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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Herrn, einmal die Jungfer und dann wieder den unbegreiflichen Ziegenbock an.
    »Nun?«
    »Ja, nun! Das ist ein Bock, Dorchlaucht!«
    »Allerdings, das ist ein Bock, und Du, Du bist der fürchterlichste Dummhut, der mir in meinem Leben vorgekommen ist. Du wirst nun Deine acht Wochen Spießruthen richtig ablaufen müssen!«
    »Dorchlaucht, indessen wäre es doch viel gescheidter, wenn das der Ziegenbock thun müßte, inwiefern ja nur er allein an dem ganzen Unheil Schuld ist. Das Viehzeug hat den Teufel, den leibhaftigen, lebendigen Teufel, damit es doch nun und nimmermehr einem rechtschaffenen und ehrlichen Menschen einfällt, sich aus einer Ziege in einen Bock zu verwandeln. Denn das ist dieselbe Ziege, die ich geholt habe, und an dem Bocke bin ich so gewiß unschuldig, als die Jungfer an der Ziege!«
    »Halte mir nur den Mund mit Deinem Teufel, denn der könnte aus Euch drei Kreaturen ebenso wenig klug werden wie ich selber. Da stehe ich nun und möchte vor Aerger über die räthselhafte Geschichte platzen, und Ihr steht dabei, wißt weder Gix noch Gax und könnt Euch das Ding nicht erklären, trotzdem Ihr doch dabei gewesen seid!«
    »Nicht erklären, Dorchlaucht? O, darüber könnte ich schon fertig werden. Der Schulze hat den Drachen, zumal derselbe in die Ziege gefahren ist und nun Jeden vexirt, der sie von Neudorf wegschaffen will –«
    »Habe ich Dir nicht gesagt, daß es aus mit uns ist, wenn Du mir mit Deinem Drachen kommst?«
    »So will ich hiermit gar nichts weiter sagen, Dorchlaucht, denn ich weiß, wem ich zu gehorchen habe, weil Sie davon schon seit Anno Vierzehn überzeugt sein können. Sie standen damals mit mir in Frankreich, und wir lagen bei einer jungen Wittfrau in Quartier, wiewohl dieselbe ganz verteufelt hübsch war. Sie hatte nicht nur ein Auge auf mich geworfen, sondern ich stehe auch eines Tages unter der Thür und putze zuweilen mein Lederzeug; da kommt plötzlich ein – – –«
    »Nur immer herein!« unterbrach hier der Prinz die unglückselige Erzählung. Die Thür war nicht geschlossen worden, und so hatte er Schmidt bemerken können, welcher kam, um den ein für alle Mal befohlenen Morgenbesuch abzustatten. Er blieb wie erstaunt unter dem Eingange stehen und bildete in Haltung und Miene ein so deutliches Fragezeichen, daß der Oberst erklärend fortfuhr:
    »Da ist die heillose Ziege wieder ein Bock! Kann Er das begreifen?«
    »Nein,« antwortete er nach einer Pause, während welcher er mit einer sichtbaren Bestürzung zu ringen schien. »Das geht mir aber doch nun über alle Begriffe!«
    »Mir auch! Es kann doch bei einem Menschen, der seine gesunden Augen noch im Kopfe hat, unmöglich eine solche Verwechslung vorkommen; der Schulze schickt mir keinen Bock, daß weiß ich ganz genau; Zauberei ist Larifari – alle Bomben und Granaten, was denn nun weiter?!«
    »Ja, da fragen mich Durchlaucht wahrhaftig zu viel! Einen Haken hat die Geschichte, das ist sicher, aber wo er liegt, das möchte ich wissen!«
    »Na, Er ist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen! Kann Er sich denn gar Nichts denken?«
    »Hm, dazu müßte man über jede Einzelheit ganz genau unterrichtet sein!«
    »Nun gut, so setze Er sich; die Beiden mögen ihre Litanei einmal so ausführlich wie möglich herdeclamiren!«
    Das geschah, obgleich durch die Art und Weise, in welcher sowohl Heinz als auch Adeline ihre Erzählung vortrugen, die ohnehin geringe Geduld des Obersten auf eine harte Probe gestellt wurde. Nach beendetem Berichte schüttelte Schmidt den Kopf.
    »Ich könnte mir nur Eins denken, und auch das kann doch unmöglich das Richtige sein, da es doch wohl Niemand wagen darf, trotz gewisser Eigenheiten, die allerdings selbst in Neudorf bekannt sind, die Dienerschaft Ew. Durchlaucht zum Gegenstande – – –«
    »Halt! Sapperlot, das wollte ich einmal sehen! Der Heinz ist ein ehrlicher Kerl, obgleich er gar nicht weiß, was für unsinniges Kauderwelsch er zu Tage fördert, und die Jungfer, nun, die hat zwar ihre Mucken, aber wo will ich denn eine Bessere hernehmen, da – – na, ich will Sie nicht beleidigen, und Sie braucht sich auf mein ›Zwar‹ auch nicht gar zu viel einzubilden! – Aber das, woran er denkt, scheint mir nicht ganz unmöglich zu sein, denn wenn sich so ein Volk einen Spaß machen will, so fragt es viel darnach, ob ich dadurch auch beleidigt werde. Trotz des Aergers, den man dabei hat, muß man sich die Sache mit Ruhe überlegen, und da sehe ich gar wohl ein, daß die beiden armen Sünder

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