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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aller drei Schritte dreihundertdreiunddreißig Mal herumlaufen, worüber ich Ihr mein Wort gebe, daß ich mich dadurch nicht verzaubern lasse; meine Ziege aber lasse Sie sodann mit diesen Narrenspossen in Ruh!«
    Auf eine so energische Weise zurückgewiesen, hielt Adeline es für das Beste, zu schweigen, und so setzten sich denn die drei Leidensgefährten wieder nach Wildauen zu in Bewegung. Beim Bergwirthshause angekommen, blieb Heinz stehen.
    »Geht Sie noch einmal mit herein? Mir ist der Aerger dazumal so in das Bein geschlagen, daß es mir ganz schwach drin wird.«
    »Ich gehe mit; ich koche förmlich vor Asthma!«
    »Na, indessen komme Sie rasch, sonst wird ein schöner Pflaumenmuß fertig werden!«
    Die Ziege wurde natürlich angebunden, und sodann erhielten die Wirthsleute eine ausführliche Beschreibung des letzten Neudorfer Erlebnisses. Der Wirth mußte sich alle Mühe geben, ernsthaft zu bleiben; die Wirthin aber schüttelte ein Mal über das andere den Kopf, schlug vor Erstaunen die Hände zusammen und ging schließlich mit dem Lichte hinaus, um das unbegreifliche Thier nochmals und zwar genauer in Augenschein zu nehmen.
    »Es ist dieselbe Ziege, die ich gestern gesehen habe,« entschied sie. »Wie ein Bock d’raus werden kann, das ist mir vollständig unbegreiflich!«
    »Ich habe Dir ja gesagt,« erwiederte ihre Schwester, »daß am Bartholomäustage alles Gethier, welches sich nicht unter Dach und Fach befindet, in Gefahr kommt, verwandelt zu werden.«
    »Ach, gehe mir mit Deinem Aberglauben, der –«
    »Aberglauben? Du weißt ja gar nicht, was Glauben und was Aberglauben ist! Wenn Du so wie ich den Samiel auf dem Theater gesehen hättest, so würdest Du ganz anders reden!«
    »Jawohl!« stimmte Heinz bei. »Den Samiel habe ich nicht gesehen, trotzdem ist das auch gar nicht nothwendig, weil ich an seiner Stelle noch ganz andere Dinge erfahren und erlebt habe. Wem der Wind so um die Nase gepfiffen ist, wie mir, der kann darauf auch ein Wörtchen mitreden, indem mir einmal Etwas passirt ist, worin ich ganz genau beweisen kann, daß es Manches giebt, was sich nicht begreifen läßt. Das war nämlich damals Anno Vierzehn, als der Oberst mit mir in Frankreich stand, und wir lagen bei einer jungen Wittfrau in Quartier. Sie war nämlich ganz verteufelt hübsch und hatte daher ein solches Auge auf mich geworfen, daß ich eines Tages mich unter die Thür stellte, um mein Lederzeug zu putzen. Da kommt plötzlich ein – – –«
    »Es wird wohl bald zu regnen anfangen,« unterbrach ihn der Wirth, welcher auf einige Augenblicke hinausgegangen war. »Der Himmel ist trübe und schwer, und die Luft wird nebelig.«
    »Sapperlot, Jungfer, trotzdem müssen wir machen, daß wir so schnell wie möglich nach Hause kommen. Sogleich ich einmal naß werde, ist der Rheumatismus da, obwohl ich ihn dann unter vierzehn Tagen gar nicht wieder los werde. Vorwärts, marsch!«
    Es war nicht so gefährlich mit dem Regenwetter; aber der Wirth mochte seine Gründe haben, den Bock sobald wie möglich los zu werden. Heinz löste ihn ungeschaut von der Stange und humpelte in möglichster Eile voran, um so trocken wie möglich nach Hause zu kommen. Adeline that fast über die Gebühr, Schritt mit ihm zu halten, und so erreichten sie das Schloß in weit kürzerer Zeit, als es sonst der Fall gewesen wäre. Ohne sich auf dem Hofe zu verweilen, ging es nach dem Stalle, wo Heinz das Thier an dem ihm bestimmten Platze festband.
    »Da haben wir die alte Liese also doch noch glücklich hergebracht,« meinte er, »und wer mir nun außerdem sagt, daß es ein Bock ist, der soll darüber sehen, mit wem er es zu thun bekommt!«
    »Ja, es ist beim Ludwig eine ganz andre Sache als beim Bartholomäus. Da ist Futter. Ich bin todtmüde und werde machen, daß ich zu meiner Ruhe komme!«
    »Thue Sie das, obgleich es mir nicht so wohl wird, da der Alte noch Licht hat und mit dem Schmidt gewiß noch bei der Pfeife sitzt. Insofern muß ich mir also auch noch eine anstecken. Aber verschlafe Sie es ja nicht, womit Sie weiß, es ist von wegen der Milch!« – – –
     
    Wie gewöhnlich nach vollbrachter Nachtruhe, stand am andern Morgen der Oberst wieder am geöffneten Fenster, so eingehend mit seiner holländischen Thonpfeife beschäftigt, daß es ihm fast unmöglich war, durch die Rauchgardine die vor ihm sich ausdehnende Landschaft zu erkennen. Da öffnete sich die Thür, aber nicht geräuschvoll wie gewöhnlich, und hereinrauschte nicht wie sonst mit

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