir zum Geräteschuppen. An der Tür dort hing eine Gerte aus Walnussholz, die er selbst geschnitten und poliert hatte. Sie war für mich reserviert.
    Mir war beigebracht worden, Züchtigungen wie ein Mann über mich ergehen zu lassen. Weinen war verboten, zumindest in der Öffentlichkeit. In diesen schrecklichen Augenblicken war mir Ricky immer ein Vorbild. Ich hatte Horrorgeschichten gehört von den Schlägen, die Pappy ihm versetzt hatte, und laut seinen und meinen Eltern hatte er niemals geweint.
    Schläge waren für Ricky als Kind eine Herausforderung gewesen.
    »Du warst sehr gemein zu Stacy«, begann mein Vater. »Sie war Gast auf unserer Farm, und sie ist mit deinem Cousin verheiratet.«
    »Ja, Sir.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil sie gesagt hat, dass wir dumm und rückständig sind.«
    Eine kleine Ausschmückung konnte nicht schaden.
    »Das hat sie gesagt?«
    »Ja, Sir. Ich mag sie nicht, und du und die anderen, ihr mögt sie auch nicht.«
    »Das kann sein, trotzdem musst du denjenigen, die älter sind als du, Respekt entgegenbringen. Wie viele Hiebe glaubst du, dass du dafür verdienst?« Verbrechen und Strafe wurden immer diskutiert. Wenn ich mich vorbeugte, wusste ich stets, wie viele Schläge es setzen würde.
    »Einen«, sagte ich. Das war im Allgemeinen meine Einschätzung.
    »Ich denke zwei«, sagte er. »Was ist mit dem Kraftausdruck?«
    »Ich finde nicht, dass er so schlimm war«, sagte ich.
    »Du hast ein Wort benutzt, das nicht hinnehmbar ist.«
    »Ja, Sir.«
    »Wie viele Hiebe dafür?«
    »Einen.«
    »Können wir uns auf insgesamt drei einigen?«, fragte er. Er schlug mich nie, wenn er wütend war, deswegen gab es immer einen kleinen Verhandlungsspielraum. Drei schienen fair, aber ich versuchte immer zu handeln. Schließlich war ich das Opfer.
    Warum also nicht feilschen?
    »Zwei sind fairer«, sagte ich.
    »Drei. Jetzt beug dich vor.«
    Ich schluckte schwer, biss die Zähne zusammen, drehte mich um, beugte mich vornüber und fasste meine Knöchel. Er schlug dreimal mit der Walnussgerte auf meinen Hintern. Es brannte wie die Hölle, aber er war nicht mit dem Herzen dabei. Ich war schon viel fester geschlagen worden.
    »Und jetzt geh sofort ins Bett«, sagte er, und ich rannte ins

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