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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geht’s schnurstracks auf Langenberg zu und – Herr meines Lebens, nun sollte ich am Ende doch noch an die Teichschenke kommen. Ich muß aufpassen!«
    Mit scharfem Auge suchte er die Nacht zu durchdringen, und als er endlich mehrere Lichter vor sich erblickte, hielt er an. Nach dem er eine Zeit lang die Entfernungen derselben mit ängstlicher Sorgfalt berechnet hatte, meinte er:
    »Wahrhaftig, das ist nicht Langenberg. Dort das Licht, das ist der lustige Mann; das da drüben ist im Pfarrhause und hier – ja wirklich, hier steht auch die alte, abgebrochene Pappel. Juchhei, ich bin zu Hause! Komm, Hans; wir bringen zwar kein Bier; aber ich habe einen Geist erlößt. Was werden die das Maul aufsperren, wenn ich anfange zu erzählen! Vor einer halben Stunde erst haben sie mir von der Salzsäule erzählt und jetzt habe ich sie schon gesehen, hab’ sie wirklich und richtig angenießt. Komm, Brauner!«
    Nach einigen Augenblicken hielt er vor dem lustigen Manne. Mit mächtigem Schwunge ließ er die Peitsche knallen und rief mit dem kräftigsten Tone seiner Stimme:
    »Heraus, heraus; der Wadenbach ist wieder da!«
    Sofort kam der Hausknecht geeilt, und auf der Treppe wurde es von den bierdurstigen Vereinsmitgliedern lebendig.
    »Das ist rasch gegangen!«
    »Du bist doch nicht etwa wieder irre gefahren, weil Du so schnell wieder da bist?«
    »Wo ist das Faß, August?« so rief und fragte es durcheinander. Der Färber aber ließ sich nicht irre machen, stieg mit majestätischer Ruhe und Schweigsamkeit aus dem Schlittenkorbe und schritt nach der Thür.
    »Halt Bruderherz; so kommst Du uns nicht davon! Du darft den Fuß nicht eher über die Schwelle setzen, bis Du gesagt hast, wo das Bier bleibt.«
    »Jawohl,« rief Hahnemann. »Er hat wieder Nichts mitgebracht, und für Nichts und wieder Nichts lasse ich meinen Gaul nicht zu Schanden machen. Wie steht’s, Gevatter?«
    »Laßt mich los! Mir gehen ganz andere Dinge im Kopfe ‘rum, als Euer Chemnitzer Schloßbier. Wenn Ihr hübsch artig sein wollt, so sollt Ihr hören, was ich Schreckliches erlebt habe. Aber erst muß ich einen Pommeranzen haben. Die Geschichte ist mir so in die Glieder gefahren, daß ich kaum die paar Stufen steigen kann. Kommt nur mit ‘rauf!«
    Oben angekommen, ließ er sich auf den Stuhl nieder, griff nach dem schnell herbeigeholten Lieblingstrank und begann dann, einen stolzen selbstbewußten Blick um sich werfend:
    »So; das bringt wieder Leben in den Körper. Ich kenne keine Furcht, das wißt Ihr Alle, und wenn Einem unter Euch das begegnet wäre, was mir begegnet ist, so wäre er auf der Stelle vor lauter Angst und Schrecken mausetodt gewesen; aber angegriffen hat mich’s doch auch ein klein Wenig. Gebt ‘mal meine Mütze her! Erst will ich mir’s gemüthlich machen, und dann sollt Ihr zu staunen kriegen!«
    Nach dieser vielversprechenden Einleitung begann er seinen Bericht. Er war reich gespickt mit selbstgefälligen Bemerkungen und stellte den Erzähler in das Licht eines Helden, der sich auch durch das Schrecklichste nicht aus der Fassung bringen läßt. Daß hinter der Geistererscheinung etwas sehr Natürliches stecken müsse, wußten die Andern alle, und da Hahnemann an dem Färber Revanche zu nehmen hatte, so richteten sich ihre Vermuthungen natürlich sofort auf ihn. Allerdings schien das Lächeln in seinen Zügen diese Vermuthungen nicht Lügen zu strafen, und deutlich war zu bemerken, daß er bei den Worten »Kettenbrücke« und »Prosit« Mühe hatte, seine Heiterkeit nicht laut werden zu lassen.
    »’S ist doch viel, sehr viel!« rief er am Ende der Gespenstergeschichte. »Du bist wirklich ein ganzer Kerl, Gevatter, und ich will Dir offen gestehen, daß ich mich jedenfalls nicht so tapfer gehalten hätte wie Du.«
    »Ach was da!« meinte ein Anderer. »Bist Du denn wirklich so dumm, an Gespenster zu glauben? Wer weiß, was er gesehen hat, oder was für ein Spaßvogel sich mit ihm –«
    »Ich will doch nicht hoffen,« unterbrach Wadenbach den Sprecher, »daß Du glaubst, ich lasse mich in dieser Weise von Jemandem zum Narren machen. Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen.«
    »J, man kann viel sehen, wenn der Pommeranzen gut ist.« –
    »Du, werde nicht etwa anzüglich; das will ich mir sehr verbitten! Wenn mich irgend Wer zum Besten gehabt hat, wie wollt Ihr es Euch denn dann erklären, daß ich zweimal hinter einander nicht nach Langenberg gekommen bin, trotzdem ich beschwören kann, daß ich weder umgelenkt, noch einen andern

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