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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehr ansah, was für eine Farbe er gehabt hatte, einen Hut, der mit seiner Krempe auf gespanntem Fuße lebte, ein paar Stiefel, die früher vielleicht einmal Stiefel gewesen waren, und Wäsche? Na, von der will ich heut Abend ‘mal gar nicht reden.
    Es war gar nicht etwa mein Wille, hier zu bleiben, denn warum? Ich wollte wieder nach Berlin zu meinem alten Meister, aber als ich wegen des Reisegeschenkes zum alten Schmiede-Ludwig kam, da hat er mich so von der Seite angesehen und gesagt:
    »Wenn ich wäre, wie Er, da lief ich nicht so in der Welt herum!«
    »Inwiefern – inwieso?«
    »Gucke Er sich nur ‘mal ordentlich an, dann wird Er ganz von selber wissen, was ich meine.«
    Da habe ich mich denn auch angeguckt und – bin dageblieben. Der Mann hatte Recht. Es hat auch gar nicht lange gedauert, da hat mir das ordnungsmäßige Leben wieder gefallen, ich bin zu guten Kleidern und Sachen gekommen und habe meine Freude an mir selber gehabt. Es ist noch kein ganzes Jahr vergangen gewesen, so haben sie mich zum Obergesellen gemacht, und wenn ich des Sonntags auf den Saal oder in eine Wirthschaft gekommen bin, so habe ich mich zu den angesehensten Bürgern setzen und mit den vornehmsten Mädchen tanzen dürfen. So etwas thut Einem gar wohl und macht das Leben und die Arbeit leicht.
    Nun dürft ihr aber nicht etwa denken, daß ich deshalb viel hinter dem Bierkrug gesessen habe; nein, ich bin hübsch zu Hause geblieben, habe gelesen oder sonst etwas Nützliches getrieben, und nur wenn des Engelbäckers Marie einmal zu Tanze gegangen ist, da bin ich in meinen feinen Rock gefahren und in den Rathskeller gegangen, denn das Blitzmädel lag mir im Kopfe und auch noch etwas tiefer, ohne daß ich eigentlich sagen konnte, wie sie da hinein gekommen war.
    Ein sauberes Weibsbild war sie und ordentlich dazu. Und was nun gar das Herz betraf, so hatte sie es ganz auf dem richtigen Flecke; das bewies sie an ihrer Mutter, die nicht so bei rechter Gesundheit war, und an ihren kleinen Geschwistern, die mit ganzer Seele an ihr hingen. Kurz und gut, sie war grad so, wie ich mir ein braves Mädchen gedacht hatte, und deshalb lief ich täglich wohl hundert Mal unter die Thüre und schaute über die Gasse ‘nüber, ob ich das Köpfchen mit den langen, dicken, blonden Zöpfen ‘mal sehen könnte, und wenn sich’s nun traf, daß sie am Fenster stand und mir freundlich zunickte, da bin ich reicher gewesen, als der große Mogul, und der Hammer hat geklungen, daß es nur so eine Art hatte.
    Aber es ist gar mancherlei dabei zu bedenken gewesen, denn ihr Vater war einer der Reichsten mit in der Stadt, und ich hatte nichts in der Lade, als ein paar armselige Gulden, mit denen nicht viel anzufangen war. Der Meister hatte freilich schon öfters davon gemunkelt, daß er sich zur Ruhe setzen und das Geschäft verkaufen wollte, und mich dabei wieder so schief angesehen, wie damals, jedoch wußte ich nicht so recht, wo er eigentlich mit diesen Redensarten hinaus wollte, und war deshalb ruhig dabei geblieben.
    Da – es war zum zweiten Weihnachtsfeiertage – bekommt der Engelbäcker Besuch. Es war ein reicher Bäckerssohn aus Liebenthal, dem es nicht mehr zu Hause gefiel, weil sein Vater ihm eine Stiefmutter gebracht hatte; deshalb wollte er fort und sich um ein eigenes Geschäft bekümmern. Dazu gehört nun freilich eine Frau, und das – das sollte die Marie werden.
    Ihr könnt euch gar wohl denken, daß mir die Geschichte gleich in alle Glieder geschlagen ist, und ich bin selbigen Nachmittag fast keine Minute vom Fenster weggekommen. Das war da drüben eine Freude und eine Herrlichkeit, als ob das große Loos in’s Haus gefallen wäre, und nur die Marie ist zuweilen an’s Fenster gekommen und hat herübergeschaut, so trübselig, daß ich mir vornahm, endlich einmal den rechten Muth zu fassen.
    Am Abend bin ich auf den Rathskeller gegangen, und kaum war ich in den Saal getreten, so habe ich sie mit ihm tanzen sehen. Das hat mir einen ordentlichen Stich gegeben; aber nachgehalten hat’s nicht lange, denn kaum ist sie wieder auf ihrem Platze gewesen, so hat sie sich umgesehen und gesucht, bis sie mich endlich stehen sah. Da ist’s so hell und freundlich auf ihrem lieben Angesicht geworden, daß ich gleich über den Saal hinübergelaufen bin und sie zum ersten Male gefragt habe, ob auch ich einen Tanz mit ihr machen dürfe.
    Sie hat gar nichts dazu gesagt, sondern blos genickt, aber dieses Nicken ist ein ganz besonderes gewesen, und ich habe nun Alles

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