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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie eine Klapperschlange und – Mensch und Thier ging auseinander und zwar mit dem Schwure, sich nie wieder zu begegnen. Die Cyper und der Wachtelhund haben diesen Schwur gehalten; der Erstere steht ausgestopft auf dem Kassenschranke und bewacht die Banknoten seines Herrn; die Letztere liegt in demselben präparirten Zustande auf dem Sekretär und blickt mit den künstlichen Augengläsern auf die Herrin, wenn diese mit den Thalern klimpert; Beide sind von dem Geiste des Hasses getrennt und von keinem versöhnenden Zufalle wieder zusammengeführt worden, – das Firmament sei ihren Namen gnädig!
    Herr August Hildebrandt zog, um allen Erinnerungen und Aergernissen aus dem Wege zu gehen, nach Wiesenburg, wo er sich vor dem Orte ankaufte, um, mit aller Welt verfeindet, sein jetziges Einsiedlerleben zu beginnen. Christian war die einzige menschliche Seele, die sich ihm nahen durfte. Um das Herz des Verbitterten legte sich eine Rinde, welche von Jahr zu Jahr stärker und härter wurde, bis er es selbst glauben mußte, daß seine Liebe sich in den grimmigsten Haß umgewandelt habe.
    Fräulein Auguste Hildebrandt war zurückgeblieben, doch nicht für lange Zeit. Sollte sie von sich sagen lassen, daß der Ungetreue, dessen Pflicht es gewesen wäre, um Verzeihung zu bitten, die Stadt verlassen habe, um ihrer etwaigen Annäherung auszuweichen? Nein; auch sie zog fort, und zwar nach Wiesenberg, nicht etwa aus Sympathie für den Namen seines jetzigen Wohnortes, sondern um ihm zu beweisen, daß sie ganz das Nämliche haben könne wie er. Derselbe Architekt, der ihm sein Häuschen gebaut hatte, mußte ihr das ihre errichten, derselbe Möbleur es ausstatten; sie mußte Alles bis auf das Tüpfelchen so bekommen, wie er es hatte, und sogar der Name ihres Dienstmädchens, der Name ihrer Adoptivtochter mußte der ganz gleiche sein. Und wie sie sich von der Außenwelt zurückzog, so trat auch ihr Herz immer weiter nach innen, bis sie seine Stimme nicht mehr vernahm und die frühere Zuneigung völlig erstorben und in grimmen Haß verwandelt glaubte.
    Soeben sitzt sie am Sekretär und zählt. Ihre Mienen zeigen eine Heiterkeit, welche mit ein wenig Schadenfreude vermischt zu sein scheint.
    »Endlich, endlich habe ich es errungen! Er ist ausgestochen, er ist besiegt; von jetzt an stehe ich um eine Steuerklasse höher als er. O, er wird sich ärgern, er wird geradezu wüthend sein, wenn er es erfährt! Ich muß mir nur einmal vorstellen, wie sein verhaßtes Gesicht dabei aussehen wird.«
    In der Nische des Sekretärs steht ein mit schwarzem Flor verhüllter Rahmen; sie schlägt die Umhüllung zurück und betrachtet das nun sichtbar werdende Bild.
    »Schade, jammerschade um den Menschen, daß er ein so schwarzes Herz hat! Es geht ihm grad wie den Hunden, die er liebt, weil er weiß, daß ich diese Bestien nicht ausstehen kann. Er war unausstehlich und ist es auch noch, sonst hätte er längst Eine gefunden, die es mit ihm zu versuchen wagte.«
    In diesem Augenblicke erschallt draußen vor dem Entrée ein markerschütterndes Geschrei. Sie springt empor und eilt hinaus. Ihre Lieblingskatze krümmt sich an der Erde; der Schwanz ist ihr zwischen die Thür geklemmt.
    »Himmel, was muß ich sehen! Doris, meine süße Doris, welches Ungeheuer hat Dir das gethan? Christine, Christine!«
    Sie befreit das Thier aus der fatalen Lage, nimmt es liebkosend empor und ruft nach der Dienerin. Diese kommt mit zinnoberrothem Gesichte aus dem Garten herbeigelaufen.
    »Bist Du jetzt durch diese Thür gegangen?«
    »Ja.«
    »So! Und hast dabei die Doris eingeklemmt, Du leichtsinniges, unbarmherziges Geschöpf! Schau her, wie sie jammert und sich krümmt! Du wirst von Tag zu Tag unachtsamer, und wenn das so fortgeht, da kann ich Dich nicht länger gebrauchen.«
    Christine stemmt die Arme in die Seiten und stellt sich breitspurig vor die Herrin hin.
    »Was bin ich, und wie bin ich? Leichtsinnig bin ich, unbarmherzig bin ich und unachtsam bin ich? Ja, leichtsinnig bin ich gewesen, sonst wäre ich nicht zu einer Herrschaft gezogen, die weiter nichts kann als Katzen hätscheln und Dienstboten turbiren; aber unbarmherzig? Was ists denn anders gewesen als die reine Barmherzigkeit, daß ich so lange bei Ihnen ausgehalten habe? Und unachtsam? Grad der Achtsamkeit wegen habe ich aus Versehen und in der Eile hier den Schwanz zwischen die Thür geklemmt! Draußen hängt die Wäsche im Garten; sie kostet mich manche Mühe und Anstrengung, und da zerren wohl an die zwanzig

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