Die Fastnachtsnarren. Humoresken
das Gegentheil erreicht. Und was das Schlimmste war: Worte wie die letzten, hatte derselbe noch nie zu ihm gesprochen. Deßhalb trat er leise vom Fenster zurück und beschloß, zu schweigen.
»Nun? Habe ich etwa nicht Recht?« fuhr der Oberst fort, und als keine Antwort erfolgte, frug er in gesteigertem Zorne: »Antworte Er! Was hat Er denn eigentlich hier bei mir zu suchen, wenn Er nicht reden will, he! Was will Er denn?«
Ja, das war nun freilich schlimm! Gesprochen mußte nun werden, aber das Richtige treffen, das war schwierig. Da nahm sich Heinrich des jungen Mannes an, freilich in einer Weise, die das Feuer nicht verminderte, sondern vielmehr Oel in dasselbe goß.
»Was er will, Dorchlaucht? Darum dürfen Sie keinen Zweifel haben, obwohl das Leben theuer ist und so ein junger Mann theils auch gar manches braucht, was wir Alten längst vergessen haben.«
»Geld? Also Geld will Er schon wieder? Habe ich Ihm nicht erst vor acht Tagen Reisegeld geschickt, daß Er nach Hause kommen konnte? Mache Er sogleich, daß er hinauskommt, Er verschwenderischer Thunichtgut, sonst will ich Ihm die Wege weisen!«
Eine heiße tiefe Röthe hatte sich von der Stirn bis über den Nacken des Jünglings ergossen. Seine Gestalt richtete sich höher empor, und seine Augen funkelten vor innerer Erregung.
»Durchlaucht, ich gehe!« sprach er kurz und fest. »Keine einzige von den unzähligen Wohlthaten, welche Sie mir erwiesen, kann ich Ihnen vergelten, und darum wird mein Dank Ihnen für immer gewidmet sein; aber das Geld, den elenden Mammon, welchen Sie für mich ausgaben, ohne daß ich es von Ihnen fordern konnte, den werde ich Ihnen bei Heller und Pfennig zurückerstatten, darauf verlassen Sie sich! Was endlich den Thunichtgut betrifft und das aus der Thür werfen, so weiß ich eine gute Klinge zu führen, und ich denke, daß ich nicht vergebens um Genugthuung zu bitten brauche. Adieu!«
Er war fort, und die beiden Zurückgebliebenen blickten einander ganz verdutzt in die Augen.
»Heinz!« meinte endlich der Oberst, indem er die ausgegangene Pfeife fortlegte und nach einer neuen griff.
»Was denn, Dorchlaucht?«
»Hast Du es auch gehört?«
»Weshalb denn?«
»Daß ich mich mit ihm schlagen soll?«
»Ja, Dorchlaucht. Der Kerl ist ein Esel!«
»Nein, Heinz, Du bist einer!«
»Sapperlot, Dorchlaucht, das – – –«
»Schweig! Der Junge hat ganz recht. Er hat mich nicht gezwungen, daß ich mich seiner angenommen habe, und es ist eine Schande, wenn ein Offizier und so weiter sich so wenig beherrschen kann, daß er einer elenden Ziege wegen so einen braven Buben kränkt und beleidigt. Uebrigens ist es geradezu eine Zumuthung für ihn, sich jeden einzelnen Groschen von mir erbitten zu müssen. Das muß anders werden! Lauf, Heinz, lauf, und hole ihn zurück!«
»Gleich, gleich, Dorchlaucht, obwohl ich schon zur Thür hinaus springe!«
Kein Auftrag war dem alten Stelzfuß jemals lieber gekommen, als der, welchen er jetzt ausführen sollte. Er stampfte so laut und eilfertig den Corridor vor, daß es klang, als setze sich ein ganzes Detachement Kavallerie in Bewegung. Bei dieser Anstrengung gelang es ihm auch, den Studenten noch unten im Hofe einzuholen.
»Schmidt! Herr Schmidt! Karl! Goldjunge! Bruderherz, heda!« Und als der Gerufene endlich hörte und stehen blieb, sauste er auf ihn zu: »Halt! Battaillon Front! Sie sollen sofort mit mir zum Herrn zurück, wofür er außerdem mich Ihnen selbst nachgeschickt hat!«
»Ich habe mit dem Herrn Obersten Nichts mehr zu sprechen!«
»Nein, das ist nicht nur wahr, sondern er hat auch desto mehr mit Ihnen zu sprechen. Kehrt! Marsch!«
In diesem kritischen Augenblicke bediente er sich des Kommandos seines Herrn, welchem er selbst so oft schon Folge geleistet hatte, und da er dasselbe aus aller Kraft mit den Händen unterstützte, so blieb es auch nicht ganz ohne Wirkung.
»So laß doch wenigstens los, Heinz! Wenn mich keine neue Beleidigung erwartet, so will ich mich entschließen, noch einmal mit hinauf zu gehen!«
»Beleidigung? Wo denken Sie hin! Er ist plötzlich so gut geworden, daß ich ihn vielmehr dagegen und aus diesem Grunde gar nicht wieder erkannt habe. Also vorwärts!«
Oben angekommen, stellte Schmidt seine Pfeife wieder in die Stube Heinrichs und trat aufs Neue bei dem Prinzen ein.
»Wo hat Er Seine Pfeife gelassen?«
»Sie steht drüben bei Heinz.«
»Warum bringt Er sie nicht mit?«
»Ich habe sie nie ohne den Befehl Ew. Durchlaucht mit
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