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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erschrocken und sehen uns nach Rettung um.
    Es gab Euch wahrhaftig keinen Platz, wo ich mich bequem hätte verstecken können; aber dahinten auf dem Tische in der Ecke stand ein Tragkorb; das war die einzige Möglichkeit, denn draußen in der Backstube hätte ich zwischen den nackten vier Wänden erst recht keinen Ort gefunden.
    »Steig’ rasch in den Tragkorb, Franz; ich decke Dich zu!« bat Emma. Es war ihr himmelangst, denn der Störenfried konnte kein Anderer, als ihr Vater sein.
    Schnell war ich auf dem Tische, steige in den leeren Korb, ducke mich zusammen, und kaum hatte sie ein Mehltuch darüber gebreitet und mit dem Strickstrumpfe wieder an dem Tische Platz genommen, so wurde die Stubenthür geöffnet.
    Der Obermeister war’s.
    »Ich denke, Du bist schon längst schlafen gegangen!« meinte er.
    »Ich habe noch nothwendig zu stricken.«
    »So, hm, und ich noch nothwendig zu lesen!«
    Durch eine Spalte in dem Weidengeflechte konnte ich den ganzen Raum überblicken und bemerkte, daß er sich sehr aufmerksam in der Stube umsah. Er trat an den Ecktisch, faßte den Korb und schüttelte ihn ein wenig.
    »So, so, also gestrickt hast Du! Hat Dir vielleicht Jemand mit geholfen?«
    »Wer sollte denn?«
    »Nun, ich weiß nicht, vielleicht der Lehrjunge. Zu Zweien strickt sich’s besser. Na, mach’ nur Deinen Kram.«
    Er langte auf das Bret über der Thür und nahm die Nürnbürger Bilderbibel herab, trug sie zum Tische und begann zu lesen.
    »Gieß’ Oel in die Lampe, Emma,« befahl er nach einer Viertelstunde. »Mach’ sie richtig voll; ich bleib’ gleich auf, bis das Backen losgeht!«
    Na, das war eine schöne Zuversicht! Er wollte da bleiben; ich stak im Tragkorbe, und drüben bei mir hatte ich den Hefenteig stehen, der sicher aus dem Backtroge in die Stube lief, wenn ich nicht nach Hause konnte. Hätte ich nur genau gewußt, ob er etwas gemerkt hatte; aber er that so gleichgiltig, daß es mir möglich schien, ich könnte mich hinter seinem Rücken aus dem Korbe machen und leise davon schleichen. Das hatte aber gute Weile. Es war so still in der Stube, daß man die geringste Bewegung von mir hören mußte. Wenn ich nur den Kopf ein wenig rührte, so prasselte es rund um mich herum, und ich kann Euch die Stellung, in der ich mich befand, und die Unbequemlichkeit, die sie mir verursachte, gar nicht beschreiben.
    Endlich mochte ihm doch die Geduld ausgehen.
    »Geh’ nun einmal schlafen, Emma, und schicke mir den Gesellen herab!«
    Sie mußte gehorchen, nahm gute Nacht und ging fort.
    Jetzt stand er auch vom Stuhle auf und ging, sich vergnügt die Hände reibend, in der Stube auf und ab. Nun wurde mir erst wirklich unheimlich zu Muthe. Durch die Spalte sah ich deutlich die schadenfrohen Blicke, die er in meine Ecke warf. Es war richtig, er hatte den Braten gerochen und nur geschwiegen, um irgend einen Plan ausführen zu können. Was war zu thun? Sollte ich stecken bleiben oder –
    Da trat der Geselle ein. Er hatte im ersten Schlafe gelegen und gähnte entsetzlich.
    »Erst um Zwölf! Was soll ich denn, Meister?«
    »Das soll Er gleich hören. Komm Er einmal vor an die Thür!«
    Sie flüsterten leise miteinander. Es war klar: ich sollte denken, ich sei noch nicht entdeckt, und darum ruhig stecken bleiben, ohne zu hören, was der Geselle eigentlich sollte. Ich hörte ihn heimlich lachen und dann durch den Hausflur hinaus in den Hof gehen. Dann vernahm ich den Schall einer Hacke, die auf Holz traf. Jetzt wußte ich auf einmal, was sie mit mir vornehmen wollten, und schon stand ich im Begriffe, emporzufahren und der Sache ein Ende zu machen, als sich mir ein Ausweg eröffnete.
    »Meister, ich bring’s nicht allein fertig; die Breter sind eingefroren!« klang es mit unterdrückter Stimme von der Hinterthür her.
    »So muß ich helfen; aber mach’ rasch!«
    Er eilte hinaus. Er mochte denken, ich habe noch keinen Verdacht geschöpft und werde nicht den Muth haben, die wenigen Augenblicke zu benutzen. Schnell aber stand ich in der Stube und öffnete die Thür zur Bäckerei. Ich hatte mich gleich bei meinem Kommen dort umgesehen und neben der Beute einen Korb bemerkt, welcher gerade wie der meinige mit einem weißen Tuche bedeckt war. Ich versuchte ihn; er hatte ein ziemliches Gewicht, und im Nu war er mit dem anderen umgewechselt. Dann flog ich unter den Tisch und drückte mich so tief in den Schatten, daß ich wenigstens nicht auf den ersten Blick erkannt werden konnte.
    Dies Alles hatte kaum eine Minute in Anspruch

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