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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht glauben, so wunderbar ist die Sache. Na, wenn die neun Tage um sind, werdet Ihr’s erfahren.«
    »Hat Dir’s ‘was gethan?«
    »Bewahre, im Gegentheile! Ich habe die Salzsäule erlöst.«
    »Die Salzsäule?« fragte Louise, der allmählich eine Ahnung aufging, was es mit dieser Geistergeschichte für eine Bewandtniß haben könne.
    »Ja, die Salz – Himmelschockschwerenoth, mit Deiner albernen Neugierde kannst Du mich noch unglücklich machen! Bald hätte ich die ganze Geschichte verrathen.«
    »Das hätte Dir keinen Schaden gebracht. Eine Salzsäule ist doch kein Geist.«
    »Das verstehst Du nicht. Nach den neun Tagen werde ich Euch Alles erklären!«
    Dem Mädchen war keine andere Salzsäule bekannt, als die biblische, und da ihr die Neugierde keine Ruhe ließ, so beschloß sie, geradezu und derb auf den Busch zu schlagen.
    »Da hast Du wohl gar dem Lot seine Frau erlöst?«
    »Freilich, freilich. Aber woher weißt denn auch Du, daß sie in der Nacht vom vierundzwanzigsten bis zum fünfundzwanzigsten umgegangen ist?«
    »Das darf ich Dir vor den neunten Tage auch nicht sagen.«
    »Nicht? Vor dem neunten Tage? Ist sie Dir denn auch erschienen?«
    »Jawohl!« antwortete sie dem mit offenem Munde erstaunt Dastehenden.
    »Wo denn, in aller Welt? Wohl hier zu Hause?«
    »Ja.«
    »Die hat mich gesucht; wahrhaftig, die hat mich gesucht und ist nachher auf die Langenberger Straße gekommen. Es ist erstaunlich, wirklich erstaunlich! Hast Du Dich denn aber da nicht gefürch –«
    Das Wort erstarb ihm auf der Zunge; denn in diesem Augenblicke geschah ein so gewaltiger Stoß an die Thür, daß das ganze Haus zu beben schien. Das Mädchen welches jetzt Alles klar durchschaute, blies, von dem erschrockenen Vater unbemerkt, behende das Licht aus und trotz der dadurch entstandenen Finsterniß war mit Hilfe der draußen am Treppenfenster brennenden kleinen Lampe eine lange, weiße Gestalt zu erkennen, welche im Zimmer stand.
    »August Wadenbach, Du hast geplaudert. Deine letzte Stunde ist gekommen!«
    Wadenbach wollte sprechen; aber wie draußen auf der Straße brachte er kein Wort hervor, und nur als die Gestalt sich ihm näherte, löste ihm die Todesangst die Zunge.
    »Gnade!« stöhnte er, vor Entsetzen zitternd.
    Da legte die Erscheinung die Hand auf seine Schulter und fragte:
    »Giebst Du Deine Tochter dem Heinrich Hahnemann, wenn ich Dir das Leben lasse, August Wadenbach?«
    »Gern, herzlich gern!« versicherte er.
    Da warf das Gespenst das Tuch von sich und rief mit fröhlicher Stimme:
    »Grüß Gott, grüß Gott, Herr Wadenbach. Da bin ich wieder!«
    Mit sperrangelweit aufgerissenen Augen starrte der Hausherr den aus dem Ei Geschälten an. Das Gesicht konnte er nicht erkennen; aber die Stimme brachte ihn auf eine schreckliche Vermuthung. Mit einem raschen Griffe zog er die Zündhölzer aus der Westentasche, und im nächsten Augenblicke war das ausgelöschte Licht wieder in Brand gesetzt.
    »Himmeltausendmohrenelement, Kerl Du bist’s? Da muß doch gleich der helle, lichte Popanz drinne sitzen, spielt der schuftige Nacker Komödie mit mir! Willst Du ‘naus; ich frage, ob Du auf der Stelle ‘naus willst!«
    »Mein Schwiegervater wird mich doch nicht zur Thür hinausstecken!« meinte Heinrich; denn der war es.
    »Ich werde Dich bei Schwiegervatern! Vorwärts marsch, oder ich mache Dir Beine!«
    »Gut, ich gehe; aber die Leute werden sich freuen, wenn –«
    »Die Leute? Warum? Ich will nicht hoffen, daß Du das auch gewesen bist, draußen auf der Straße!«
    »Natürlich, natürlich bin ich das auch gewesen. Haben Sie nicht Freude gehabt über die famose Kettenbrücke zwischen Sodom und Gomorrha?«
    »O Du, armseliger, miserabler Bengel Du! Pack Dich aus meinen Augen, oder ich mache mich über Dich her, daß Du Zeit Deines Lebens an Sodom und Gomorrha denken sollst.«
    »Und an den Schnupfen, den Lot damals hatte.«
    Er ging. Noch aber hatte er die Hausthür nicht erreicht, als ihn Wadenbach wieder zurückrief:
    »Halt; bleib’ ‘mal da! Weiß Dein Vater von der Sache?«
    »Gewiß. Der hat den Spaß ja angestellt.«
    »Ihr beiden Kerls seid Einer so schlecht wie der Andere. Mutter hol’ ‘mal die Flasche her; der Aerger bringt mich sonst um!« rief er, in sichtlichem Kampfe mit sich selbst im Zimmer auf und abgehend. Dann fragte er, zu dem Mädchen gewandt: »Willst Du denn wirklich so einen Erzhallunken zum Manne haben?«
    »Wenn’s nicht anders sein kann, ja,« lachte die Gefragte.
    »Na, da nehmt Euch

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