Die Fastnachtsnarren. Humoresken
des Prinzen erscholl, und zu gleicher Zeit rief es durch die sich öffnende Thür des Nebengemaches.
»Heinz!«
Der Diener ließ die Pfeife auf den Fußboden fallen und stand im nächsten Momente draußen. Der Ruf des Prinzen war ihm mehr werth, als das kostbarste Geschenk, welches ihm Jemand hätte machen können.
»Was denn, Dorchlaucht?«
»Schmidt soll kommen!«
»Sobald auf der Stelle, Dorchlaucht!«
Er faßte den jungen Mann und stieß ihn in größter Eilfertigkeit zur Thür hinein.
»Hiermit kommt er schon, Dorchlaucht!«
»Wo treibt Er sich denn eigentlich herum?« begrüßte der Oberst den Eintretenden. »Er ist nun vor länger als einer Stunde unten durch das Thor gegangen und läßt sich noch immer nicht bei mir sehen!«
»Verzeihung, Durchlaucht! Ich hatte soviel Trost zu spenden, daß ich unmöglich eher kommen konnte.«
»Trost? Das lasse Er nur bleiben, denn wer auf Seinen Trost angewiesen ist, der ist sicher halb verrathen und dreiviertel verkauft! Wo hat Er denn Seine Pfeife?«
»Ich habe sie bei Heinz abgestellt.«
»So, bei dem schmeckt es Ihm wohl bedeutend besser als bei mir, he?«
»Nein; aber ich darf doch unmöglich wagen, ohne besonderen Befehl – – –«
»Schon gut! Recht hat Er, das ist wahr; aber gehe Er hinüber und hole Er sich seine Lange; wir wollen einige Köpfe voll verknallen!«
»Befehlen der Herr Oberst, daß ich für Sie stopfe, oder – – –?«
»Hm! Er ist ein Tausendsapperloter. Glaubt Er denn, daß ich nicht merke, wo Er hinzielt? Fängt da der Kerl noch in seinen alten Tagen von dem heiligen Bartholomäus, dem Pillenschnitter, dem Drachen und was weiß ich Alles an zu faseln! Na, er mag mit herüber kommen, denn es versteht doch weiter Niemand meine Holländischen so recht nach meinem Gusto zu behandeln!«
So war denn vor der Hand Waffenstillstand geschlossen; die drei Männer saßen grad wie gestern rauchend und erzählend beisammen, und als der Prinz die beiden Andern endlich verabschiedete, wandte er sich an Heinz mit der Entscheidung:
»Heinz, Du bist ein Esel; aber Du sollst trotzdem noch einmal bei mir bleiben dürfen; doch fange mir ja nie wieder von Deinen vertrakten Teufelsgeschichten an, sonst ist es mit uns Matthäus am Letzten!«
»Dorchlaucht, neben diesen Sachen wissen Sie doch, daß Sie sich stets auf mich verlassen können, und dementgegen freut es mich von ganzem Herzen, warum wir wieder Eins sind!«
»Gut! Aber denke ja nicht etwa, daß Du ohne Strafe wegkommst! Du hast gesagt, wenn der Bock wieder in seinen alten Stall gebracht werde, so müsse der Zauber aufhören und es werde wieder eine Ziege aus ihm werden. Gut, das sollst Du mir beweisen! Und so wirst Du denn heut Abend mit der Jungfer den Bock wieder nach Neudorf schaffen – verstehst Du wohl? Du selbst mit der Jungfer – und mir die Ziege bringen, in welche er sich umgewandelt hat.«
»Dorchlaucht, das dürfen Sie ungefähr nicht von mir verlangen, dabei ich mit meinem hölzernen Beine im ganzen Leben nicht nach Neudorf komme. Inzwischen ist es mir ganz und gar nicht gegeben, mit dem Krakehllinchen des Nachts allein draußen herumzulaufen, und auf diesen Fall mag also die Jungfer ihren Ziegenbock allein nach Hause schaffen!«
»Daraus wird Nichts! Du hast die Wahl: entweder schaffst Du den Bock mit fort, oder Du bist entlassen. Der Schmidt kann heut Abend an Deiner Stelle bei mir bleiben, damit ich mich nicht langweile. Ich will Euch schon Euren Bartholomäus aus dem Kopfe treiben und Euch zur Einsicht bringen, daß Bock, Bock und Ziege, Ziege ist. Morgen will ich meine gewohnte Ziegenmilch haben; dabei bleibt es. Kehrt! Marsch!« –
»Was sagen Sie dagegen?« frug Heinz draußen vor der Thür den Studenten. »Darum ist es eine sehr schlechte Angewohnheit von ihm, auf den geringsten Fehler eine Strafe zu setzen, wiewohl er das noch vom Militär her hat. Aber gehen Sie jetzt, somit er Sie nicht wieder fragen kann, wo Sie sich herumtreiben.«
Schmidt folgte diesem Rathe. Es war ihm zwar nicht angenehm, daß er auf den Abend dem Prinzen Gesellschaft leisten sollte; aber er wußte, daß er sich wegen des Umtausches sehr wohl auf den Wirth verlassen könne, und so begab er sich denn noch im Laufe des Vormittags nach der Bergschänke, um ihn von dem Nöthigen zu unterrichten. –
Der Abend war kaum hereingebrochen, so fanden sich Heinz und die Jungfer im Stalle zusammen.
»Leuchte Sie doch einmal ordentlich her,« meinte der Erstere, dessen Stimme man es anhörte, daß
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